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Fasttag Tischa BeAw

Was vermissen wir am Tischa BeAw? Raw Lam zu Tischa BeAw 5765

„Weh ihnen, den Kindern, welche vom Tisch des Vaters verbannt wurden“ [Talmud Berachot 3a]

Von folgenden Dingen halten wir uns am 9. Av, dem Tisch’a Be’Av, fern: Speise und Trank, Freundschaft, Torahlernen, Musik und vieles mehr. Welche Bedeutung hat das Fasten und dieses Gefühl des Verlorenseins für uns?

Rav Jizchak Blaser szl. wurde einmal von einer Gruppe junger Gelehrter eingeladen, in ihrer Stadt eine Rede zu halten. Eingehüllt in seinen Tallit (Gebetsmantel) stieg er auf das Podium und begann: „Ein Jude hatte einmal in einem Wald seinen Weg verloren. Je mehr er versuchte hinauszukommen, desto dichter verschloss ihm das Dickicht den Weg. Nach zweitägigem Herumirren hatte er schon beinahe die Hoffnung aufgegeben, den Weg hinaus noch zu finden. Plötzlich sah er einen anderen Juden, der auf ihn zukam. Voll Freude rannte er ihm entgegen und bat ihn, ihm den Weg aus dem Wald hinaus zu zeigen. Der zweite Jude fragte ihn: „Wie lange irrst du schon durch den Wald?“ „Zwei Tage!“ antwortete der erste. „Ich strauchle schon mehrere Wochen hier herum“, rief der zweite Jude, „und ich habe den Weg noch nicht gefunden. Wie kannst du mich fragen, wenn du erst zwei Tage auf der Suche bist?“

Rav Jizchak Blaser erhob seine Stimme: „Meine Herren! Sie sind junge Männer, die erst kurze Zeit im Leben stehen; ich aber bin alt und schon viele Jahre verloren. Ich suche immer noch nach dem Weg aus dem Wald der Charakterschwächen und mich fragt ihr, ob ich euch den Weg weisen könne?“ Mit diesen Worten brach Reb Itzele in lautes Schluchzen aus und die ganze Gemeinde weinte mit ihm.

War Reb Itzele wirklich schlimmer in die Irre gegangen als seine Zuhörer? War sein ganzes Leben, welches er der Selbstverbesserung gewidmet hatte, vertan? War er einfach pathetisch oder übermässig bescheiden? Nein!

Vor einigen Jahren begab ich mich am Erev Rosch Haschana früh in die Mikwe (Ritualbad) um noch vor den anderen dort zu sein. Nur ein anderer Mensch war dort und er war gerade dabei, das „Becken“ zu betreten. Er schrie wiederholt: „Ohh! Die Feuer des Gehinom (Hölle)“ und hüpfte in das ausserordentlich heisse Mikwa-Wasser. Ein bisschen ängstlich, aber entschlossen bereitete ich mich auf meinen Einstieg vor und stellte fest, dass er recht gehabt hatte. Es war heiss, aber es gab kein Zurück. Ich begab mich langsam vorwärts, bis ich fast vollständig eingetaucht war und siehe da: Hier war der andere, sein Kopf hüpfte wie ein Wasserball. Rundherum stieg Dampf auf und er machte ein heiteres Gesicht. Ich konnte mich nicht zurückhalten und sagte ihm: „Man gewöhnt sich ans Gehinom, nicht wahr?“

Am 9. Av sind wir wie Kinder, die vom Tisch weggeschickt wurden. Ein Kind, welches in sein Zimmer verwiesen wurde, kann sich auf kunstvolle Weise selbst beschäftigen. Die Eltern warten, bis es genug hat. Vielleicht ist es dann sogar bereit, seine Fehler einzugestehen, wie das Streiten mit seinen Geschwistern usw. Dieser Zeitpunkt kommt jedoch nie. Wieso? Es fand einige Süssigkeiten, es gibt da ein Handy, einen Computer und eine Schachtel weiterer guter Dinge. Es hat vergessen, dass es eine Strafe absitzt.

Der Vater bemerkt, dass das Kind zu emsig mit seinen „Dingen“ beschäftigt ist und verbietet ihm deshalb von Zeit zu Zeit mit diesen und anderen Spielzeugen zu spielen. Plötzlich fühlt es sich einsam und spürt die Trennung vom Rest der Familie. Es weint und ruft sehnsüchtig nach seinem Vater. Daraufhin darf es wieder am Tisch Platz nehmen, mit einer Mischung von Demut und Freude.

Am 9. Av sollten wir realisieren, dass wir verloren sind, verloren im Exil. Wenn wir dies tun und im Ausmass, in dem wir dies tun, schaffen wir die Möglichkeit, wieder zurückzufinden. Aus diesem Grund trennt man uns für einen Tag von all den Dingen, die uns entweder Bequemlichkeit verschaffen oder Trost bereiten. Und wenn wir dabei sind, die Torah, die Gesellschaft von Freunden, Musik und Speise zu vermissen, kommen wir vielleicht dazu, uns grundlegend die Frage zu stellen: „Was vermissen wir am Tisch’a Be’Av?“


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Jizchak Blaser (1837 – 1907), [„Rav Itzele Petersburger“]: Wichtiger Schüler von Rav Israel Salanter, dem Gründer der Mussarbewegung (Charakterschulung); Rabbiner in Petersburg, Russland.



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