Schewat/ Paraschat Beschalach

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Der jüdische Kalender

Zeitrechnung

Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit der Schöpfung der Welt, wie sie sich aus der Zurückrechnung der exakten biblischen Chroniken ergibt. Demnach schuf G“tt die Erde im Jahr 3761 vor der säkularen Zeitrechnung.
Der Kalender basiert auf dem Mondjahr. Die Thora verlangt aber, dass auch dem Sonnenjahr Rechnung getragen werden muss. Pessach muss im Frühling und Sukkot im Herbst sein. Das Mondjahr hat 354 Tage, hingegen das Sonnenjahr 365 Tage. Jedes Jahr hinkt das Mondjahr mit 11 Tagen dem Sonnenjahr hinten her. Daher werden in einem Zyklus von 19 Jahren sieben Schaltmonate eingebaut (19x11 Tage = 209 Tage = 7 Monate). Alle 2-3 Jahre hat das Jüdische Jahr 13 Monate. Daher werden die einzelnen Feiertage zwar immer in der gleichen Jahreszeit begangen, doch die konkreten Daten im Säkularen Kalender ändern sich von Jahr zu Jahr.

Schabbat - Der wöchentliche Ruhetag

Juden feiern „Schabbat“, den biblischen Ruhetag. „Die Kinder Israels sollen den Schabbat hüten, den Schabbat zu halten in allen Geschlechtern, als einen ewigen Bund. Zwischen mir und den Kindern Israels sei er ein ewiges Zeichen, dass in sechs Tagen der Ewige den Himmel und die Erde geschaffen und am siebenten Tag geruht und gefeiert hat.“ (Schemot 31:16-17). „G“tt segnete den siebten Tag und heiligte ihn“ (Bereschit 2:3). Schabbat beginnt am Freitagnachmittag 15 Minuten vor Sonnenuntergang und endet nach Einbruch der Dunkelheit am Samstagabend, «wenn drei mittelgrosse Sterne am Himmel zu sehen sind».

Zur Beachtung: Alle jüdischen Feste beginnen am Vorabend wie der Schabbat.

Die jüdischen Feste im Jahreslauf:

Rosch Haschana - Neujahrsfest

1. und 2. Tischri (September / Oktober).
Der erste Tischri war der der sechste Schöpfungstag. An diesem Tage wurden Adam und Chava (Eva) beschaffen. An diesem Tage sündigten sie und wurden gerichtet, verurteilt und begnadigt. Deshalb ist dieser Tag bis heute der Tag des Gerichtes. An diesen Tagen werden alle Geschöpfe der Welt gerichtet, verurteilt und auch begnadigt. An diesem Tage ziehen alle Geschöpfe vor G“tt hindurch, wie Schafe vor dem Hirten, der sie mustert (Mischna Rosch Haschana 1:2).

Gemäß talmudischer Überlieferung öffnet G"tt am ersten Tag des Jahres drei Bücher: Eines für die Zaddikim (Frommen/Gerechten) ein zweites für die Rescha’im (Bösewichter) und das dritte für die Bejnonim (Mittlern, überwiegenden Durchschnittsmenschen). Das Schicksal der ganz Frommen und der ganz Schlechten wird sogleich entschieden. Die Zaddikim werden sofort zum Leben eingeschrieben, die Rescha’im zum Tode verurteilt. Die Entscheidung über die Bejnonim (Durchschnittsmenschen) wird jedoch bis Jom Kippur aufgeschoben. Ihre Bücher bleiben bis zu Ne’ilah (Ende von Jom Kippur) offen, sie haben noch die Möglichkeit die „zehn Tage der Umkehr“ zu Teschuwa zu nutzen.

Höhepunkt ist das Blasen des Schofar, eines gedrehten Widderhorns: "Am ersten Tag des siebten Monats soll euch ein Tag der Ruhe, der Erinnerung durch Schofarblasen, eine heilige Versammlung sein" (Wajikra 23:24). In mehreren Intervallen werden 100 Töne geblasen, geteilt in drei Arten von Tönen: Tekiah, Schewarim und Teruah. Tekiah: Ein lang gezogener Ton. Schewarim: Drei kurze Töne. Teruah: Neun ganz kurze Töne.
Der Schofar erinnert u.a. an die in Bereschit 22:1-18, erzählte Geschichte: Abraham will gemäss der g“ttlichen Anweisung seinen einzigen Sohn opfern, im letzten Moment hindert ihn G“tt daran, da dieser Auftrag nur zur Prüfung Abrahams gedient hatte. Stattdessen opfert Abraham einen Widder, den der Ewige ihm sandte. So erinnert das Horn gleichzeitig an die Opferbereitschaft und des Gehorsams Abrahams und Jizchaks gegenüber G“tt, das uns gemäss Verheissung G“ttes in allen Generationen zugute kommen wird.

Assereth Jemej Teschuwa - Die zehn Tage der Reue und Umkehr

1. – 1o. Tischri. Wer vor Rosch Haschana noch nicht vollständig Teschuwa (Umkehr) gemacht hatte und an diesem Tag ein schlechtes Urteil erhielt, kann dies in diesen zehn Tagen durch eine vollständige Reue und Umkehr in ein gutes Urteil verwandeln.

Die Teschuwa besteht aus fünf Elementen:

  1. 1. Hakarat haChet – Das Erkennen der Sünde
  2. 2. Asiwat HaChet - Das Ablassen der Sünde
  3. 3. Charata - Das Bereuen der Sünde
  4. 4. Widuj - Das Sündenbekenntnis
  5. 5. Kabala leAtid - Der Entschluss, die Sünde nie zu wiederholen

Zom Gedaljah - Fasttag Gedaljah

3. Tischri. An diesem Tag wird von Tagesanbruch bis nach Einbruch der Nacht gefastet. Der Grund ist Folgender: Der fromme Gedalja ben Achikam wurde beim Beginn des babylonischen Exils, sofort nach Zerstörung des ersten Bejt Hamikdasch (des ersten Tempels) am 9. Aw, von König Newuchadnezar als Statthalter von Judäa eingesetzt. Bereits nach knapp zwei Monaten wurde er von Jischmael ben Natanja, einem Nachkommen der Könige aus dem Hause Davids, aus Neid ermordet. Nach dem Mord flohen die letzten Bewohner Judäas, aus Furcht der Rache der Babylonier, nach Ägypten. Der Prophet Jirmijahu wurde von den andern gezwungen mitzukommen. Mit der Ermordung Gedaljas erlosch die letzte „glimmende Kohle“ Jisraels, Judäa verlor endgültig seine politische Autonomie und das Land verödete.
Der Tag der Ermordung Gedaljas ist seither ein Fasttag.
In Bezug auf den Zom Gedalja gibt es Meinungsverschiedenheiten. Manche sagen, er werde am Tag des Ereignisses gehalten, dies würde bedeuten, dass Gedalja am 3. Tischri ermordet wurde. Andere jedoch behaupten, Gedalja sei am ersten Tischri ermordet worden, doch habe man diesen Tag nicht als Fasttag festsetzen wollen, da doch Rosch Haschana auf den ersten und zweiten Tischri fällt. So wurde er am 3. Tischri festgesetzt, ein Tag nach Rosch Haschana.

Jom Kippur - Tag der Sühne, der Versöhnungstag

10. Tischri (im Oktober)

Anmerkung: Der Fasttag beginnt jeweils am Vorabend des angegebenen Tages.

Jom Kippur ist der wichtigste jüdische Feiertag, der Letzte der «Zehn Tage der Reue und Umkehr»; ein 25-stündiger Fasttag. Dieser Versöhnungstag beginnt vor Sonnenuntergang vor dem 10 Tischri, und endet am folgenden Tag nach Einbruch der Nacht. Man bittet G“tt um Vergebung und Verzeihung für alle Sünden, ihm und den Mitmenschen gegenüber. Man verspricht sie nie wieder zu tun.

6 Sachen sind an diesem Tage verboten: 1. Alle 39 Melachot (Arbeiten) wie Schabbat.
2. Essen, Trinken
3. Waschen, Baden
4. Salben, Körperpflege
5. Lederne Fussbekleidung
6. Eheleben

Im Bejt Hamikdasch (Jerusalemer Tempel) wurden an diesem Tag spezielle Opfer dargebracht. Jom Kippur war der einzige Tag im Jahr, an dem der Kohen Gadol (Hohepriester) alleine viermal das Kodesch Hakodaschim (Allerheiligste) im Tempel betreten durfte, um stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden zu empfangen.

Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung ist Jom Kippur kein trauriger Tag, sondern ein Feiertag. Es ist eine Zeit der Freude über die Gewissheit der Versöhnung und der Rückkehr zu G“tt.
Es ist ein weit verbreiteter Brauch sich an diesem Tag weiss zu kleiden, als Symbol der Reinheit von Sünden.

Schon am Vorabend wird der Tallit angezogen - das einzige Mal im Jahr, in dem dies während eines Abendgebets geschieht. Der Gottesdienst beginnt mit dem Gebet „Kol Nidre“, das vor Nacht gelesen wird.
Eine weitere Besonderheit ist das Ne’ilah - Gebet, worin der Abschluss des Tages thematisiert wird. Der endgültige Abschluss von Jom Kippur wird mit dem Schofar bekannt gegeben.

Nach der jüdischen Lehre ist der Tag nutzlos, solange er nicht von Reue und dem Entschluss die Sünden nie zu wiederholen, begleitet ist. Das reuevolle Eingeständnis von Sünden ist eine Bedingung zur Sühne. „Der Versöhnungstag befreit von Sünden gegen G“tt, jedoch von Sünden gegen den Nächsten erst, nachdem die geschädigte Person um Verzeihung gebeten worden ist“ (Talmud Joma 85b). Daher stammt der Brauch, am Vorabend des Fasttages alle Streitigkeiten beizulegen. Am Versöhnungstag erhalten auch die Seelen der Toten Vergebung, deshalb wird dieser Tag auch „Jom Kippurim“ (plural) genannt. Im Gebet Jiskor wird in der Synagoge der Verstorbenen gedacht.

Sukkot, das Laubhüttenfest

Sukkot (hebr. סוכות oder סֻכּוֹת, Hütten ), das Laubhüttenfest, ist ein jüdisches Pilgerfest oder Wallfahrtsfest. Es wird im Herbst sieben Tage lang – vom 15. bis 21. Tischri gefeiert.

Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen (Wajikra 23,42)

Am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes erntet, sollt ihr das Fest des Ewigen sieben Tage lang feiern... (Wajikra 23,39)
Sieben Tage lang sollt ihr in Hütten wohnen; jeder Einheimische in Israel soll in Hütten wohnen. Damit eure kommenden Generationen wissen, dass ich die Kinder Israels in Hütten (Raschi: in den Wolken der Herrlichkeit des Ewigen) wohnen ließ, als ich sie aus Ägypten herausführte - ich bin der Ewige, euer Gott. (Wajikra 23, 42-43)

Jom Kippur der Versöhnungstag ist der Abschluss der Hohen Feiertage, der letzte und wichtigste Tag, der Höhepunkt der Zehn Tage der Umkehr, die mit Rosch Haschana, dem Neujahrsfest, begannen. Sukkot hingegen ist das letzte der „Schalosch Regalim“, der drei Wallfahrtsfeste, gehört also sozusagen einer anderen Gruppe an. Denn während an den „Jamim Nora’im“ (Ehrfürchtigen Tage) der Einzelne im Mittelpunkt stand, der Einzelne in seiner Beziehung zu G“tt und seinen Mitmenschen, verweisen uns alle Wallfahrtsfeste auf unsere Geschichte als Gemeinschaft, erinnern an das Schlüsselerlebnis des Volkes Israel, an den Auszug aus Ägypten, als G“tt uns aus der Sklaverei befreite: Pessach, an den eigentlichen Auszug; Schawuot, an den Empfang der Torah und Sukkot an die vierzigjährige Wanderschaft durch die Wüste.

Sukkot, Erinnerung an unsere Wanderschaft

Das Fest erinnert an unsere vierzigjährige Wanderung durch die Wildnis und die Sorge, mit der G“tt uns begleitet hat. Vierzig Jahre lang beschützte sie der Ewige von Hitze und Kälte, von Sand- und Sturmwinde, von Nässe und Trockenheit, von wilden Tieren und Dunkelheit, etc. Wodurch? Durch die Wolken der Herrlichkeit G“ttes, die sie dauernd umgaben. Zusätzlich wuschen und bügelten die g“ttlichen Wolken ihre Kleider. Die siebte Wolke, die Führungswolke ebnete ihnen den Weg, entfernte alle Hindernisse, wie Felsen und Steine, Berge und Täler, Hügel und Senkungen, Bäume, Schlangen und Skorpionen, etc.

Sukkot, „Chag haAssif“ das „Fest des Einsammelns“

Sukkot gilt als das größte Freudenfest des jüdischen Jahres. Sukkot erinnert nicht nur an unsere nationale Geschichte, es ist auch ein Dankfest für das Einbringen der Ernte, vor allem der Obst- und Weinernte. Am Ende des landwirtschaftlichen Jahres blicken wir dankbar auf das Werk unserer Hände und freuen uns über den Ertrag, den wir erwirtschaftet haben Die Ernte ist eingebracht, wir sind zufrieden mit unserem Anteil und danken G“tt für seine Fürsorge und Güte.

Sukkot, Wohnen in einer unsicheren Behausung
Fest der Besinnung – Lesen der Rolle Kohelet

Die Sukkah ist eine primitive Behausung, die nicht allzuviel Schutz vor Wind und Regen bietet. Sie ist in der Regel kein ständiges Bauwerk, sondern wird jedes Jahr neu errichtet. Sie erinnert uns an die Unbeständigkeit der menschlichen Existenz. Diese Lehre wird unterstrichen durch die Lektüre des Buches Kohelet, das der Tempelbauer Schlomo Hamelech verfasst hat, dessen Buch wir in diesen Tagen lesen. In diesem ermahnt er uns auf das Eindringlichste, dass alles vergänglich ist und uns so unser Lebensziel in Erinnerung ruft. Schlomo Hamelech, dessen zusätzlicher Name Kohelet ist, fragt uns, «was ist des Menschen Gewinn bei all seiner Mühe, womit er sich müht unter der Sonne?». Geld allein macht nicht nur nicht glücklich, es versperrt uns auch oft den Blick auf das Wesentlichste in unserem Leben. Gerade in dieser Zeit, in der wir unsere Ernte eingebracht haben und uns über den Ertrag, den wir erwirtschaftet haben, freuen, müssen wir uns besinnen, damit wir nicht überheblich werden und uns durch das erwirtschaftete Vermögen verblenden lassen.

Sukkot, Erinnerung an die Einweihung des ersten Tempels

An Sukkot hat Schlomo Hamelech (König Salomon) den ersten Tempel in Jerusalem eingeweiht, den imposanten Bau, der G“ttes Gegenwart unter uns symbolisierte. Ein Prachtbau, der würdig verkündete, dass die Landnahme abgeschlossen und das jüdische Königreich errichtet war. Ein Zeichen der Beständigkeit.

Sukkot, das Fest für die 70 Nationen der Welt

Zur Zeit des Tempels wurden an Sukkot 70 Festopfer (Stiere) dargebracht für die 70 Nationen der Welt. Alle Nationen genossen dadurch den Segen G“ttes. Wäre dies den Völkern bewusst gewesen, hätten sie den Tempel nie zerstört, wie unsere Weisen erklären.

Schemini Azeret

Schemini Azeret (hebr. שְּׁמִינִי עֲצֶרֶת, wörtlich „Achter [Tag] der Versammlung“, zu Deutsch meist «Schlussfest») ist der unmittelbar auf das siebentägige Sukkot-Fest (Laubhüttenfest)  folgende jüdische Feiertag, der oft als Bestandteil von Sukkot angesehen wird. In der Diaspora wird er zwei Tage am 22. und 23., in Israel am 22. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert. Der zweite Tag des Feiertags wird Simchat Tora genannt; in Israel wo Schemini Azeret nur einen Tag dauert, fallen die beiden Feiertage zusammen. Schemini Azeret wird gemäss der Tora im Anschluss an Sukkot gefeiert, während Simchat Tora, als zweiter Tag des Schemini Azeret, erst nach der Zerstörung des 2. Bejt Hamidasch (Tempel) entstanden ist; wie alle zweiten Tage der biblischen Feiertage.

Der Feiertag wird in der Tora zweimal erwähnt, so in Sefer Wajikra (23,36) und Sefer Bamidbar (29,35-38):  „Am achten Tag kommt ihr zur Festversammlung zusammen; alle Arbeit muss an diesem Tag ruhen…“, ebenso bei der Beschreibung der Einweihung des Salomonischen Tempels in Jerusalem (Chronik II, 7,9) und bei der Feier nach der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil (Nechemia 8,18).

In vielen Gemeinden in der Diaspora wird am Schemini Azeret – gem. dem Schulchan Aruch 668:1 - noch in der Sukka gegessen.

Am Schemini Azeret wird in der Synagoge während oder vor dem Mussafgebet das Geschem-Gebet (hebr. גֶּשֶׁם, Geschem - Regen,) vorgetragen, und die Erwähnung der Wunderkräfte des Regens wird von diesem Tag an – während der Regenzeit des Winterhalbjahres   - bis zum ersten Tag des Pessachfestes zu Beginn der Tefilat Amida (Schemone Esre - Achtzehnbittengebets) eingefügt. Außer wenn einer der Zwischentage von Sukkot (Chol Hamo’ed) auf einen Schabbat fällt, wird das Buch Kohelet (Prediger) am Schemini Azeret gelesen. Zudem wird nach aschkenasischem Ritus, das nur viermal im Jahr gesprochene Gebet zur Erinnerung an die Verstorbenen, „Jiskor“ oder „Haskarat Neschamot - Seelengedächtnis“ (hebr.   הַזְכָּרַת נְשָׁמוֹת)  gebetet.

Simchat Tora

Simchat Tora (hebr. שִׂמְחַת תּוֹרָה, deutsch „Freude zu Ehren der Tora“) ist der letzte Tag des jüdischen Feiertages Sukkot  (Laubhüttenfest). In der Diaspora wird er als zweiter Tag des Schemini Azeret-Festes, am 23. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert – in Israel, wo Schemini Azeret nur einen Tag dauert, gleichzeitig mit Schemini Azeret am 22. Tischri.  Simchat Tora erfreut sich bei allen Juden, ganz speziell bei Familien mit Kindern, großer Beliebtheit.

Simchat Tora als eigenständiger Feiertag entstand in der Zeit der Gaonim, als sich der jährliche Zyklus für die Vorlesung der Tora fast überall durchsetzte. Die Bräuche, mit denen der Feiertag begangen wird, haben sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und unterscheiden sich je nach Ort und Ausrichtung der Gemeinde.

An diesem Festtag wird die Vorlesung der Tora, der fünf Bücher Moses, in der Synagoge mit dem letzten Abschnitt des fünften Buches, Paraschat WeSot haBeracha, beendet und sogleich wieder mit dem Anfang des ersten Abschnittes  des ersten Buches von neuem begonnen. In der Zeit der Rischonim, vor rund 900 Jahren, finden wir zum ersten Mal den Brauch, die Torarollen in einer Prozession, Hakafot genannt, durch die Synagoge zu tragen. Im Laufe der Jahre wurde es üblich, wie es im Schulchan Aruch 669:1 zitiert wird, auch am Abend des Festes alle Torarollen aus dem Toraschrank zu nehmen und um die Bima (Tora-Lesepult), auch Almemor genannt, zu tragen. Die Torarollen werden von den Anwesenden in sieben Hakafot um das Lesepult getragen, dazu wird getanzt und gesungen und die Hakafot können entsprechend sehr lange dauern. In einigen Gemeinden wird bereits am Abend aus der Tora vorgelesen.

Während des Vormittagsg-ttesdienstes werden die Hakafot vor der Toralesung wiederholt. In vielen Gemeinden werden an diesem Tag alle anwesenden erwachsenen Männer, zur Tora aufgerufen, wobei der entsprechende Tora-Abschnitt so oft wie erforderlich wiederholt wird;   dann werden die älteren  Kinder jeder separat aufgerufen und zum Abschluss alle Kleinkinder gemeinsam  auf den Händen ihrer Väter. In den meisten Gemeinden ist es üblich, zwei Gemeindemitglieder mit dem Aufruf zum letzten und zum ersten Abschnitt der Tora besonders zu ehren. Erster wird als Chatan  Tora (Bräutigam der Tora), letzter als Chatan Bereschit  (Bräutigam des Anfangs der Tora) bezeichnet. Von ihnen wird erwartet, dass sie nach dem G“ttesdienst zu einem Empfang einladen und Geld für wohltätige Zwecke der Gemeinde spenden.

Für die Kinder ist Simchat Tora ein besonderer Festtag, an dem sie an den Hakafot (Prozessionen) teilnehmen, nach weitverbreitetem Brauch mit speziellen Fähnchen und mit Süssigkeiten beschenkt werden.

Chanukka

„Tanu Rabbanan….“ Unsere Weisen lehrten (Talmud Schabbat 21b): Am 25. Kislew beginnen die acht Tage von Chanukka, an denen weder gefastet noch Trauerreden gehalten werden dürfen.
Als die Griechen das Heilige Land besetzt hielten, drangen sie in das Hejchal (das innere Heiligtum des Tempels) ein und entweihten all das dort vorhandene Öl. Nach dem Sieg der Chaschmona’im (Hasmonäer) fanden diese nur ein einziges Krügchen Öl, mit dem Siegel des Hohenpriesters, vor. Das war ein Zeichen, dass es nicht berührt worden war. Es enthielt eine Quantität Öl, die nur für einen einzigen Tag ausreichte, um die Menorah (Leuchter) anzuzünden. Es geschah ein Wunder, indem das Öl acht Tage lang anhielt (bis neues, reines Öl hergestellt werden konnte).
Im nächsten Jahr setzen sie (das Sanhedrin / Oberer Gerichtshof) ein Fest für acht Tage fest, mit Halel (Lob, Halel-Gebet) und Dank (Dank für die grossen Nissim (Wunder) wie z.B. das Al Hanissim-Gebet).

Ebenfalls ordneten sie an, dass jedes Jahr ab dem 25. Kislew acht Tage lang, an den Eingängen der Häuser oder  an ihren Fenstern Lichter angezündet werden müssen, um so allen das grosse Wunder bekannt zu machen, das G“tt uns in diesen Tagen geschehen liess.

Ta’anit Assarah beTewet / Der Fasttag des zehnten Tewet

Der Anfang vom Ende

Von dem Tage an, an dem Israel unter der Führung von Jehoschua ins Land einzog, bewohnte das jüdische Volk Erez Jisrael während 850 Jahren. Vierhundert und vierzig Jahre bis zum Bau des Tempels durch Schlomo Hamelech (König Salamon) und zusätzliche vierhundert und zehn Jahre bis die babylonischen Horden das Land zerstörten.

Als Israel in das Land zog, sollte es für immer im Lande bleiben. G“tt hatte es Awraham so versprochen: ’Denn das ganze Land, das du siehst, dir werde ich es geben und deinen Nachkommen bis in Ewigkeit.’ (Ber. 13, 15) Nur hatte G“tt eine Bedingung gestellt: ’und ihr sollt alle meine Gesetze und alle meine Rechtsvorschriften bewahren und sie ausführen, damit das Land, in das Ich euch bringe, um dort zu wohnen, euch nicht ausspeie.’ (Wajikra 20, 22) Ferner: ’Damit das Land euch nicht ausspeie, wenn ihr es verunreinigt, so wie es das Volk, das vor euch da war, ausgespien hat.’ (Wajikra 18, 28)

Dies kann mit einem Prinzen verglichen werden, der widerliche Speisen zu essen bekam, die er nicht bei sich behalten konnte und ausspeien musste. In gleicher Weise kann das Land Israel keine Menschen bei sich behalten, die das Gesetz übertreten. (Raschi zu obiger Stelle)

Unter den 21 Generationen, die zuerst im Lande gewohnt hatten, gab es viele Generationen, die G“ttes Gebote nicht einhielten, die das Land durch Götzendienst verunreinigten. Da zürnte G“tt über Jehuda und Jeruschalajim. Es standen Propheten auf, die das Volk verwarnten, und es zur Rückkehr aufriefen. Doch es wollte nicht hören.

’Sowohl alle Führer der Kohanim als auch das Volk selbst übertraten die Gesetze, wurden mit allen Abscheulichkeiten der Völker untreu. Sie verunreinigten das Haus G“ttes, das Er in Jeruschalajim geheiligt hatte. Da schickte G“tt, der G“tt ihrer Väter immer und immer wieder Boten denn Er hatte Mitleid mit Seinem Volk und mit Seiner heiligen Stätte. Doch es verspottete die Boten G“ttes, verachtete Sein Wort und verhöhnte Seine Propheten, bis der Zorn G“ttes sich gegen Sein Volk erhob, so dass es keine Heilung mehr gab.’ (Diwrej Hajamim / Chronik II, 36, 14-16)

Unsere Weisen sagten: Womit kann man die zehn Stämme und Jehuda und Binjamin vergleichen? Mit zwei Personen, die sich während der Regenzeit in ein neues Gewand hüllen. Einer zog von der einen Seite, der andere von der zweiten Seite, bis das Gewand zeriss. So auch die zehn Stämme beteten die Götzen von Schomron unaufhörlich an; die Stämme Jehuda und Binjamin beteten die Götzen von Jeruschalajim immer weiter an, bis sie die Zerstörung Jeruschalajims verursachten. (Einleitung von Ejcha Rabba)

’Es war im neunten Jahre seiner Regierung (von Zidkijahu), im zehnten Monat (Tewet) am zehnten des Monats, da kam Newuchadnezar, König von Babylonien, nach Jeruschalajim; er und sein ganzes Heer. Er belagerte es und baute Festungen ringsum. So wurde die Stadt bis zum elften Regierungsjahr des Königs Zidkijahu belagert. Am neunten des Monats (Tamus) war die Hungersnot in der Stadt gross, das Volk hatte kein Brot und die Stadtmauer wurde durchbrochen...’ (Melachim II, 25, 12-15)

’Im fünften Monat (Aw), am zehnten des Monats... kam Newusaradan, der Henkermeister... und zündete das Haus G“ttes und das Haus des Königs an und alle Häuser von Jeruschalajim... und die ganze Mauer rings um Jeruschalajim wurde zerstört... und Newusaradan, der Oberste des Militärs, führte die hinterbliebenen Massen in die Verbannung. (Jirmijahu 52, 12-15)

Tu biSchewat - der 15. Schewat, Rosch Haschana der Bäume


Der 15. Schewat ist einer der vier Jahresanfänge des jüdischen Jahres. Es sind dies: Der erste Nissan, der erste Elul, der erste Tischri und der 15. Schewat. Jeder einzelne dieser Jahresanfänge hat seine spezielle Bedeutung (siehe Details unter „Der Monat Schewat“).

Der fünfzehnte Schewat ist Neujahr für die Bäume. Unsere Weisen legten deshalb den 15. Schewat als Grenze zwischen einem Jahr und dem nächsten fest, da zu dieser Zeit die Menge des Regenfalls seine Höhe erreicht hat und die Erde von den ausgiebigen Regenfällen des Winters durchtränkt ist. Der Saft steigt von der Erde in die Bäume hoch und die Bäume beginnen Fruchtknospen zu treiben. Deshalb sind die neu treibenden Fruchtknospen dem Segen des neuen Jahres zuzuschreiben.

Tu biSchewat ist Neujahr für die Bäume in Bezug auf die verschiedenen Arten der Ma’assrot (Verzehntung). Die Ma’assrot sind nicht in allen Jahren gleich. Im ersten, zweiten, vierten und fünften Jahr nach dem Schmitta(Brach)-Jahr wird Ma’asser Scheni (der zweite Zehnt) abgehoben, das in Jeruschalajim verzehrt werden muss. Hingegen im dritten und sechsten Jahr wird das Ma’asser (Ma’asser Ani) den Armen verteilt. (Der erste Zehnt ist in allen Jahren gleich; er wird den Leviten gegeben). Deshalb ist es wichtig zu wissen, wann ein neues Jahr beginnt. Aber auch deshalb - wie bereits erwähnt - weil der Zehnt von einem Jahrgang nicht für einen anderen Jahrgang abgesondert werden darf.
Ebenso dient dieser Tag zur Berechnung für Orla (Genussverbot der Baumfrüchte in den ersten drei Jahren) und Neta Rewai - die Baumfrüchte des vierten Jahres, die in Jeruschalajim verzehrt werden müssen. Mit Tu Bischwat ist das Jahr abgeschlossen und nicht mit dem ersten Tischri. Manche sagen, dass dies sich auch auf die Früchte des Schmittajahres bezieht, so dass Früchte, die vor dem 15. Schewat des achten Jahres Knospen treiben, als Früchte des siebten Jahres gerechnet werden. Hat der Reifungsprozess erst nach Tu Bischewat begonnen, werden sie als Früchte des achten Jahres gerechnet. Es handelt sich hierbei nicht um die Blütezeit, sondern um die „Chanata“ - Anfang der Fruchtbildung - bevor die Frucht ein Drittel ihrer normalen Grösse hat.

Rosch Haschana des Tu biSchewat - ein gewöhnlicher Wochentag

Obwohl man Tu Bischewat Rosch Haschana - Neujahr - nennt, betrifft diese Bezeichnung einzig und allein die oben erwähnten Gesetze der Verzehntung von Früchten. Es ist an diesem Tage nicht verboten Werk zu verrichten, es ist kein ausgesprochener Freudentag mit besonderem Festmahl und auch im Gebet wird das Fest nicht erwähnt. Trotz alldem erhält der Tag ein festliches Gepräge. Weder am Vorabend zu Mincha noch zu Schacharit am Tage selbst wird „Tachanun - das Bittgebet“ gesagt. Man hält an diesem Tage keine Trauerreden, und wenn Tu Bischewat auf Schabbat fällt, sagt man kein 'Aw Harachamim' - ein Gebet, in dem die Verstorbenen erwähnt werden.

Es ist Sitte, an diesem Tag viele Früchte, ganz speziell diese, die in Erez Jisrael wachsen zu essen. Man pflegt auch eine neue Frucht, von der man dieses Jahr noch nicht gegessen hat, zu geniessen, damit man den Segensspruch „Schehechejanu“ darüber sagen kann.

Tu biSchewat zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man das Land Israel lobt, denn an diesem Tage erneuert sich der Boden des heiligen Landes. Wenn die Tora vom Lande Israel spricht, so lobt sie haupsächlich seine Baumfrüchte: „Erez Chitta uSe’ora weGefen uTe’ena weRimon, Erez Sejt Schemen uDewasch - ein Land des Weizens und der Gerste, des Weinstocks, der Feigen und der Granatäpfel, ein Land der Oliven und des Dattelhonigs“ (Dewarim 8, 8). Gepriesen wird hier das Land in Bezug auf zwei Getreidesorten und fünf Fruchtarten. Wenn der Boden Erez Jisraels seine Kraft erneuert, um seinen Reichtum hervorzubringen, dann freut sich auch das Volk Israel, welches das Land liebt und sich nach ihm sehnt.

Ein Gebet für einen schönen Etrog

Folgendes steht in dem Buch 'Benej Jissas’char: Wir haben von unseren Vorvätern die Tradition übernommen am 15. Schewat zu beten, G'tt möge uns einen Etrog kascher (schönen Etrog) vorbereiten, wenn wir ihn für die Mizwa (am Sukkot) benötigen, denn der Etrog, den wir erhalten entspricht dem Verdienst jedes einzelnen. Darum ist es schön und angemessen, dass ein Mensch an dem Tage, an dem die Fruchtbäume zu spriessen beginnen sich einen schönen Etrog ausbittet. So wird auch dieses Gebet Früchte tragen.

Purim

Purim kommt vom hebräischen Wort Pur, Los.
Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, versuchte die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag auszurotten, wie es heisst:
"Im ersten Monat, das ist der Monat Nissan, im zwölften Jahr des Königs Achaschwerosch warf man das "Pur", das ist das Los, vor Haman von Tag zu Tag und von Monat zu Monat. Das Los fiel auf den dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar" (Esther 3,7).
Denn Haman, Sohn des Hamdata, der Agagiter, der Feind aller Juden, hatte gegen die Juden den Plan gefasst, sie zu vernichten. Er hatte das "Pur", das ist das Los, geworfen, um sie auszurotten und zu vernichten. (Esther 9.24).
Das bedeutet also, dass der 13. Adar von Haman durch das Los (Pur) für die Ermordung aller Juden bestimmt wurde.

In kürzester Zeit drehte sich alles um.
Nachdem Haman am 13. Nissan beschlossen hatte die Juden 11 Monate später, am 13. Adar, umzubringen und dies vom König Achaschwerosch abgesegnet wurde, wurden Briefe ausgesandt, wie es heisst: „Und die Briefe wurden durch die Eilboten in alle Provinzen des Königs gesandt, um alle Juden zu vernichten, umzubringen und auszurotten, vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen, an einem Tag, am dreizehnten des zwölften Monats, das ist der Monat Adar, und um ihre Habe als Beute zu erbeuten“ (Megillat Esther 3,13). Als dies publik wurde, fasteten die Juden von Schuschan drei Tage lang, 14., 15. und 16. Nissan, Erew Pessach, 1. und 2. Tag Pessach. Sie schrien zu G“tt, machten Teschuwa (Rückkehr) und versprachen von nun an alle Gebote der Tora peinlichst genau einzuhalten. Die Wirkung liess nicht auf sich warten, bereits am dritten Tag ihres Fastens, am 16. Nissan, (nur vier Tage nach der schrecklichen Verfügung), wurde Haman gehängt.

Das zeigt einmal mehr, was unsere eigentliche Waffe ist.

Durch die Intervention von Mordechai und Königin Esther wurden neue Briefe geschickt, das den Juden erlaubte am 13. Adar gegen ihre Feinde zu kämpfen.

Sie fasteten am 13. Adar, kämpften und siegten. Am nächsten Tag ruhten sie. In der Hauptstadt Schuschan erhielten die Juden einen weiteren Tag zum Kämpfen und ruhten daher erst am 15. Adar. Deshalb wurde von Mordechai, Esther und den übrigen Weisen dieser Generation angeordnet in allen Generationen ihnen dies nachzuahmen, wie es heisst (Megillat Esther 9, 27-32):

„Die Juden legten sich es als Pflicht auf und nahmen es als unveränderlichen Brauch an für sich und für ihre Nachkommen und für alle, die sich ihnen anschlössen, diese beiden Tage Jahr für Jahr zu feiern nach der für sie geltenden Vorschrift und der ihnen festgesetzten Zeit. Und sie bestimmten, dass diese Tage in Erinnerung bleiben und gefeiert werden sollten in jeder einzelnen Generation, in jeder einzelnen Familie, in jeder einzelnen Provinz und in jeder einzelnen Stadt, und dass diese Purimtage bei den Juden nicht untergehen und die Erinnerung an sie bei ihren Nachkommen kein Ende finden sollten.
Und die Königin Ester, die Tochter Awichajils, und der Jude Mordechai, schrieben mit allem Nachdruck, um diesen zweiten Purimbrief als Pflicht festzulegen. Und er sandte Briefe an alle Juden, in die 127 Provinzen im Königreich des Achaschwerosch, Worte des Friedens und der Treue, um diese Purimtage in ihren festgesetzten Zeiten als Pflicht festzulegen, so wie der Jude Mordechai und die Königin Ester es ihnen als Pflicht festgelegt hatten und wie sie es sich selbst und ihren Nachkommen als Pflicht festgelegt hatten, nämlich die Regelung der Fasten und ihrer Wehklage. Und der Befehl Esters legte diese Purimvorschriften als Pflicht fest, und es wurde in einem Buch niedergeschrieben“.

Deshalb wird Purim am 14. Tag des Monats Adar gefeiert. In Städten, die zur Zeit Jehoshuas, bei der Einnahme des Landes Kena’an, eine feste Stadtmauer hatten – heute gilt dies hauptsächlich für Jerusalem – wird Purim am 15. Adar, wie in Schuschan, gefeiert.

In jüdischen Schaltjahren wird der Adar verdoppelt; Purim findet in diesem Fall im zweiten Adar statt.

Die vier Mitzwot von Purim, am Tag (4 x "M"):
Megilla – Lesen der Ester-Rolle
Mischte – Purim-Festmahlzeit
Mischloach Manot – Freunden Esswaren schicken
Matanot LaEwjonim – materielle Gaben an Bedürftige

(Fortsetzung folgt s.G.w.)

Pessach – Das Fest des Auszuges aus Ägypten


Pessach (hebräisch: פסח,aramäisch Pas-cha), gehört zu den zentralen Festen des Judentums. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung des Jüdischen Volkes aus der dortigen Sklaverei, mit der sie als eigenes, von G“tt erwähltes Volk in die Geschichte eintraten. Die Haggada (Erzählung) verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer Ursprungsgeschichte.

Das Pessach-Fest wird vom 15. bis 22. Nissan als Familienfest mit den vorgeschriebenen Gesetzen und verschiedenen Riten gefeiert, darunter dem Seder (Ordnung) und dem Verzehr von Mazot (Matzen). Deshalb heißt er auch in der Torah „Chag haMatzot“ („Fest der ungesäuerten Brote“).

In der Zeit des Bet haMikdasch – der jüdischen Tempels – gehörte Pessach zusammen mit Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) zu den drei Wallfahrtsfesten, an denen alle Juden mit ihren Familien nach Jerusalem zum Tempel auf dem Zionsberg pilgerten, um dort die Pessachtiere zu opfern.

Das hebräische Wort Pessach bedeutet „Auslassen“ oder „Überspringen“ der jüdischen Häuser beim Strafgericht an den ägyptischen Erstgeborenen durch G“tt und dem Todesengel in der Nacht des Auszugs. Die Hebräer blieben verschont, weil sie die Gebote des Ewigen erfüllten, u.a. ihre Türpfosten mit dem Blut des Pessachs-Opfers mit der Ejsow (Ysop)- Pflanze bestrichen hatten.

Dieses Fest beendet die Knechtschaft Israels: Nachdem sich die Ägypter weigerten, die Hebräer ziehen zu lassen, kündet Gott ihnen nach neun erfolglosen Plagen die Tötung der Erstgeborenen von Mensch und Tier an. Um verschont zu bleiben, solle jede israelitische Familie am Erew Pessach (14. Nissan) ein männliches, einjähriges fehlerloses Lamm von Schaf oder Ziege schlachten, mit dessen Blut die Türpfosten bestreichen und es dann braten und dann gemeinsam am Abend mit Matze und Maror (Bitterkraut) vollständig verzehren. Die so markierten Häuser werde G“tt und der Todesengel in derselben Nacht mitternachts überspringen, während sie die Strafaktion an Ägypten vollstrecke. Danach drängt der Pharao die Israeliten zum Verlassen des Landes, worauf sie gemäß Gottes Anweisungen bestens vorbereitet sind.

Neben Schlachtung und Verzehr der Pessachtiere befiehlt G“tt das Auskehren vor Pessach von allem gesäuerten Teig und verbietet während den Pessach-Tagen Chamez (gesäuertes Brot) zu essen. Israeliten und Konvertiten in Israel, die diese Bestimmung missachten und gesäuertes Brot essen, wird die Todesstrafe angedroht.

Die Pessachnacht-Feier wird gegürtet, mit Schuhen an den Füssen und mit Stock in der Hand gefeiert, vorbereitet zum anstehenden Auszug.

Morgens und abends besteht die Pflicht den Auszug aus Ägypten zu gedenken, wie es heisst:
...damit du dein ganzes Leben lang des Tages gedenkst, an dem du aus Ägypten gezogen bist

Datum

Pessach fällt gemäß der Torah in dem jüdischen Frühlingsmonat Nissan und beginnt nach dem Jüdischen Kalender am Abend des 14. Nissans. Die folgende Tabelle zeigt die Termine von Pessach in den nächsten Jahren. Das Fest beginnt wie alle jüdischen Feiertage am Sonnenuntergang des Vorabends.

Das Pessachfest dauert sieben Tage, in der Diaspora acht Tage. Während dieser Zeit darf gemäß G“ttes Gebot nichts Gesäuertes (hebräisch Chametz) verzehrt werden noch sich im Haus befinden. Alle Speisen, die in irgendeiner Weise mit Gesäuertem in Berührung kamen mässen aus dem Hause geschaffen werden. Sie dürfen an Pessach weder zur Zubereitung oder Darreichung von Speisen, ja nicht einmal zur Viehfütterung genutzt werden. Als Säuerndes gilt jede der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel (Spelt), die für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt kam, sowie jede Speise und jedes Getränk, das aus einer dieser Getreidesorten hergestellt ist oder sie enthält.

Vorbereitung

Zur Festvorbereitung werden daher in der Vorwoche sämtliche gesäuerten Nahrungsmittel verzehrt, verschenkt oder verkauft und die übrigen in einem großen Hausputz entfernt. Das Haus wird bis auf den letzten Krümel gereinigt. Chametz, welches vergessen und später entdeckt wurde, darf nicht mehr genutzt werden und wird deshalb weggeworfen. Glasgeschirr wird drei Tage gewässert (jeweils nach 24 Stunden gewechselt). Geräte aus Metall (Töpfe, Besteck) und aus Holz werden nach gründlicher Reinigung (sofern möglich) gekaschert – in siedendem Wasser kurz gekocht – um es vorschriftsmäßig für Pessach geeignet zumachen. In vielen Haushalten gibt es eigenes Geschirr und Besteck nur für Pessach. Alles Küchenzubehör aus anderen Materialien, wie Porzellan und Plastik wird während des Festes weggeschlossen. Zum Abschluss dieser Hausreinigung wird eine Nacht vor Pessach im Licht einer Kerze jeder Winkel der Wohnung nach verbliebenem Chametz durchsucht.

Dieses Mazte-Essen soll an die biblische Erzählung erinnern, nach der die Israeliten so rasch aus Ägypten ausziehen mussten, dass zum Säuern und Gärenlassen der Brote als Reisenahrung keine Zeit mehr blieb. Während der acht Festtage wird darum nur ungesäuertes Brot (Mazza) gegessen. Die Matzen sind dünne, nur aus Mehl und Wasser ohne Hefe hergestellte knusprige Fladenbrote. Die gesamte Herstellungszeit vom Anrühren des Teiges bis zum Backen soll 18 Minuten nicht überschreiten, damit der Teig auf keinen Fall säuert.

Das Omer-Zählen

Die Tora befiehlt uns, sieben Wochen lang zu zählen, vom Tage des Darbringens des Omer, das am 16. Nissan – zweiter Tag von Pessach – gebracht wird, bis zum Schawuotfest, dem fünfzigsten Tage nach der Darbringung des Omer. Man beginnt in der zweiten Nacht des Pessachfestes - in der Diaspora ist dies der zweite Sederabend - und zählt sieben Wochen lang, 49 Tage. 'Fünfzig Tage' wird von den Weisen 'bis zum fünfzigsten Tage' ausgelegt, da es vorhin heisst: „…sieben vollkommene Wochen sollen es sein…“

Jeder einzelne ist aufgefordert zu zählen, da es ja heisst 'Usefartem lachem - zählt für euch'. Obwohl das Heiligtum nicht mehr steht und kein Omer mehr dargebracht wird, ist auch heute noch die Mizwa des Omerzählens Pflicht. Ein Teil der Rischonim sagt, da es heute kein Omeropfer mehr gibt, ist diese Mizwa nur noch „Midiwrej Sofrim“ - ein von den Schriftgelehrten angeordnetes Gesetz.

Der Beginn der Pflicht des Omerzählens ist bei Einbruch der Nacht, da es ja heisst: 'Temimot tihejena - vollständig sollen sie sein.' Vollständig sind diese Tage aber nur, wenn sie mit Beginn der Nacht des 16. Nissan anfangen. So wie die erste Zählung bei Beginn der Nacht stattfindet, so müssen auch die folgenden Zählungen bei Beginn der Nacht erfolgen.

Lag BaOmer

Lag baOmer ( ל"ג בעומר ) ist ein jüdisches Fest, das am 33. Tag des Omer-Zählens zwischen Pessach und Schawuot begangen wird und jeweils auf den 18. Ijar fällt. Lag (hebräisch ל"ג ) steht hier für 33.

Der Ursprung des Festes geht auf folgende Begebenheit zurück: Rabbi Akiwa, einer der bedeutendsten Mischna-Gelehrten nach der Zerstörung des 2. Tempels, hatte 24'000 Schüler. Sie waren grosse Gelehrte, jedoch ehrten sie einander nicht. Alle starben zwischen Pessach und Schawuot. Am Lag baOmer hörte das Sterben auf.

Zusätzlich dient das Fest zur Erinnerung an Rabbi Schimon ben (bar) Jochai. Rabbi Schimon war einer der fünf Schüler Rabbi Akiwas, die am Leben blieben und die gesamte Überlieferung der mündlichen Lehre den nächsten Generationen weitergaben. Nach der Überlieferung starb Rabbi Schimon an diesem Tag. In Meron in Galiläa, unweit von Zefat, werden seine Grabstätte und diejenige seines Sohnes Rabbi Elasar ben Schimon jeweils von Hunderttausenden an Lag baOmer besucht.

Grosse Feuer werden zu Ehren Rabbi Schimons gezündet, Erwachsene und Kinder singen und tanzen um sie herum.

Lag baOmer ist ein fröhliches Fest. Die verschiedenen einschränkenden Gebote (Trauergebote), die für die Omer -Tage zwischen Pessach und Schawuot gelten, sind an diesem Tag aufgehoben. Die Haare dürfen wieder geschnitten und es darf wieder Musik gehört und gespielt werden. Vor allem aber können an diesem Tag Hochzeiten durchgeführt werden - ein Angebot, von dem reichlich Gebrauch gemacht wird. Erwachsene und Kinder zünden Lagerfeuer und tanzen und singen um sie herum.

Schawuot -  Das Wochenfest

Schawuot gehört mit Pessach und Sukkot (dem Laubhüttenfest) zu den Wallfahrtsfesten, den Festen, die zur Zeit der beiden Tempel mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem und Opfern im Tempel begangen wurden.

Schawuot wird jeweils am 50. Tag der Omer-Zählung – ungeachtet des Kalender-Datums – gefeiert. Nach unserm heutigen Kalender fällt Schawuot immer auf den 6. Siwan. Jedoch zur Zeit als der Neumontagstag nach Aussagen von Zeugen, die den Neumond gesichtet hatten, bestimmt wurde, konnte Schawuot auch auf den 5. oder 7. Siwan fallen. Hatten die vergangenen Monate Nissan und Ijar nur je 29 Tage, so fiel Schawuot auf den 7. Siwan, hatten sie je 30 Tage, so war Schawuot am 5. Siwan. Nach unserem Kalender findet das Fest immer am 6. Siwan statt, da jedes Jahr Nissan 30 und Ijar 29 Tage hat.

Genau wie alle anderen Feiertage dauert auch Schawuot in der Diaspora (im Galut) einen Tag, länger. In Israel dauert Schawuot einen Tag, in der Diaspora zwei Tage. Der Grund für den Unterschied ist, dass man früher, als es keine Kommunikationsmittel hatte, in der Diaspora nicht wusste, wann in Israel der Neumondstag bestimmt wurde. Zwar wurden vom Sitz des – den Neumondtages bestimmenden – Gerichtshofes Gesandte in die Städte der Diaspora gesendet, jedoch kamen sie je nach Entfernung oft nach dem Feste an. Deshalb waren die Juden der Diaspora wegen des Zweifels gezwungen einen Tag zum Feste hinzuzufügen. Unsere Weisen ordneten an, dass auch nach dem Festlegen des Kalenders, dies so bleiben soll, „vielleicht könnte wegen den Verfolgungen, der alte Zustand zurückkehren.“

Chag Schawuot bedeutet „das Wochenfest“: als Vollendung der siebenwöchigen Omerzeit.

Schawuot hat weitere Namen wie:

Chag Hakazir – Fest der Ernte: Beginn der Weizenernte

Jom HaBikurim - Tag der Erstlingsfrüchte: Beginn des Darbringens des neuen Getreides (Mehl) auf dem Altar im Tempel und Beginn des Bringens der Erstlingsfrüchte der sieben Arten in den Tempel.

Azeret – Schlussfest: Abschluss der siebenwöchigen Omerzeit

Seman Matan Torah - Zeit der Torah-Gebung: An diesem Tag wurde dem jüdischen Volk die Torah gegeben.

Die Fasttage der Gemeinde

Es ist ein Gebot der Propheten, an den Tagen, an denen unsern Vätern Leiden widerfahren sind, zu fasten. Der Zweck des Fastens ist, die Herzen zu erwecken, die Wege der Teschuwa (Rückkehr) einzuschlagen. Dadurch sollen wir uns an unsere bösen Handlungen erinnern und die Handlungen unserer Väter, die gleich den unsrigen heute waren, dass sie für sie und uns jene Leiden herbeiführten. Und indem wir dieser Dinge gedenken, sollen wir umkehren, um uns zu bessern, wie es heisst (Wajikra 26,40): „Und sie sollen ihre Schuld und die Schuld ihrer Väter bekennen.“ Deshalb ist jedermann verpflichtet, an diesen Tagen sich zu besinnen, seine Handlungen zu prüfen und von den bösen abzulassen. Denn die Hauptsache ist nicht das Fasten, wie es von den Einwohnern Ninweh’s heisst (Jona 3, 10): „G“tt sah ihre Taten“; wozu unsere Weisen bemerken (Talmud Ta’anit 16a): Es steht nicht, „G“tt sah ihre Fastgewänder und ihr Fasten“, sondern, „G“tt sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren“. Das Fasten ist nur eine Vorbereitung für die Teschuwa (Rückkehr). Deshalb Menschen, die fasten aber den Tag mit unnützen Dingen verbringen, ergreifen nur die Nebensache und lassen die Hauptsache liegen. (Kizzur Schulchan Aruch 121,1)

Der Prophet Secharja (Zacharias) erwähnt diese Fasttage erstmals (8,19): " So spricht der Ewige, das Fasten im vierten Monat ( 17. Tamus) und das Fasten im fünften Monat (9. Aw) und das Fasten im siebten Monat (3. Tischrej) und das Fasten im zehnten Monat (10. Tewet)....."

Shiw'a Assar beTamus: Der Fasttag am 17. Tamus

Der Fasttag des 17. Tamus wurde von den Propheten - nach der Zerstörung des ersten Tempels - wegen fünf Tragödien angeordnet. An ihm fangen die "Drei Wochen" der Trauer über die Zerstörung des Tempels und des anschliessenden Exils an. Diese "Drei Wochen" enden am Tisch'a beAw - Fasttag des Neunten Aw.

Im Traktat Ta'anit (4,6) erklärt die Mischna, dass wir wegen fünf Tragödien fasten, die sich an diesem Tag ereigneten:

  • Mosche zerbrach die Bundestafeln;
  • Das Korban Tamid (das tägliche Opfer) wurde unterbrochen;
  • Die Stadtmauer von Jerusalem wurde durchbrochen;
  • Apostomos verbrannte die Torarolle;
  • Im Tempel wurde ein Götzenbild aufgestellt.

Mosche zerbricht die Bundestafeln

Der 17. Tamus wurde von unseren Weisen durch eine einfache Mathematikaufgabe eruiert: Der Talmud lehrt uns, dass die Zehn Gebote am 6. oder 7. Siwan 2448 (1312 v.d.Z.) von den Kindern Israels empfangen wurden und Mosche am 7. Tag des Monats Siwan auf den Berg Sinai stieg, um die Bundestafeln zu erhalten: "Am siebten Tag rief er Mosche mitten aus der Wolke heraus zu." (Schemot 24,16) Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb Mosche auf dem Berg. Da der Monat Siwan 30 Tage lang ist, befand sich Moses 23.5 Tage des Monats Siwan und 16,5 Tage des Tamus am Sinai. Am 17. Tag des Monats Tamus stieg Mosche vom Berg herab und als er sein Volk um das Goldene Kalb tanzend vorfand, zerbrach er die Bundestafeln.

Die Unterbrechung des Korban Tamid

Die zweite Tragödie war die Unterbrechung des Korban Tamid - des täglichen Opfers im Tempel. Raschi (Ta'anit 26b) erklärt die Unterbrechung damit, dass das Opfer von der römischen Regierung verboten worden war.
Eine weitere Erklärung ist, dass das Korban Tamid zur Zeit der Belagerung von Jerusalem vor der Zerstörung des Tempels unterbrochen wurde. Dies beziehe sich auf die eineinhalbjährige Belagerung durch Newuchadnezar vor der Zerstörung des Ersten Tempels.
Eine dritte Erklärung ist: Als die Hasmonäerkönigin Alexandria (Salome Alexandra) im Jahr 3697 (63 v.d.Z.) starb, brach zwischen ihren beiden Söhnen Horkenos II. (Hyrkanos II.) und Aristoblus II. (Aristobulos II.) ein Bürgerkrieg aus. Einmal wurde Horkenos in Jerusalem durch Aristoblus belagert. Obwohl beide Seiten bereit waren, einander zu bekriegen, strebten beide nach Weiterführung der täglichen Opfer im Tempel. Die Belagerten liessen täglich von der Mauer eine Truhe mit Geld hinunter. Die Belagerer nahmen das Geld aus der Truhe und steckten zwei Lämmlein hinein. Diese wurden dann hochgezogen und im Tempel dargebracht. Ein hellenisierter Jude aus dem Lager des Aristoblus erklärte, es würde ihnen niemals gelingen, die Stadt zu erobern, solange die Verteidiger imstande seien, das Korban Tamid darzubringen. Am nächsten Tag wurde statt der Schafe ein Schwein hinaufgeschickt. Als das Schwein die Höhe der halben Mauer erreichte, drückte seine Klauen in die Mauer hinein und das ganze Land Israel erbebte (Talmud Baba Kama 82b). Das geschah am 17. Tamus. Von da an hörten die täglichen Opfer im Tempel auf. Der Krieg zwischen den beiden Brüdern führte zur Intervention Roms und zum Ende der jüdischen Unabhängigkeit.

Die Stadtmauer von Jerusalem wird durchbrochen

Diese Durchbrechung der Stadtmauer von Jerusalem führte zur Eroberung der Stadt und zur Zerstörung des Zweiten Tempels. Im Propheten Jirmijahu (52, 6-7) steht, dass die Mauer beim Ersten Tempel durch die Babylonier bereits am 9. Tamus durchbrochen wurde. Wir fasten jedoch am 17. Tamus, an dem Tag, da die Mauer beim zweiten Tempel durch die Römer durchbrochen wurde, da die Zerstörung des Zweiten Tempels für uns Juden die weitaus größere Katastrophe darstellt (Talmud Ta'anit 28b).
Der Talmud Jeruschalmi (Ta’anit 4,5) erklärt jedoch, dass die Mauer auch beim ersten Tempel erst am 17. Tamus durchbrochen wurde. Jedoch waren die Leiden und Verwirrung durch die lange Belagerung Jerusalems so gross, dass sie sich in der Berechnung des Kalenders irrten und glaubten, es sei der 9. Tamus. Obwohl G“tt und der Prophet Jirmijahu die wahre Berechnung kannten, liess G“tt den Propheten das falsche Datum niederschreiben um das grosse Leid und die grosse Verwirrung unter der belagerten Bevölkerung in Jerusalem vor der Zerstörung zum Ausdruck zu bringen.

Die Verbrennung der Torarolle durch Apostomos

Dieses Ereignis, auf die sich die Mischna bezieht, ist unbekannt. Sie wird im Talmud (Ta'anit 28b) mit dem Wort "Überlieferung" erklärt, was bedeutet, das wir nur durch die Überlieferung wissen, dass so etwas am 17. Tamus geschah. Der Tifereth Jisrael (Ta'anit 4.6) ist der Meinung, dass dieser griechische Offizier namens Apostomos, der zur Zeit des Zweiten Tempels lebte, die Torarolle Esras, die im Tempel als Muster für alle Schreibers diente, verbrannte. Eine weitere Erklärung bringt er, dass dieser Bösewicht im ganzen Land Torah-Rollen suchen liess, sie einsammelte und am 17. Tamus verbrannte.

Aufstellung eines Götzenbildes im Tempel

Dass ein solches Götzenbild im Tempel am 17. Tamus aufgestellt wurde, wissen wir aus dem Buch Daniel: (12,11) "Von der Zeit, wo das tägliche Opfer abgeschafft und der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wurde ..."
Daniel erwähnt jedoch nicht, wer dieses Götzenbild aufstellte. Der Talmud Jeruschalmi (Ta’anit 4,5) bringt zwei Meinungen: Manche sagen, es sei Apostomos gewesen, andere sprechen über Menasche, einem bösen jüdischen König zurzeit des Ersten Tempels.

Die "Drei Wochen"


Da am 17. Tamus die Leiden der Tempelzerstörung angefangen haben, beginnt eine dreiwöchige Periode der Trauer. Ab dem 17. Tamus werden Trauerriten begangen. Mit dem Beginn des Monats Aw werden diese Bräuche strenger je näher Tisch'a BeAw (der Neunte Aw) kommt.

Details der Vorschriften, siehe: "Feiertage" - "Die drei Trauerwochen"

Tisch'a BeAw - Ein Tag der Schuld

(Klicken Sie hier, um die Gesetze zu Tisha BeAw zu lesen)

Unsere Weisen sagten (Mischna Ta'anit Kap. 4, 5): Fünf Ereignisse geschahen unseren Vätern am Tisch’a BeAw:

  1. 1. Zur Zeit der Wüstenwanderung wurde unseren Vätern an diesem Tag die Strafe verhängt, nicht in das Gelobte Land ziehen zu dürfen, so wie es heisst: "Im Jir’e Isch Ba'Anaschim Ha'ejle, HaDor haRa haSe" - kein Mann unter diesen Männern, dieses bösen Geschlechtes, soll das gute Land sehen, das Ich euren Vätern zu geben geschworen habe (Dewarim 1, 35).
  2. 2. An diesem Tag fand die Zerstörung des Ersten Tempels statt.
  3. 3. An diesem Tag fand die Zerstörung des Zweiten Tempels statt.
  4. 4. An diesem Tag wurde die Stadt Betar durch die Römer eingenommen und hunderttausende Jehudim wurden niedergemetzelt und geschlachtet, bis sich ein Fluss von ihren Bluten bildete
  5. 5. Der Erdboden des zerstörten Jeruschalajim wurde umgepflügt. Es heisst "Zijon Sade Techaresch" - Zijon wird wie ein Acker gepflügt werden (Jirmijahu 26, 18).

An diesem bitteren Tag wurden unsere Väter noch von vielen traurigen Ereignissen heimgesucht, auch nach der Zerstörung. Das grösste unter allen war die Vertreibung aus Spanien, die im Jahr 5252 (1492) stattfand. Ursprünglich hiess es in dem Vertreibungsdekret von König Ferdinand von Spanien, dass am letzten Tag des Monats Juli kein Jude mehr den Boden Spaniens betreten dürfe. Es wurde ihnen dann eine Verlängerung von zwei Tagen gewährt, nämlich bis zum 2. August des Jahres. Dieser fiel auf den neunten Aw. "An eben diesem Tag zogen die Scharen G"ttes aus allen Ländern Spaniens" (aus den Schriften Abarbanels). Sie waren der Gefangenschaft, dem Schwert, der Plünderung, den Wogen des Meeres und den wilden Tieren ausgesetzt, "den zwei- und vierbeinigen"!

Obwohl unsere Generation wohl Zeuge der schrecklichen und verheerenden Vernichtung ist, obwohl unsere Herzen von soviel Schmerz und Seufzen erkrankt sind, und die Quellen unserer Tränen vom vielen Weinen versiegt sind, ist die Erinnerung an das schreckliche Unheil, das damals das spanische Judentum traf, nicht erloschen. Niemals werden wir vergessen, dass die glücklichste und grösste jüdische Gemeinde der Diaspora ein solch furchtbares Ende nehmen musste. Nur traurige Reste einer einst blühenden Judenheit, unter ihnen die Marannen, blieben dort am Leben. So ging am neunten Aw das spanische Judentum für immer zugrunde. Hierzu passt der Ausspruch unserer Weisen in Ta'anit 29b: "An einem günstigen Tag kommt man in den Genuss eines Verdienstes, hingegen bringt ein ungünstiges Datum Unheilvolles".

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Die Bearbeitung des Jüdischen Kalenders erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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