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Rav Frand zu Parschat Parah 5780

 

Der Zusammenhang zwischen der Parah Adumah und dem goldenen Mittelweg

Diese Woche wird in der zweiten Sefer Thora der Abschnitt der Parah Adumah (Roten Kuh) gelesen.

Der Schela’h haKadosch schreibt, dass es unmöglich ist – wie unsere Weisen bereits feststellen –   die  Geheimnisse der Parah Adumah (der Roten Kuh) zu lüften. Trotzdem, sagt er, soll sich ein Mensch bemühen, möglichst viele Lehren aus diesem Paradebeispiel eines „Chok“ (unergründbares Gesetz) der Thora zu ziehen.

Der verblüffendste Aspekt dieser Prozedur ist, dass sie einerseits diejenigen (rituell) reinigt, die unrein waren und andererseits diejenigen verunreinigt, die vorher rein waren. (Gewisse Handlungen beim Prozedre der „Parah Adumah“ bewirken, dass der Priester und/oder seine Kleider „tameh“, also rituell unrein werden.) Der Schela’h bringt diesen Widerspruch mit einem Prinzip von Maimonides (Rambam) in Verbindung, das von den Charakterzügen des Menschen spricht.

Der Rambam schreibt, dass der Mensch in seinem Gefühlsleben und in seinen Charakterzügen nach dem goldenen Mittelweg streben solle. Extremes ist in der Regel schlecht. Der Rambam erläutert diese Regel jedoch so: Besitzt ein Mensch einen Charakterzug, der bewirkt, dass er vom „Mittelweg“ in die eine Richtung abdriftet, soll er diesen Fehler ausgleichen, indem er dies in die andere Richtung überkompensiert, d. h. er soll für einige Zeit ins entgegengesetzte Extrem fallen.

Hat ein Mensch beispielsweise einen Hang zu Geiz, so kann er ihn korrigieren, indem er in die Gegenrichtung steuert und eine Zeitlang übermässige Grosszügigkeit zeigt. Ist ein Mensch aussergewöhnlich leichtsinnig, so soll er für eine bestimmte Zeit mehr Ernsthaftigkeit als nötig zeigen.

Der Schela’h nimmt diese Empfehlung des Rambam auf und bemerkt: Ein Mensch, der „tahor“ (rituell rein) gewesen war, weil er sich korrekt auf dem Mittelweg bewegt hatte, wird dadurch verunreinigt, dass er in ein Extrem verfällt. Jemand, der sich jedoch nicht richtig verhalten hat und in eine bestimmte Richtung abgeschweift ist, wird dadurch „gereinigt“, dass er für einige Zeit ins gegenteilige Extrem umschwenkt und damit das Gleichgewicht wieder herstellt.

Die Parah Adumah ist ein Beispiel für das, was für einen „gesunden“ Menschen Gift ist, für einen „Kranken“ jedoch Heilung bringt. Ein Mensch, der „tameh“ (rituell unrein) ist, benötigt die Asche der Parah Adumah. Er ist krank und die Asche ist sein Heilmittel. Ein gesunder Mensch jedoch, der mithilft, einen Kranken zu heilen, kann auf diese Weise verunreinigt werden (sehr aktuell in der heutigen Pandemie).

Dies entspricht genau Rambams Empfehlung zu den Charakterzügen: Eine extreme Ausrichtung ist vielleicht für denjenigen gut, bei dem einige Dinge nicht richtig funktionieren. Für einen normalen Menschen ist Extremismus jedoch zerstörerisch.

Quellen und Persönlichkeiten:

1. Rambam [Maimonides], Rabbi Mosche ben Maimon (1135 – 1204), einer der bedeutendsten Rischonim, seine Hauptwerke sind: Die Erklärung zur Mischna, dann der gesamte jüdische Gesetzeskodex „Mischne Tora-Jad Hachsaka“ und „Moreh Newuchim“, Spanien, Aegypten, Israel

2. Schela'h Hakadosch - Rabbi Jeschajahu ben Awraham Halevi Horowitz (Hurwitz) (1558 - 1630): Bekannter Kabbalist, Halachist und Gemeindeführer; mit dem Akronym "Schela'h" - nach einem seiner Hauptwerke „Schenej Luchot HaBrit“ (die zwei Gesetztafeln) - genannt; Prag, Frankfurt a/M., Jerusalem, Tiberias.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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