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Jom Kippur

Mit welcher Eigenschaft können wir "durchschlüpfen"? (Raw Ciner zu Jom Kippur 5764)

Die zehn Tage zwischen Rosch Haschanah und Jom Kipur werden "Asseret Je'mej Tschuwah" genannt - die zehn Tage der Rückkehr (zu Haschem). Wenn es auch ungemein schwer ist, sich von der Routine der eingeübten Handlungsweisen und vorgefassten Meinungen zu lösen, kommen wir doch nicht darum herum, in diesen entscheidenden Tagen, einen konkreten Weg zu finden, der uns zur Besserung führt.

Zu unserem Glück behandeln Chasal (unsere Weisen) ein schönes Konzept ­ eines, das sich für den täglichen Gebrauch eignet. Es lehrt, dass Haschem (G'tt) auf eine solche Weise dazu gebracht werden kann, unsere Sünden und Unzulänglichkeiten "nicht zu beachten". Der Siftej Chajim erklärt dies so:

Der Talmud [Rosch Haschanah 17a] lehrt: Rava sagte: Bei jemandem, der an seinen Middot (seine Charaktereigenschaften) "ma'avir ist" (vorbeikommt), werden auch seine Sünden "zur Seite geschoben".

Rav Dessler vergleicht das Konzept von "ma'avir" zu einer fast gänzlich versperrten Strasse, auf der nur ein Einzelner noch durchkommt. Jemand hat eine schlechte Midda vielleicht nicht gänzlich ausgelöscht, hat sie aber wenigstens so unter Kontrolle, dass er an ihr vorbeikommt. Zorn ist die übliche Reaktion, wenn man übers Ohr gehauen wurde. Wenn ein Mensch völlig von Zorn überwältigt ist, ist er kaum imstande an ihm vorbeizukommen - nämlich die Gegenseite zu verstehen und im Zweifel zu deren Gunsten zu urteilen. Wenn er jedoch seine Wut unter Kontrolle halten kann und sie so nebensächlich wird, dass er an ihr vorbeikommt, so ist er imstande die andere Seite zu verstehen und dem Schuldigen zu vergeben.

Wenn jemand Andere auf diese Art behandelt, so bewirkt die g'ttliche Eigenschaft von "Middah ke'negged Middah" (Erwiderung/Wechselwirkung), dass auch Sein Schuldspruch klein gemacht wird. Haschem "beachtet nicht" die Sünden dieses Menschen und richtet mit Chessed (Barmherzigkeit).

Dies wirkt sich nicht nur auf die Stellung des Menschen in der künftigen Welt aus, sondern löscht sogar harte Richtsprüche gegen diesen Menschen auf dieser Welt aus. Der Talmud berichtet, dass Rav Huna todkrank war. Nachdem er ausser Lebensgefahr und wieder gesund geworden war, erzählte er, was er erlebt hatte: "Der Himmlische Gerichtshof hatte meinen Tod beschlossen, aber Haschem schritt ein und argumentierte: "Er war ma'avir in Bezug auf seine Middot (seine Charaktereigenschaften standen ihm nicht im Wege) und deshalb soll auch der Gerichtshof einige seiner Handlungen nicht beachten.""

Jedermann hat es in der Hand zu bestimmen, auf welche Weise er vom Himmel gerichtet wird. Es kann sein, dass zwei Menschen absolut gleich handeln und trotzdem vollkommen unterschiedlich beurteilt werden. Für denjenigen, der ma'avir war und im Mitmenschen immer das Gute sah, werden die Sünden übersehen und die Verdienste vermehrt. Die Handlungen des Anderen, der es nicht für nötig befand, irgendeinen Fehltritt des Anderen zu übersehen, werden peinlich genau unter die Lupe genommen und für ungenügend befunden, falls sie nicht absolut vollkommen waren. Im Grunde ist dies keine Bestrafung, sondern nur ein Spiegelbild seiner eigenen Persönlichkeit.

Auf diese Weise erläutert der Chofez Chajim eine scheinbar schwierige Stelle im "Awinu Malkenu"-Gebet, das in diesen Tagen gesagt wird. Wir flehen unseren Vater und König an, er möge uns doch ins Buch der Verdienste einschreiben. Wieso müssen wir diese Bitte an Haschem richten? Falls wir Verdienste haben, sollten wir doch automatisch in das Buch der Verdienste eingetragen werden. Und wenn wir keine solchen Verdienste haben, dann ist bereits die Bitte, in dieses Buch eingetragen zu werden ziemlich unverfroren!

Er erklärt, dass jedermann einige gute Taten ausgeführt hat und über Verdienste verfügt. Werden diese guten Taten jedoch genau unter die Lupe genommen, verbleibt jedoch oft nur noch das blanke Gerippe der ursprünglichen Handlung. Wir haben vielleicht eine Zuwendung für die Armen geleistet, aber das Ehrgefühl, der Stolz oder das Schuldbewusstsein, die mit dieser Tat einhergingen, lassen nicht mehr viel davon übrig. Aus diesem Grund flehen wir Haschem an, unsere Taten nicht allzu stark zu prüfen. Schreibe jede gute Tat ins Buch der Verdienste ein.

Es ist offensichtlich, dass wir mit "Middah ke'neged middah" (der Wechselwirkung) die Entscheidung zu unseren Gunsten beeinflussen können. Wenn wir das Gute, das Andere für uns tun, als Tatsache zur Kenntnis nehmen, ohne uns lange mit vielleicht unangenehmen Hintergedanken zu befassen - dann führt "Middah ke'neged middah" dazu, dass wir und unsere Taten ins Buch der Verdienste aufgenommen werden.

Unsere Sichtweise ist entscheidend ...

Der grosse chassidische Führer, Rabbi Levi Jizchak von Berditschev beobachtete einmal eine scheinbare Ungehörigkeit. Ein einfacher Kutscher begann, mitten im Gebet, die Kutschenräder zu schmieren. Einige erschrockene Zuschauer konnten es nicht lassen, sich zu dieser Plumpheit, deren Zeuge sie soeben geworden waren, zu äussern. "Stellt euch vor: Jemand schmiert beim Beten ein Wagenrad!" riefen sie voller Abscheu.

Rabbi Levi Jizchak, dessen Liebe zu Israel beispiellos war, hatte hingegen eine völlig andersartige Sicht. "Welcher Jude!" rief er voll Entzücken aus. "Er betet sogar, wenn er sein Wagenrad schmiert!"


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Eljahu Dessler (1891 - 1954): Eine der herausragendsten Persönlichkeiten der "Mussar-Bewegung" (moralische Erneuerung); London, Bnej Brak (Israel).
Chafez Chajim: (1838-1933): Rav Jisrael Me’ir HaKohen von Radin. Autor grundlegender Werke zu jüdischem Recht und jüdischen Werten (Halachah, Haschkafah und Mussar).
Rabbi Levi Jizchak von Berditschev (1740 ­ 1810): Berühmter chassidischer Rebbe, Schüler von Dov Ber von Mesiresch.



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