Raw Frand zu Parschat Ki Tawo 5763
Glücklichsein ist eine Mizwa
Die Parscha dieser Woche spricht von der Mizwa (Gebot), die Erstlingsfrüchte ("Bikurim") nach Jeruschalajim zu bringen. Der Bauer ist verpflichtet, G'tt für die Fülle, mit der er bedacht worden war, zu danken. Die Torah befiehlt dem Bauern, seinem Dankesgefühl mit Worten Ausdruck zu verleihen und er ist darüber hinaus verpflichtet, Freude zu empfinden: "Du sollst dich freuen an all dem Guten, welches Haschem, dein G'tt dir und deinem Haushalt gegeben hat ..." [Dewarim 26:11]
Rav Mordechaj Gifter stellt die Frage, wieso die Torah es nötig fand, das Gebot, sich zu freuen, hinzuzufügen? Der Bauer hat noch vor kurzer Zeit eine ertragreiche Ernte eingebracht und kommt nach Jeruschalajim, beladen mit Erstlingsfrüchten. Er fühlt sich bereits grossartig. Warum muss die Torah noch ein zusätzliches Gebot - sich an allem, was G'tt dir gab, zu freuen - anfügen?
Rav Gifter erklärt, warum dieses Gebot notwendig ist. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Mensch mit einer Fülle von Bikurim nach Jeruschalajim zieht und sich dabei denkt: "Es hätte mehr sein können!" Er könnte voll Neid die Früchte seines Nachbarn betrachten und sich denken: "Er hatte einen besseren Ertrag als ich." Leider kann man mit der grössten Fülle bedacht werden und sich immer noch dafür entscheiden, unzufrieden zu sein. Deshalb befiehlt uns die Torah als Teil der Mizwa von Bikurim, das Gute zu schätzen. Wir sollen unseren Besitz betrachten und uns an allem, was uns gehört, freuen.
Wir sollen uns an dem, was uns gehört, freuen. Dies gilt auch, wenn es mehr HÄTTE sein können und sogar wenn unser Nachbar eine grössere Ernte HATTE. War es G'ttes Ratschluss, uns mit etwas zu segnen, sollen wir uns darüber freuen.
Damit können wir auch die Verse in der Mitte der Tochachah (Zurechtweisung) unserer Parscha erklären: "Weil du Haschem, deinem G'tt, nicht mit Freude und der Zufriedenheit deines Herzens gedient hast, als alles in Fülle vorhanden war." [Dewarim 28:47-48]. Alle die schrecklichen Flüche, die in der Tochachah bildlich bis in die kleinste Einzelheit beschrieben werden, trafen ein, weil wir es verpasst hatten, G'tt in Freude und Zufriedenheit zu dienen, als wir von allem mehr als genug hatten ("me'rov kol").
Diese zwei Worte ("rov" und "kol") sollten uns an einen früheren Abschnitt der Torah erinnern. Esav war derjenige, der sagte [Bereschit 33:9] "Jesch li ROV" ("Ich habe eine Fülle") und Ja'akov derjenige, der antwortete: "Jesch li KOL" ("Ich habe alles, was ich brauche.") [Bereschit 33:11]. Der Unterschied zwischen einem Esav und einem Ja'akov ist wie folgt: Esav kann noch so viel besitzen - für ihn ist es immer "eine Fülle". Ja'akov erkennt jedoch, dass sein Besitz wahrlich "kol" ist - alles, was er braucht.
Der Pasuk der Tochachah lässt uns wissen, dass ein Mensch im Grunde nur wegen "me'rov kol" unglücklich ist, der Tatsache, dass all die guten Dinge, die er besitzt für ihn nur "Fülle" sind - mit der gleichen Sichtweise, mit der Esav auf seine Besitztümer blickte. Wann immer ein Mensch meint, dass er nicht "kol" (alles) hat, ist er unglücklich. Das grösste Mass an "rov kol" (Fülle) wird einen Menschen nie glücklich machen - so wie der Talmud lehrt: "Wer hundert hat, will zweihundert."
Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Mordechai Gifter (1916 2001): Rosch Jeschiwa, Telser Jeschiwa, Cleveland, Ohio; USA.
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