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Die Festtage von Chanukka (1. Teil) - Der Monat Kislew (2. Teil) 

Aus Sefer Hatoda’a / Das Jüdische Jahr.

Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann

 

Verkündung des Monatsanfangs

Seit den Tagen von Mosche Rabbejnu, wie auch in den Tagen der Hasmonäer und danach, wurde jeweils der Anfang der Monate (Rosch Chodesch) durch Aussage von Zeugen, die den Neumond gesehen hatten, bestimmt. Boten des Bejt Din (Gerichtshof) teilten anschliessend den Orten ausserhalb von Jeruschalajim mit, wann der Monatsanfang geheiligt wurde. Sie verkündeten dies aber nur in den Monaten, in denen Feier- oder Fasttage fielen, damit die Leute wissen, wann den Festtag einzuhalten. Doch in den Monaten, die keine Feiertage enthielten, wurden die Boten nicht entsandt. Wenn nun die Boten vom Bejt Din gesandt wurden, um den Monatsanfang von Kislew mitzuteilen, war dies wegen Chanukka. Chanukka wird nämlich zu den Feiertagen gezählt, obwohl die Mizwot (Gebote), die an diesem Fest erfüllt werden, erst von den "Sofrim", (unsere Weisen), zur Zeit der Chaschmona’im (Hasmonäer) festgesetzt wurden.

Chanukka

Am 25. Kislew beginnen die acht Tage Chanukka, und man beginnt mit dem Lichterzünden am Vorabend jedes Chanukka-Tages.

Im Traktat Schabbat [21b] stellt der Talmud folgende Frage: "Mai Chanukka", was bedeutet Chanukka? Und antwortet: Unsere Weisen erklärten: Mit dem fünfundzwanzigsten Kislew beginnen acht Tage, an denen keine Trauerreden gehalten werden dürfen und auch nicht gefastet werden darf. Denn als die Jewanim (Griechen) in das Heiligtum eindrangen, verunreinigten sie die Öle. Als dann die Hasmonäer siegten und in das Bejt Hamikdasch kamen, suchten sie und fanden nur einen einzigen Krug mit Öl, der noch mit dem Siegel des Hohepriesters versehen war. Obwohl dieser nur so viel Öl enthielt, um damit den siebenarmigen Leuchter für einen Tag anzuzünden, geschah ein Wunder, und das Öl brannte acht Tage lang. Ein Jahr danach setzten die Weisen diese Tage als 'Jamim Towim' (Feiertage) fest, an welchen Lob und Dank ausgesprochen werden soll.

Der Rambam (Maimonides) schreibt in Hilchot Chanukka [Kap. 3]: "Während des Bestehens des Zweiten Tempels erliessen die griechischen Könige strenge Verordnungen gegen Israel. Sie erklärten die jüdische Religion als ungesetzlich, erliessen ein Gebot gegen das Toralernen und das Ausüben der Mizwot. Sie nahmen ihnen ihr Geld weg und bemächtigten sich ihrer Töchter. Sie drangen in das Heiligtum ein, rissen Löcher in seine Mauern und verunreinigten alles Heilige. Sie verursachten Furcht und Grauen in Israel und unterdrückten es, bis der G"tt unserer Väter sich ihrer erbarmend annahm und sie aus den Händen ihrer Feinde befreite. Es siegten die Hasmonäer, die Familien der Hohepriester. Sie erschlugen die Feinde und erretteten Israel aus ihrer Hand. Es wurde ein König unter den Kohanim der Hasmonäer-Familie bestimmt, und so erstand der jüdische Staat wieder, bis der Zweite Tempel zerstört wurde.

Als Israel seiner Feinde Herr wurde und sie besiegte, geschah dies am fünfundzwanzigsten Kislew. Sie traten in das Heiligtum ein und fanden nur einen Krug mit reinem Öl, das für einen Tag lang gereicht hätte. Aber als sie die Lichter der Menora (Leuchter) damit anzündeten, brannte diese acht Tage lang, bis sie wieder Oliven auspressen konnten, um reines Öl daraus zu machen".

Die Weisen der damaligen Generation ordneten darum an, dass die acht Tage, beginnend mit dem fünfundzwanzigsten Kislew, als Freudentage festgesetzt werden. Es wird Hallel gesagt, Lichter an den Eingängen des Hauses werden angezündet und acht Tage gefeiert, um das Wunder zu verkünden. Diese Tage werden "Chanukka" genannt, das bedeutet: "Chanu", sie ruhten, "Kaf He", am 25., denn am fünfundzwanzigsten wurde ihnen Ruhe von ihren Feinden zuteil.

Der obenerwähnte Ausdruck des Talmud "Sie machten ihn zu einem Feiertag für Lob und Dank" bezieht sich wörtlich auf das Sprechen des Hallel-Gebetes, Hallel = Lob, und darum sagt man ganz Hallel beim Morgengebet während der acht Chanukkatage. Der Ausdruck "Dank" bezieht sich auf  "Al Hanissim", ein Dankgebet, welches in der Schemone Essre und im Tischgebet während der Chanukkatage eingeschaltet wird.

Womit werden Chanukkalichter entzündet?

Die Mizwa des Lichterzündens wird vorzüglich mit reinem Olivenöl und Baumwolldochten erfüllt, denn ihr Licht ist rein, und es erinnert auch an das Licht der Menora im Tempel, die mit Olivenöl angezündet wurde. Alle anderen Öle und Dochte sind ebenfalls erlaubt, wenn diese reines Licht erzeugen und nicht flackern. Lichter aus Wachs oder Paraffin sind ebenfalls erlaubt.

Der Leuchter, der für das Öl und die Dochte benutzt wird, soll ästhetisch aussehen. Als Material wählt man vorzugsweise Metall oder Glas. Leuchter aus Ton sollten nur benutzt werden, solange sie noch neu und schön sind. Sind sie aber durch den Gebrauch unansehnlich geworden, so sollen sie nicht mehr benutzt werden.

Ein Docht, der schon an einem Abend gebrannt hat, darf an den folgenden Abenden weiter benutzt werden. Dies gilt auch für unbenütztes Öl oder Kerzenreste.

Wie zündet man die Lichter an?

Am ersten Abend zündet man ein Licht an, zwei am zweiten und so weiter bis zum achten Abend, an dem acht Lichter angezündet werden.

An einem achtarmigen Leuchter zündet man am ersten Abend das erste Licht auf der rechten Seite an. Am zweiten Abend fügt man zu seiner Linken das nächste Licht hinzu, und in dieser Weise fährt man fort bis zum achten Licht. Als erstes wird aber immer das hinzugefügte Licht angezündet, also von links nach rechts.

Der Grund für diese Reihenfolge - dass man immer dem neuen Licht den Vorzug gibt - ist, dass man somit dem immer grösser gewordenen Wunder Ausdruck verleiht.

Die Lichter sollen so angeordnet werden, dass sie alle in gleicher Höhe stehen, keines soll höher oder niedriger sein, keines soll vor- oder zurückgesetzt sein, auch nicht in kreisförmiger Anordnung. Auch soll genügend Abstand zwischen dem einem und dem anderen Licht sein, damit die Feuerflammen der Lichter sich nicht verbinden oder durch die Hitze der Wachs zu schmelzen beginnt.

Am ersten Abend sagt man vor dem Anzünden drei Berachot:

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Ascher Kideschanu Bemizwotaw Weziwanu Lehadlik Ner Chanukka."

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Sche'assa Nissim La’Awotejnu Bajamim Hahem Basman Hase."

"Baruch Ata Haschem Elokejnu Melech Ha’Olam, Schehechejanu Wekijemanu Wehigianu Lasman Hase."

Dann zündet man die Lichter an. An den darauffolgenden Tagen werden nur die zwei ersten Berachot gesagt. Wenn man aus irgendwelchen Gründen verhindert war, die Lichter am ersten Abend anzuzünden, so sagt man "Schehechejanu", wenn man zum ersten Mal anzündet.

Es ist Sitte, ein zusätzliches Licht zu den jeweils vorgeschriebenen anzuzünden. Dieses Licht wird "Schamasch" (Diener) genannt. Dieser Schamasch zündet die anderen Lichter an. Es ist nicht erlaubt, sich der Chanukkalichter zu bedienen, in ihrem Schein zu lesen oder anderes Licht an ihnen anzuzünden. Der Schamasch jedoch darf für all dies benutzt werden. Deshalb soll der Schamasch bei den Chanukka-Lichter stehen bleiben, denn sollte man in der Nähe der Chanukka-Lichter Licht benötigen, so geschieht dies im Scheine des Schamasch. Dieser Schamasch soll nicht in der gleichen Reihe stehen wie die Chanukkalichter, etwas abseits oder höhergestellt. Man sollte auch darauf achten, dass ausser dem Schamasch noch ein zusätzliches Licht im Hause brenne [Schulchan Aruch 673:1, siehe dort Mischna Berura].

Es ist auch Sitte, kein Chanukkalicht dazu zu benutzen, um ein anderes Chanukkalicht an derselben Menora anzuzünden. Zu diesem Zwecke sollte man nur den Schamasch oder ein anderes Licht benutzen [Schulchan Aruch 674:1].

Zur Zeit des Anzündens sollte die ganze Familie versammelt sein, um das "Wunder öffentlich zu verbreiten (Pirssum Haness)".

Nach dem Anzünden des ersten Lichts, während man noch die übrigen Lichter anzündet, sagt man "Hanerot Halalu". Nach dem Anzünden aller Lichter werden Chanukkalieder gesungen und diverse Kapitel aus Tehillim/Psalm rezitiert, je nach Familienbrauch.

Wo zündet man die Lichter an?

Unsere Weisen haben angeordnet, die Chanukkalichter am Eingang des Hauses zur Strassenseite zu, links vom Eingang, anzuzünden – der Mesusa gegenüber. Sie sollen nicht tiefer als drei Tefachim/Handbreiten (24-29 cm) über dem Boden stehen, aber auch nicht höher als zehn Tefachim (80-96 cm). Hat man sie höher als zehn Tefachim, aber weniger als zwanzig Amot/Ellen (10-12 m), gestellt, hat man trotzdem die Mizwa erfüllt. Der Grund für diese Anordnungen besteht darin, dass nur in diesen erlaubten Grenzen "Pirsum Haness", die öffentliche Verbreitung des Wunders, wirklich erreicht werden kann.

Wer auf einem Stockwerk wohnt und keinen direkten Ausgang zur Strasse hat, zündet die Lichter beim Fenster zur Strassenseite. Wenn Verfolgungen herrschen, zündet man drin, vorzugsweise bei einer inneren Türe links, gegenüber der Mesusa. Man soll sie jedenfalls nicht auf den Tisch stellen, weil dies kein Pirsum Haness ist.

Wer in einem Hochhaus wohnt, und die Fenster seiner Wohnung mehr als zwanzig Ellen (ca. 10-12 Meter) über der Strasse liegen, sollte die Chanukkalichter an der Tür des meistbenutzten Raumes links, also der Mesusa gegenüber, anzünden. Sollte es aber weitere Hochhäuser in seiner Gegend haben, so gibt es Meinungen, dass beim Fenster gezündet werden soll, da es die Leute in den gegenüberliegenden Häuser sehen.

Wann zündet man die Lichter an?

Chanukkalichter werden sofort nach Nacht, beim Erscheinen der Sterne, angezündet. Ist man jedoch verhindert gewesen, dies zur rechten Zeit zu tun, kann man die Lichter noch während der ganzen Nacht anzünden, dies aber, solange die übrigen Familienmitglieder noch nicht schlafen gegangen sind. Ist man aber gezwungen, das Anzünden noch länger hinauszuschieben, wenn alle schon schlafen und somit das Pirssum Haness nicht stattfindet, so zündet man die Lichter ohne Beracha an. Ist jedoch die Nacht verstrichen und man hatte keine Gelegenheit, die Lichter anzuzünden, kann man erst am nächsten Abend die Mizwa wieder nach Vorschrift ausüben.

Eine halbe Stunde vor dem Anzünden der Lichter soll man nicht essen (kleiner Imbiss ist erlaubt) und keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen. Wenn es Zeit zum Lichterzünden ist, sollte man sogar nicht mehr Tora lernen, bis man die Mizwa erfüllt hat. Sobald sich die Sterne am Himmel zeigen, verrichtet man das Maariw-Gebet, Abendgebet, und zündet an. In Jeruschalajim halten sich viele an den Minhag des Gaon von Wilna, und zünden die Lichter schon bei Sonnenuntergang, also vor Ma’ariw, an.

Die Lichter sollen eine halbe Stunde lang brennen. Darum sollte beim Anzünden genügend Öl im Leuchter sein, damit es für die vorgeschriebene Zeit reicht. Wer beim Sonnenuntergang anzündet, muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora ist, mindestens so viel, dass die Lichter bei Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Ist nun beim Anzünden zu wenig Öl in der Menora, so dass die Lichter weniger als eine halbe Stunde brennen, so hat man die Mizwa nicht erfüllt. Man darf auch während des Brennens kein Öl hinzugiessen. Man muss dann die Lichter löschen, genügend Öl eingiessen und ein zweites Mal anzünden, denn die Erfüllung der Mizwa bezieht sich vor allem auf die dafür festgesetzte Zeit.

Hat man zu viel Öl in die Menora gegossen, sodass die Lichter länger als die vorgeschriebene halbe Stunde nach Nacht brennen, darf man sie löschen und das übrige Öl für den nächsten Abend verwenden. Wenn man vor dem Anzünden das übriggebliebene Öl für irgendeinen anderen Zweck bestimmt hat, darf man es nach Belieben benutzen. Jedoch Öl und Dochte, die vom letzten Abend Chanukka übriggeblieben sind, sollen für keinen anderen Zweck benutzt werden, es sei denn, man habe diese schon beim Anzünden für andere Dinge bestimmt. Man verbrenne sie gemeinsam.

Ein Licht, das während der obligatorischen Brennzeit von einer halben Stunde ausgegangen ist, soll   wieder angezündet werden, aber ohne nochmals eine Beracha darüber zu sprechen.

Die Chanukkalichter sollen, sogar nach der vorgeschriebenen halben Stunde, nicht benutzt werden. Man soll die Menora auch nicht von ihrer Stelle wegrücken, erst nachdem die Lichter ausgegangen sind.

Am Vorabend des Schabbat zündet man zuerst die Chanukkalichter an und dann erst die Schabbatlichter. Man muss dafür sorgen, dass genügend Öl in der Menora vorhanden ist, damit die Lichter nach Nacht noch eine halbe Stunde brennen. Zündet man mit Kerzen an, so müssen sie gross genug sein, damit sie bei Nacht noch vorschriftsmässig weiterbrennen.

Am Schabbatausgang soll zuerst Hawdala mit Wein gemacht und erst dann die Chanukkalichter angezündet werden. Manche machen es umgekehrt; jeder soll es nach Vätersitte ausführen.

Wer ist verpflichtet, die Lichter anzuzünden?

Alle haben die Pflicht, Chanukkalichter anzuzünden, Männer und Frauen. Obwohl Frauen in der Regel von einem zeitgebundenen Gebot befreit sind, haben unsere Weisen auch eine Frau dazu verpflichtet. Der Grund ist, weil auch ihnen das Chanukka-Wunder geschah; die Mädchen wurden nämlich gezwungen vor ihrer Hochzeit zuerst zum Herrscher zu kommen. Ausserdem wurde das Wunder durch eine Frau vollbracht. Die Tochter des Hohepriesters Jochanan köpfte den tyrannischen König, dadurch flohen die Feinde (siehe weiter). 

Auch ein Knabe ab neun Jahren ist dazu verpflichtet, es sei denn, man zündet für ihn an (z.B. der Vater zündet für alle). Ein Sohn, der im Hause seines Vaters lebt und ein eigenes Zimmer hat, ist selbst zum Anzünden verpflichtet. Ist dies nicht der Fall, so kann der Vater für ihn anzünden. Jedoch ist der Brauch, dass alle Söhne allein zünden. Der Vater zündet aber auch für seine Frau und Töchter.

Ist eine Frau allein oder ihr Mann ist verreist, so ist sie verpflichtet die Chanukkalichter zu zünden.

Ist ein Gast im Hause und hat ein eigenes Zimmer, so ist er selbst zum Anzünden verpflichtet. Wenn nicht, kann er sich an den Kosten der Chanukkalichter beteiligen, und ist in diesem Falle seiner Verpflichtung nachgekommen.

In der Synagoge zündet man die Chanukkalichter zwischen Mincha (Nachmittagsgebet) und Ma’ariw (Abendgebet) an. Wer in der Synagoge angezündet und auch die Berachot gemacht hat, muss zu Hause noch einmal mit Beracha anzünden. Das Lichterentzünden am Chanukka soll in jeder öffentlichen Versammlung vorgenommen werden, um die Pflicht von Pirsum Haness zu erfüllen.

In der Synagoge werden die Chanukkalichter an die Südwand gestellt, wie die Menora im Bejt Hamikdasch.

An einem Ort, an dem mehrere Leute die Chanukkalichter anzünden, soll man darauf achten, genügend Abstand zwischen einer und der anderen Menora zu halten, damit die Anzahl der Lichter an jeder einzelnen Menora deutlich erkennbar sei.

Der Rambam [Hilchot Chanukka, Ende Kap. 3] schreibt: "Das Anzünden der Chanukkalichter ist eine besonders beliebte Mizwa. Man soll sie besonders sorgfältig erfüllen, um die Bedeutung des Wunders zum Ausdruck zu bringen, G"tt gebührend dafür zu preisen und Ihm für die Wunder zu danken, die Er uns erwiesen hat. Sogar wenn einer von der Wohltätigkeit anderer Menschen abhängig ist, soll er Geld betteln oder ein Kleid verkaufen, damit er sich damit Lampe und Öl anschaffen kann.

Besitzt ein Mensch nur eine Münze und weiss nicht, ob er sie für Kiddusch-Wein für Schabbat oder für Chanukkalichter benützen soll, hat er den Chanukkalichtern den Vorzug zu geben. Da beides Anordnungen der Sofrim (unsere Weisen) sind, sollen die Chanukkalichter den Vorrang bekommen, da sie an das Chanukka-Wunder erinnern."

Weitere Chanukka-Vorschriften

Während der acht Chanukkatage wird nach dem Schacharit-Gebet ganz Hallel gesagt. Ebenso wird in allen Tefillot (Schemone Essre) und im Tischgebet Al Hanissim eingeschaltet. Hat man während der Schemone Essre das Al Hanissim vergessen zu sagen, erinnert sich aber daran, bevor man die Beracha am Ende von Modim gesagt hat, kann man dies noch nachholen. Hat man aber den G"ttlichen Namen in der Beracha schon ausgesprochen, so beendet man die Schemone Essre so und braucht sie nicht noch einmal zu wiederholen.

In der Synagoge liest man Parschat Hanessi’im [Bamidbar 6:22 – 8:4], in der berichtet wird, wie die Fürsten der zwölf Stämme Israels bei der Einweihung des Altars im Stiftszelt die Opfer darbrachten. Man liest jeden Tag die Parscha der Darbringung eines Fürsten vor. Am achten Tag beginnt man mit der Parscha des achten Fürsten und fährt fort bis zur Parscha des zwölften Fürsten, dann Sot Chanukkat Hamisbe’ach, dies ist die Einweihung des Altars, dann fügt man noch die ersten Verse von Paraschat Beha’alotcha hinzu, von "Beha’alotcha et Hanerot" bis "Ken Assa Et Hamenora", da hier die Mizwa vom Anzünden der Menora erwähnt wird.

Fällt Rosch Chodesch Tewet auf einen Schabbat, werden im Tischgebet drei Einschaltungen hinzugefügt: Al Hanissim für Chanukka, Rezej für Schabbat und Ja’ale Wejawo für Rosch Chodesch. Es ist dies das längste Tischgebet, das je gesagt wird. In der Synagoge werden drei Torarollen ausgehoben. Man ruft sechs Männer für den Wochenabschnitt auf, ein siebter wird für die Vorlesung von Rosch Chodesch aufgerufen. Zu Maftir (8. Person) wird aus der dritten Torarolle die dem Tage entsprechende Parscha von Parschat Hanessi’im vorgelesen. Die Haftara hat Chanukka als Thema (Secharja, Kap. 2:14 – 4:7).

Während der acht Chanukkatage sind sowohl Trauerreden als auch Fasten verboten, jedoch ist es erlaubt, zur Arbeit zu gehen. Stirbt ein Gelehrter, darf für ihn (vor seiner Bahre) eine Trauerrede gehalten werden.

Der "Maharil", Rabbi Ja’akow Ben Mosche Möhlin, schreibt: "Es ist uns überliefert, dass wir am Chanukka, während die Lichter brennen, keine Arbeit verrichten, d.h. während der vorgeschriebenen Brennzeit von dreissig Minuten". Für diesen Brauch finden wir eine Andeutung im Wort Chanukka; "Chanu", der erste Teil des Wortes, bedeutet: sie ruhten, sie ruhten von der Arbeit aus und hatten Ruhe von den Feinden".

Ganz speziell haben die Frauen diesen Brauch auf sich genommen, und sollen nicht arbeiten, während die Lichter brennen. Der Grund, warum gerade die Frauen das Arbeitsverbot auf sich genommen haben, ist, weil gerade sie von den strengen Verordnungen der Griechen betroffen waren; es sollten nämlich die Mädchen vor ihrer Hochzeit zuerst zum Herrscher gebracht werden. Ausserdem wurde das Wunder durch eine Frau vollbracht. Die Tochter des Hohepriesters Jochanan war besonders schön und der tyrannische König begehrte sie. Sie tat so, als ob sie einwillige, und als sie zu ihm kam, gab sie ihm Käsegerichte, bis er sehr durstig wurde. Dann gab sie ihm Wein zu trinken, bis er betrunken war und einschlief. Dann köpfte sie ihn und brachte sein Haupt nach Jeruschalajim. Als die syrischen Soldaten sahen, dass ihr König umgekommen war, flohen sie. Aus diesem Grunde ist es auch Brauch, am Chanukka Käsespeisen zu essen.

Es gibt verschiedene Meinungen, was als "Arbeit" klassifiziert wird. Einige Dezisoren meinen, sie sollte überhaupt keine Arbeit machen. Andere verbieten nur Nähen, Wäschewaschen, Schreiben und Aufwaschen des Bodens, aber Kochen und Backen seien erlaubt. Andere erlauben nur Kochen und Backen, wenn es gerade anschliessend für das Chanukka-Essen benötigt wird.

Auch ist es Brauch, in Öl gebackene Speisen zu essen, und dies als Erinnerung an den Ölkrug, der das Chanukkawunder symbolisiert.

Sitten und Bräuche

Obwohl die Chanukkatage nur zum Loben und Danken angeordnet wurden und nicht als Feier mit Festessen, dennoch werden die Mahlzeiten in festlicher Stimmung eingenommen, da in diesen Tagen die Einweihung des Altars stattfand; man begleitet die Mahlzeiten mit Toraworten und dem Erzählen von Wundern, die in Israel geschehen sind. In dieser Weise werden sie als Se’udot Mizwa (Mizwa-Festmahlzeit) betrachtet.

In vielen jüdischen Gemeinden war es auch Sitte, dass man sich während der Chanukkatage mit Fragen der Kindererziehung abgegeben hat. Die Gemeindevorsteher versammelten sich, um Wege zu finden, den Kindern aller Kreise eine angemessene Tora-Erziehung zu gewährleisten. Denn Chanukka heisst sowohl "Einweihung" als auch "Erziehung (Chinuch)" – Erziehung der Jugend zur Tora. Darum ist es auch in vielen jüdischen Häusern Sitte, dass der Vater den Kindern "Chanukka-Geld" gibt, um damit zu sagen: Die Geschenke, die ihr heute bekommt, sollen euch dazu anspornen, das "Joch der Tora" bereitwillig anzunehmen.

Auch war es einst Brauch, dass Toralehrer in den Chanukkatagen ihre Stadt verliessen, um in Dorfgemeinden den jüdischen Menschen Tora und G"ttesfurcht zu lehren. Dies gab den Leuten wieder Antrieb für ein ganzes Jahr, sich mit der Tora zu beschäftigen und G-ttesfürchtig zu sein.

Das Spiel mit dem Sewiwon – "Trendel", ist auch ein Brauch, der das Chanukkawunder zum Ausdruck bringt. Die Kinder haben Chanukkageld bekommen, die Lichter brennen – und so werden sie vom Toralernen ein wenig abgelenkt in diesen langen Winternächten. Da sind auch die Eltern nachgiebiger und sagen: Entspannt euch und vertreibt eure Zeit vergnügt. Nach Chanukka werdet ihr dann umso eifriger Tora lernen und Mizwot erfüllen. Aber auch jetzt beim Spiel sollt ihr die Wunder, die uns G"tt getan hat, nicht vergessen:

Auf dem Trendel stehen die Buchstaben "NunGimmelHejSchin", und sind dies die Abkürzungen für; "Ness Gadol Haja Scham", ein grosses Wunder geschah dort. Somit wird das grosse Wunder sogar beim Spiel erwähnt.

Es ist ersichtlich, dass die Chanukkabräuche vor allem erzieherischen Charakter tragen, sowohl für Kinder als auch für die Erwachsenen. So werden sich alle der G"ttlichen Liebe zu Seinem Volke bewusst, man dankt und lobt G"tt und ist bereit, Seine Tora und Seine Mizwot verstärkt auf sich zu nehmen.                                                                                 (Fortsetzung folgt s.G.w.)                                                                       

Quellen und Persönlichkeiten:

  • 1. „Rambam“, Rabbi Mosche ben Maimon (Maimonides) (1135 – 1204), einer der bedeutendsten Rischonim, seine Hauptwerke sind: Das umfassende Werk zum jüdischen Recht „Mischne Tora-Jad Hachsaka“, Erklärung zur Mischna und „Moreh Newuchim (Führer der Unschlüssigen)“, Spanien, Aegypten, Israel
  1. 2. „MAHARIL“ oder „Mahari Segal“, Akronym für Morejnu Harav Jaakov haLevi (ben Mosche) Mölin, (1375 - 1427); Mainz, Worms, Deutschland. Er war ein Talmudist und Possek (halachische Autorität). Er ist bekannt durch die Kodifizierung der rituellen Gebräuche der Aschkenasim, die er im Sefer Minhagim zusammenfasste. Maharils Minhagim waren eine Gesetzesquelle für HaMapah von Rabbi Mosche Isserles, wesentlicher Bestandteil des Schulchan Aruch. Der Maharil gilt als einer der herausragendsten jüdischen Gelehrten am Ausgang des Mittelalters.

 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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