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Aktuelle Gedanken zum Fasttag des 20. Siwan

von A. A. Rabinowitsch

(aus der jüdischen Zeitung Nr. 25, 17. Siwan 5765 / 24. Juni 2005)


Im Jahre 4931 (1171) hat „Rabbjenu Tam“, Rabbi Ja’akow ben Me’ir, ein Enkel Raschis, als Grösster der Thora-Gelehrten Frankreichs, wegen einem schrecklichen Vorfall am 20. Siwan jenes Jahres, den Tag als „Ta'anit Zibbur" (Gemeinde-Fasttag) für diesen Teil des jüdischen Volkes bestimmt.

An jenem Abend ging ein Jude in der Stadt Blois zum Wasser, um sein Pferd zu tränken. Er erschrak furchtbar, als er zusehen musste, wie ein Nichtjude einen Knaben brutal im Wasser ertränkte. Dieser Nichtjude ging zum Fürsten und beschuldigte den Juden, er habe das christliche Kind ertränkt, weil es Juden angreifen wollte. Darauf befahl der Fürst, drei bekannte Thora-Gelehrte - Rabbi Jechiel, Rabbi Jekutiel und Rabbi Jehuda - festzunehmen. Sie wurden mit Stricken gefesselt, mit dem Schwert getötet und ins Feuer geworfen. Während ihrer Tortur sangen sie das Gebet "Alenu Leschabeach". Ihre Körper blieben ganz und verbrannten nicht.

Neben diesen drei Rabbinern, wurden auch 31 andere Juden festgenommen und auf den Scheiterhaufen gebracht. Auch ihre Körper blieben ganz und verbrannten nicht. Diese 31 Männer waren vor die Wahl gestellt worden, entweder den christlichen Glauben anzunehmen oder ins Feuer geworfen zu werden. Sie stärkten sich gegenseitig in ihrer Emuna (Glauben) und hauchten auch ihre reine Neschama (Seele) mit dem Gesang von "Alenu Leschabeach" aus.

Zum Andenken an diese Märtyrer, hat Rabbjenu Tam den Ta'anit (Fasttag) vom 20. Siwan angeordnet.

In den Jahren 5408-5409 (1648-49) ereigneten sich in Polen schreckliche Verfolgungen, bei denen Zehntausende von Juden ermordet wurden. Bekannt als "Geserot Tach-Tat (408-409)". Am 20. Siwan wurden zwei grosse Thora-Fürsten - Rabbi Jechiel von Nemirow und Rabbi Schimschon von Ostropol - "al Kidusch Haschem" (als Märtyrer) getötet. Damals wurde dieser Ta'anit vom 20. Siwan durch den "Rat der vier Länder" für das ganze Gebiet Polens erneuert. Es wurden auch verschiedene, spezielle Selichot-Liturgien für diesen Tag verfasst.

Obwohl dieser Ta'anit heute nicht mehr allgemein aktuell ist, dürfen diese Verfolgungen bei uns nicht in Vergessenheit geraten. Da wir leider im vergangenen Jahrhundert die schlimmsten Judenverfolgungen unter der Nazi-Herrschaft erleben mussten, ist es von besonderer Wichtigkeit, die Erinnerung an diese Geschehnisse wachzuhalten [Sefer Hatoda’a, Ende Monat Siwan].

Wir können und müssen die Geschehnisse nicht erklären, aber wir sollten lernen, was unsere Weisen darüber gesagt haben. Das jüdische Volk wird an verschiedenen Stellen im Tenach mit Öl vergleichen. Genau wie man Öl nicht mit Wasser mischen kann, so kann das Jüdische Volk sich nicht mit anderen Völkern vermischen.

"Es ist ein Volk, das alleine wohnt und nicht unter den Völkern gezählt wird" [Bamidbar 23:9].

Dieses Ziel kann auf zwei verschiedene Arten erreicht werden:

  1. Durch die Erfüllung von Thora und Mizwot mit jüdischer Lebensanschauung. Dann ist die Trennung gegenüber den "Umot haOlam - der nichtjüdischen Welt" von selbst gewährleistet. In diesem Fall ist der eigentliche Antisemitismus gar nicht notwendig. Selbst wenn das jüdische Volk die höchste Achtung der Völker geniessen würde, wäre trotzdem die selbstständige Existenz des jüdischen Volkes gesichert. Es besteht keine Gefahr von Assimilation. Aus diesem Grund wird vor dem Auszug aus Mizrajim (Ägypten) mehrere Male in der Thora erwähnt, dass die Benej Jisrael wieder "Chen - Gunst" in den Augen der Ägypter fanden, und sie alle ihre Wünsche erfüllten. Der Hass gegenüber den Juden war plötzlich verschwunden. Die Juden waren bereit, mit Messirut Nefesch - Aufopferung - die Mizwot des Pessach-Opfers und der Brit Mila zu erfüllen, und sich gänzlich von der Kultur der Ägypter zu trennen. Dadurch war die Gefahr der Assimilation gebannt - und somit konnte die Gunst, die die Juden in den Augen der Ägypter fanden, ihnen nicht mehr schaden.
  2. Durch den Hass und die Verachtung der Nichtjuden gegenüber dem jüdischen Volk. Wenn die Benej Jisrael versuchen, sich in irgendeiner Form den anderen Völkern und ihren Kulturen anzupassen - wenn also Assimilation droht - dann verwendet die Haschgacha Eljona (Fügung des Himmels) das Mittel des Antisemitismus (siehe Bejt Halewi, Paraschat Schemot). Diese Tatsache hat sich im Laufe der Geschichte unzählige Male wiederholt. Es gibt dazu einen chassidischen Ausspruch: „Wenn wir Juden keinen „Kiddusch“ machen, dann machen die Nichtjuden „Hawdala“ - wenn wir uns nicht durch unsere besondere Lebensführung heiligen (Kiddusch) - dann trennt uns die nichtjüdische Welt von ihnen (Hawdala-Scheiden).

Dies ist die ewige Wahrheit. Jegliche Anpassung und Assimilation lösen die Probleme des Antisemitismus nicht, sondern beschwört sie erst herauf. Unsere Konsequenz, nach antisemitischen Übergriffen, sollte sein (ausser den üblichen Schutzmassnahmen): Kritische Selbstkontrolle, wieviel unjüdisches Gedankengut wir - auch ungewollt - in uns aufnehmen und unsere Kinder aufnehmen lassen.

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