Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Paraschat Nizawim 5779

Ergänzungen: S. Weinmann

Beracha (Segen) als Anstoss zu Teschuwa?

Paraschat Nizawim folgt auf die Tochecha (Worte der Zurechtweisung und Strafe) in Paraschat Ki Tawo. Auch in dieser Parascha finden wir eine Reihe von Verwünschungen. Nach all diesen Flüchen, steht im Passuk gegen Ende der Parascha: "Und es wird sein, wenn alle diese Worte auf dich kommen werden – der Segen und der Fluch – die Ich dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst, wenn du unter all den Völkern weilst, unter die der Ewige, dein G“tt, dich verbannt hat; und du zu Haschem, deinem G“tt, zurückkehrst und auf seine Stimme hörst, ganz so, wie ich es dir heute gebiete, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele; dann wird auch der Ewige, dein G“tt, dein Geschick wenden…" [Dewarim 30:1-3].

Kurz: Wenn ihr all die schrecklichen Dinge sehen werdet, die euch geschehen, so werden sie euch aufrütteln und dazu bringen, Teschuwa (Rückkehr) zu tun. Es scheint jedoch seltsam, dass unter den Dingen, die euch zu Teschuwa bringen werden, der Fluch wie auch der Segen mitenthalten ist? Normalerweise ist Segen kein Antrieb zu Teschuwa.

Wir verstehen wie Zarot (Leiden) zu Teschuwa führen. Wenn ein Mensch durch eine schwierige Zeit geht, so beginnt er sich zu prüfen. Er fragt: "Weshalb geschieht mir dies?" Krankheit, Flüche und Probleme sind eine Motivation für den Menschen, seine Taten zu untersuchen und sie zu ändern. Doch scheint es schwierig zu verstehen, dass als Anstoss zur Teschuwa Segen in die gleiche Kategorie fallen soll, wie Flüche.

Manche Kommentatoren verstehen dies so, dass sich dieser Passuk auf jemanden bezieht, der zuerst gesegnet war und danach Schwierigkeiten erfuhr. Der Kontrast zwischen den früheren Segen und den

jetzigen Flüchen ist die Ursache für die Selbstprüfung, welche zu Teschuwa führt.

Der Schemen HaTow hat eine andere Erklärung. Der Schemen HaTow erläutert, dass "Beracha" (Segen) manchmal doch ein Grund für Teschuwa sein kann. Wenn es jemandem sehr gut geht, dann sollte diese Beracha eine Motivation für Teschuwa sein.

Ein Mensch muss sich fragen: "Weshalb geht es mir so gut? Ist es etwa, weil ich ein solch guter Mensch bin? Ist es, weil ich viel gescheiter bin als die Konkurrenz?" Ein Mensch kann die Vielfalt an Beracha in seinem Leben sehen und seine Reaktion darauf sollte sein: "Haschem ist grossartig zu mir. Es ist Zeit, dass ich mich verbessere." Es ist wirklich unsere Entscheidung. "Wenn all diese Dinge auf dich kommen, der Segen und der Fluch", ist es an dir zu entscheiden, was deine Motivation zur Teschuwa sein soll. Wenn du auf die Beracha reagierst und fragst "Haschem ist so gut zu mir, wie kann ich es Ihm zurückzahlen?" dann wirst du Teschuwa tun, ohne je unter den Flüchen leiden zu müssen.

Man hörte einmal, wie der Chafez Chajim zum Allmächtigen sprach: "Herr der Welt, Du hast schon so viel für mich getan. Ich habe das Sefer Schmirat HaLaschon schreiben dürfen. Ich habe den Mischne Berura geschrieben. Du hast schon so viel für mich getan, was kann ich schon für Dich tun?"

Würden wir je den Mischne Berura schreiben, so wäre unsere Einstellung wahrscheinlich, "Schau Haschem, Ich habe den Mischne Berura geschrieben. Ich habe damit erreicht, dass man den Schulchan Aruch Orach Chajim besser lernen und viel leichter erfüllen kann! Du schuldest mir etwas! Ich habe die Mizwa von Schmirat haLaschon (Hüten der Zunge) wiederbelebt. Nun bin ich an der Reihe!"

Der Chafez Chajim betrachtete dies aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ich hatte

das Verdienst Schmirat HaLaschon und Mischne Berura zu schreiben. Dies war nur wegen Haschems Güte, dass dies geschehen konnte. Was kann ich nun für den Ewigen tun?

So müssen wir den Segen anschauen. Wenn all diese Dinge dir geschehen – der Fluch, aber vor allem auch die Beracha, dann sollt ihr zu Haschem zurückkehren und auf Seine Stimme hören.

Der Schemen HaTow verbindet dieses Konzept mit den Semirot (Schabbat-Lieder) am Freitagabend: Wir sagen in "Kol Mekadesch Schewi'i" (All jene, die den siebten Tag heiligen): "Gewähre, eifernder und rächender G’tt, Deine Gnade denen, die Dich kennen.“ Es scheint unpassend, dass der „eifernder und rächender G’tt“ gebeten wird, Chessed (Güte) zu tun. Was bedeutet dies?

Der Schemen HaTow erklärt, dass wir zur Eigenschaft des Eifers und der Rache beten, dass sie uns aufrütteln sollen, sodass wir Teschuwa tun. Doch es gibt zwei Wege, durch welche wir aufgerüttelt werden. Wir können den "Weckruf" entweder durch Strafe oder mit überschüttender Güte erhalten. Wir bitten, dass der Weckruf durch Güte und Chessed kommen soll, auch wenn wir uns nicht korrekt benommen haben und es eigentlich verdienen bestraft zu werden. Wir können durch Beracha (Segen) oder - G-tt behüte – durch Kelala (Fluch) zu Teschuwa gebracht werden. Wir bitten Haschem die Methode von Beracha zu versuchen. Hoffentlich wird dies genügen, um echte Teschuwa zu erreichen.

Auch in Tehilim (Psalm 23:6) finden wir eine solch seltsame Formulierung, David Hamelech bittet: "Ach Tov waChessend jirdefuni kol jemej chajaj… - Nur Gutes und Barmherzigkeit sollen mich verfolgen mein Leben lang…" In der Regel wird der Ausdruck  "verfolgen" im negativen Sinne benutzt. Nur, König David bittet, wenn Du, lieber G-tt, mich für mein Fehlverhalten zurechtweisen möchtest, "verfolge" mich mit so viel Gutem, dass ich aus voller Scham vor Dir, Teschuwa mache.

Leider reagieren die meisten Menschen auf Beracha nicht auf diese Weise. Sie sagen "Meine Stärke und die Macht meiner Hand haben mir diesen grossen Reichtum gebracht." In Spitälern und in Trauerhäusern wenden sich Menschen der Religion zu. Jedoch mit ihren Luxusautos und Villen werden sie in der Regel nicht dazu gebracht, sich der Religion  zu nähern. Es muss nicht so sein. Wir bitten Haschem, auch wenn Er eifernd und rächend ist, zuerst die Methode der Güte zu versuchen, in Erfüllung der Prophezeiung, "Der SEGEN und der Fluch werden auf euch kommen ... Und ihr werdet zu Haschem eurem G’tt zurückkehren..."

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raw Jisrael Me’ir HaKohen von Radin, [Chafez Chajim], (1838-1933): Autor grundlegender Werke zu jüdischem Recht und jüdischen Werten (Halachah, Haschkafah und Mussar), wie z.B. Schmirat HaLaschon und Mischne Berura.
  • Rav Dov Weinberger, [Schemen Hatov], zeitgenössischer Autor und Rabbiner in Brooklyn, New York

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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