Schewat/ Paraschat Beschalach

Besuchen Sie jetzt unsere neue Website

logo new 1

Rav Frand zu Chanukka 5783

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Analyse einer Metapher des bekannten Chanukka-Lobliedes

Ich möchte einen wunderschönen Einblick von Rav Matitjahu Salomon bezüglich des bekannten liturgischen Chanukka-Lobliedes, Maos Zur, weitergeben. Die vielleicht bekannteste Strophe dieses Lobliedes (dank der bekannten Melodie zu diesen Worten) ist die Strophe, die mit "Jewanim nikbezu alaj asai bijmei Chaschmanim - die syrischen Griechen versammelten sich gegen mich in den Tagen der Chaschmonäer" – beginnt.  Das Lied erzählt dann, dass die Griechen Breschen in die Mauern Meiner Türme (Bejt Hamikdasch/Tempel) schlugen ("ufarzu Chomot Migdalaj"). Weiter steht, dass vom Rest der Krüge ein Wunder den Schoschanim geschah ("uMinotar Kankanim na’asse Nes laSchoschanim"). Das Wort Schoschanim meint wortgetreu Rosen. Der Poet nennt die jüdische Nation bildlich "Schoschanim".

Warum, so fragen wir uns, wurde der Name "Schoschanim" als besonders angemessene Art betrachtet, sich zu jener Zeit der Geschichte auf das jüdische Volk zu beziehen?

Raw Salomons grundsätzliches Thema ist ein Gedanke, der von Rabbi Jerucham Leibowitz (Levovitz) in seinem Werk "Da’at Chochma uMussar" erwähnt wird. Rav Jerucham schreibt, dass das Thema, das Mosche Rabbejnu in seinem Leben dauernd wiederholte, das Thema war, dass Klall Jisrael sich nicht mit götzendienerischen Gesellschaften assimilieren und von ihren Wegen lernen sollte. Mosches grösste Befürchtung war, dass die Nation Israel nach seinem Tod die Wege ihrer nichtjüdischen Nachbarn annehmen und in die Falle des Lebensstils der Nationen der Welt gelockt werden würde. Mosche erwähnte dieses Thema erstmals, sobald die Tora gegeben wurde, und liess nicht locker bis zum Tag seines Todes.

Rav Jerucham zitiert Verse in der ganzen Tora, um dies zu beweisen. Nachfolgend einige der vielen Beispiele: "Du sollst mit ihnen und mit ihren Göttern keinen Bund schliessen. Sie sollen in deinem Land nicht leben bleiben; sonst würden sie dich zur Sünde wider Mich verleiten… [Schemot 23:32-33]. "Hüte dich, einen Bund zu schliessen mit den Bewohnern des Landes, gegen das du ziehst…" [Schemot 34:12]; "Wenn ihr über den Jarden (Jordan) ins Land Kena’an zieht, so sollt ihr alle Bewohner des Landes vor euch her vertreiben, alle ihre Bildwerke und gegossene Abbilder vernichten und alle ihre Opferhöhen zerstören… Aber wenn ihr die Einwohner des Landes vor euch her nicht vertreibt, so werden diejenigen, die ihr von ihnen übrig lässt, euch zu Dornen in den Augen und zu Stacheln in den Seiten werden..." [Bamidbar 33:51-55]. Dieselben Themen wurden von Mosche ständig wiederholt.  

Bedauerlicherweise, und trotz all dieser Warnungen und Ermahnungen, gelang es Klall Jisrael nicht, sich von der Assimilation mit verschiedenen Nationen fernzuhalten. Die Geschichte sowohl der frühen als auch der späteren Propheten ist voller Beispiele eines geistigen Rückfalls unter dem jüdischen Volk, weil sie von den Abscheulichkeiten anderer Nationen lernten und sie nachahmten. Dies geschieht wiederholt in den Büchern Jehoschua (Josua), Schoftim (Richter), Schmuel (Samuel) und in Melachim (Könige). Nicht nur lernten "die Massen" der Juden von den Götzendienern, sogar einige der jüdischen Könige ahmten ihnen nach, soweit, dass manche unter ihnen versuchten, die Religion, die Traditionen und die jüdische Lebensweise aus der Nation auszurotten. Letzten Endes bezahlten die Juden den Preis für diese geistige Abkehr und wurden aus dem Land vertrieben.

Nach siebzig Jahren wurden die Juden ins Land zurückgebracht, da sie scheinbar ihre Lektion gelernt hatten, kehrten jedoch – nach einer gewissen Zeit - zu ihrem abwegigen Verhalten zurück und lernten von den Hellenisten zur Zeit des Zweiten Tempels. Bezüglich dieser ständigen historischen Herausforderung an die Erhaltung der einzigartigen jüdischen Identität sagt David Hamelech: "Und sie mischten sich unter die Nationen und lernten von ihren Wegen" [Tehillim/Psalm 106:35].

Wenn es eine Art gibt, das Wesen des Kampfes zwischen Klall Jisrael und den Jewanim (syrischen Griechen) zur Zeit der Chanukka-Geschichte in 25 oder weniger Worten zusammenzufassen, muss der Kern dieses Kampfes erkannt werden. Der Kampf der Jewanim mit den Juden war nicht ein physischer Kampf, um unser Volk auszurotten. Ihre Vision war nicht diejenige von Haman zur früheren Zeit (gegen Ende des 70-jährigen Exils), und auch nicht diejenige von Rom zu einer späteren Zeit. Die Jewanim waren nicht daran interessiert, Juden zu töten. Die Griechen zerstörten das Bejt Hamikdasch (Tempel) nicht, obwohl sie militärisch sicher dazu fähig waren. Ihr Ziel war nicht die Zerstörung des Tempels, sondern dessen Entheiligung. Sie wollten die jüdische Kultur nehmen und sie verfälschen. Ihre Vision war es, das Judentum zu hellenisieren und die Unterschiede zwischen der griechischen und jüdischen Kultur zu verwischen. Es war nicht ein Kampf um das Leben von Juden. Es war ein Kampf um ihre Seelen – ein kultureller Kampf.

Vielleicht ist es dies, worauf die Mischna in Traktat Middot [2:3] anspielt. Bei der Schilderung des Grundrisses des Har Habajit (Tempelbergs) erwähnt die Mischna einen zehn Handbreiten hohen hölzern Zaun (Gitter), der Soreg genannt wurde. Er umgab die Mauern des Tempels von allen Seiten in einer Entfernung von 10 Amot (Ellen). Die Mischna betont, dass der Soreg 13 Breschen enthielt, die von den griechischen Königen geschlagen wurden. Die Mischna fährt fort, dass die Juden (Hasmonäer) die Zäune reparierten und dass sie eine entsprechende Zahl von Prostrationen einführten; die Besucher mussten sich verbeugen (niederwerfen), wenn sie an diesen 13 Stellen vorbeigingen. Das bedeutet folgendes: Die Weisen verfügten, dass wenn immer auch ein Jude zum Tempelberg kam und an den reparierten Lücken bei den Zäunen vorbeiging, er sich aus Dankbarkeit an den Herrn des Alls für den erfolgreichen Sieg über das syrisch-griechische Reich niederbücken solle.

Der Tossfot Jom-Tov erwähnt, dass es das Ziel des Soreg-Zauns war, die Juden von den Nichtjuden zu separieren. Im Prinzip hatten auch die Leute anderer Nationen das Recht zum Har Habajit (Tempelberg) zu kommen und dort zu beten, wie aus Schlomo Hamelechs (König Salomons) Gebet bei der Einweihung des Tempels entnommen werden kann [Melachim I 8:41-43]: " Wenn auch ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, kommt aus fernem Lande um deines Namens willen; denn sie werden hören von deinem grossen Namen, von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgestreckten Arm, und kommt, dass er bete vor diesem Hause; so wollest du hören im Himmel, im Sitz deiner Wohnung, und tun alles, worum der Fremde dich anruft, auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen kennen, dass sie auch dich fürchten wie dein Volk Israel und dass sie erkennen, dass dieses Haus nach deinem Namen genannt sei (Haus G-ttes), das ich gebaut habe." 

Jedoch mussten die Fremden ihre Grenzen kennen, wie weit sie sich dem Tempel nähern durften. Wenn sie sich der jüdischen Nation anschliessen wollten, konnten sie dies durch einen Übertritt zum Judentum. Aber sie mussten es nicht tun. Sie konnten für den Tempel spenden und auch Korbanot (Opfer) mitbringen, dass sie auf dem Altar dargebracht werden, jedoch nur "von der anderen Seite des Soreg-Zauns" aus, eine nur kleine jedoch symbolische Trennung zwischen den Juden und den anderen Nationen.

Was taten die Griechen, als es ihnen gelang, Erez Jisrael zu erobern? Sie zerstörten den Zaun nicht und übersprangen ihn auch nicht. Sie schlugen Breschen in den Zaun, wobei sie faktisch klar machen wollten, dass sie nicht anders sind. "Wir sind nicht anders als ihr, und ihr seid nicht anders als wir. Wir wollen uns mit euch vermischen, und wir wollen, dass ihr euch uns anpasst". Die Ausbesserung des Zaunes war das Symbol des Sieges der Juden über die Griechen. Deshalb ist es so angemessen für den Liturgiker - beim Beschreiben der Herausforderung, die die Griechen der jüdischen Nation stellten - zu schreiben: "Ufarzu Chomot Migdalai" (sie durchbrachen die Wände Meines Tempels), "uMinotar Kankanim na’asse Nes laSchoschanim" (und aus den übrig gebliebenen Krüglein von Öl, geschah den "Rosen" ein Wunder).

Warum "Schoschanim"? Der Passuk in Schir Haschirim/Hohelied [2:2] sagt: "Wie die Rose unter den Dornen (ihre Schönheit behält), so auch Meine Geliebte (jüdisches Volk) unter den Töchtern (Nationen)."

Raschi erklärt dort, dass das jüdische Volk mit Rosen verglichen wird. Es lebt in einer feindseligen Umgebung. Die empfindliche Rose befindet sich in ständiger Gefahr, die Dornen versuchen ihre Schönheit zu mindern und ihr makelloses Aussehen zu vernichten. Das jüdische Volk steht unter ständiger Gefahr, dass die Völker versuchen sie zu assimilieren und die jüdische Werte mit denjenigen der allgemeinen Gesellschaft zu ersetzen.

Dies war das Lob der Juden, die die Griechen besiegten. Sie behielten ihre makellose Schönheit trotz der Feindseligkeit der Jewanim, welche versuchten, ihr geistig delikates Wesen zu durchstechen und zu vernichten.

Chanukka Same’ach / Fröhlichen Chanukka!

Quellen und Persönlichkeiten

Rabbi Gerschon Schaul Jom-Tov Lipmann ben Nathan ha-Levi Heller (1579 –1654); Wallerstein (Bayern), Mikulov (Mähren), Wien (Österreich), Prag (Böhmen), Krakau (Polen). War ein Schüler des Maharal. Einer der grössten Rabbiner, Thora-Persönlichkeiten und jüdischer Führer seiner Generation. Verfasser von vielen Werken. Sein bekanntestes Werk ist der Kommentar zur Mischna: Tossfot Jom-Tov

Rabbi Jerucham Halevi Leibowitz (Levovitz) (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Berater) der Jeschiwa in Mir, Litauen. Verfasser vieler Werke, u.a. Da’at Chochma uMussar und Da’at Tora.

Rav Matitjahu Salomon, bekannter Redner und Maschgiach (Leiter und geistiger Berater) der Jeschiwa Lakewood, N.J., USA.

____________________________________________________________________________

 

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

 ________________________________________________________________________

Copyright © 2022 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.com

 

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für Fragen zu diesem Artikel und zu Ihrem Judentum.

What do you think?

Send us feedback!

Drucken E-Mail

Aktuell sind 150 Gäste und keine Mitglieder online