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Fasttag 10. Tewet

Der „strenge“ Fasttag „Assara BeTewet“

Aus: Die Jüdische Zeitung, Nr. 51, 8. Tewes 5773 / 21. Dezember 2012
VON RAW A. A. RABINOWITSCH, bearbeitet von S. Weinmann

Der Fasttag „Assara BeTewet“ wird im Tenach „Zom HaAssiri – der Ta’anit im zehnten Monat des Jahres“ genannt (Secharja 8,19). Am zehnten Tewet hat die Belagerung von Jeruschalajim durch Newuchadnezar, dem König von Bawel (Babylonien) begonnen und dies war der Anfang des Churban Bejt Hamikdasch (Zerstörung des Tempels).

Interessanterweise ist dieser Ta’anit (Fasttag) in gewisser Hinsicht strenger als die anderen drei Ta’anijot im Zusammenhang mit dem Churban Bejt Hamikdasch. Es ist der einzige Fasttag, welcher auf Freitag fallen kann und es wird bis Nacht d.h. sogar am Anfang des Schabbat gefastet. Zusätzlich, alle anderen Trauer-Fasttage (ausser Jom Kippur) werden verschoben, wenn sie auf Schabbat fallen, Assara BeTewet hingegen fällt nach unserem Kalender nie auf Schabbat. Würde er aber auf Schabbat fallen, so hätte man auch am Schabbat gefastet, weil im Passuk (Jecheskel 24,2) steht: „BeEzem Hajom hase – an eben diesem Tag ist es geschehen“, ein Ausdruck wie er bei Jom Kippur vorkommt (Abudraham über Ta’anijot). Andererseits ist natürlich „Tisch‘a BeAw“ der strengste Ta’anit, weil an ihm der effektive Churban (Zerstörung) und viele andere Zarot (Leiden) stattgefunden haben.

Weshalb soll aber in gewisser Beziehung gerade Assara BeTewet strenger sein als alle anderen Fasttage, so dass er niemals verschoben werden kann?

Der Chatam Sofer gibt dafür verschiedene mögliche Gründe an. Ich möchte zwei davon erwähnen und versuchen sie zu erklären.

1. Der Anfang einer Zara ist immer das Schlimmste, denn sie könnte vermieden werden. Wenn es einmal angefangen hat, ist schwer sie aufzuhalten und benötigt besondere Sechujot (Verdienste). In diesem Sinn sagen auch Chasal (unsere Weisen): „LeOlam jewakesch Adam Rachamim schelo jechela – Ein Mensch soll immer um Rachamim (Barmherzigkeit) bitten, er soll nicht krank werden - sche’im jechela omrim lo hawej Sechut wehipater – denn wenn er einmal krank ist, braucht es besondere Sechujot gesund zu werden“ (Traktat Schabbat 32a).

Ähnlich ist es mit dem Jezer HaRa (bösen Trieb) und den Awerot (Sünden). Am Anfang ist der Jezer HaRa schwach wie ein dünner Faden (es ist sehr leicht ihn zu zerreissen). Wenn man ihm aber nachgibt. wird er immer stärker und wird zum Ende wie ein dickes Seil, welches einen Wagen ziehen kann (Sukka 52a).

Deshalb sind in einem gewissen Sinn die kleinen Awerot die Schlimmsten, denn am Anfang war es noch leicht sich zu beherrschen. Hat man einmal dem Jezer HaRa nachgegeben, wird es immer schwieriger sich zu beherrschen. Deshalb ist vielleicht derjenige Ta’anit, welcher an den Anfang des Churban erinnert in gewissem Sinn der Folgenschwerste, denn von dann an wurde es immer schlimmer. Ein wichtiges und wegweisendes Zeichen an uns!

2. An denjenigen Tag, an welchem der König von Bawel die Belagerung von Jeruschalajim begonnen hatte, befand das „Bejt Din schel Ma’ala“ – das Himmlische Gericht – auch über den Churban Bejt Hamikdasch und es wurde beschlossen, dass das Bejt Hamikdasch zerstört werden muss. Chasal sagen uns: „Jede Generation, in welcher das Bejt Hamikdasch nicht aufgebaut wird, wird es dieser angerechnet, als ob es jetzt zerstört worden wäre“. Somit war der effektive Churban zwar am Tisch‘a BeAw, aber die Entscheidung dafür fiel bereits am „Assara BeTewet“. In jedem Jahr wird also am Assara BeTewet über den Churban Bejt Hamikdasch in dieser Generation entschieden. Deshalb ist auch aus diesem Grund dieser Ta’anit so streng und kann nicht verschoben werden. (Siehe Siddur Chatam Sofer Selichot von Assara Betewet)

Das Fasten an diesen Ta’anijot, welche an die Zarot im Zusammenhang mit dem Churban Bejt Hamikdasch erinnern sollen, ist eine Mitzwat Assej (Gebot) der Newi’im (Propheten).

Das Fasten ist aber nicht die Hauptsache, sondern das Erinnern an die Awerot, die zum Churban geführt haben und der Versuch, diese zu verbessern. Die Hauptsache ist nicht das Trauern um die Zarot, sondern vielmehr um die Ursachen, welche zu diesen Zarot geführt haben, wie es steht: „Wehitwadu et Awonam we’et Awon Awotam – Und sie sollen bekennen ihre Sünden und die Sünden ihrer Väter“ (Rambam Hilchot Ta’anit 5,1)

So sagen auch Chasal über die Leute von Ninwe auf den Passuk: „Wajar Elokim et Ma’assejhem – und G“tt sah ihre Taten“ (Jona 3,10): „Es steht nicht „G-tt sah ihre Fasttage und ihre Säcke, mit welchen sie sich bekleideten“, sondern „er sah ihre Taten“. Sie haben wirklich Teschuwa getan und ihren schlechten Lebensweg verlassen. Somit ist der Ta’anit nur eine Vorbereitung und Hilfe für die Teschuwa (Chaje Adam).

Der Nawi Secharja sagt im Namen von Haschem: „Zom hoRewi’i weZom haChamischi weZom haSchewi’i weZom haAssiri – Der Fasttag im vierten, im fünften, im siebten und im zehnten Monat – Jihje leBejt Jehuda leSasson uleSimcha uleMoadim Towim – wird dem Haus Jehuda zur Wonne, zur Freude und zu Jamim Towim (Feiertage) werden. (Secharja 8,19). Alle unsere Fast- und Trauertage werden in Zukunft in Jamim Towim umgewandelt werden, verspricht der Nawi im Namen des Ewigen.

Gleichzeitig stehen aber in diesem Passuk die Voraussetzungen dafür: „WehaEmet wehaSchalom ehawu“ – die Wahrheit und den Frieden sollt Ihr lieben.

Ohne den Emet der Torah gibt es keinen wahrhaften Schalom. Anderseits liegt in der Wahrheit der Torah kein Segen, wenn Machloket – Streit zwischen den einzelnen Teilen des jüdischen Volkes herrscht.

Dies ist die Voraussetzung für die Umwandlung unserer Fast- und Trauertage zu Jamim Towim. Dies ist auch das Vermächtnis unseres Stammvaters Ja‘akow Awinu auf dem Sterbebett: „Hikowzu Weschim‘u“ – Haltet zusammen und höret (Bereschit 49,2). Haltet zusammen – dies ist der Schalom, die Eintracht, Weschim‘u und höret auf den Emet der Torah. (Siehe Rabbiner Hirsch zum erwähnten Passuk)

Die erste Mischna von Berachot, mit dem der Talmud beginnt, behandelt die Mizwa von Keriat Schema. Darin verpflichten wir uns, sich mit unserem ganzen Herzen, mit unserem ganzen Vermögen und sogar mit unserem Leben für Haschem und seine Torah einzusetzen. Dies ist eben der Emet der Torah, für welchen wir mit allen Mitteln kämpfen müssen. Die letzte Mischna von Schass (Talmud) wiederum spricht von der Wichtigkeit und der grossen Bedeutung des Schalom, der Einheit innerhalb von Klal Jisrael. Auch hier sehen wir deutlich wiederum die Verbindung von Emet und Schalom.

Mögen wir in diesem Sechut bald die Ge‘ula schelema – die vollkommene Erlösung – erleben.

 

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