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„Adam“ – schlussendlich keine schlechte Namensgebung - (Rav Frand Bereschit 5780 - Beitrag 1)  

„Adam“ – schlussendlich keine schlechte Namensgebung


In der Parascha finden wir, dass Adam allen Wesen einen Namen gab: „Es gab der (erste) Mensch Namen allem Vieh, allen Vögeln des Himmels und allem Wild des Feldes… [2:20]“. Der Midrasch führt aus, dass G`tt die Engel aufforderte, allen Geschöpfen Namen zu geben, aber sie konnten es nicht.

So erklären es unsere Weisen im Midrasch Tanchuma [Paraschat Chukat 6]:

Bei König Schlomo (Salomon) heisst es [Könige I, 5:11]: «Und er war weiser als alle Menschen…». auch weiser als der erste Mensch. Und was war die Weisheit des ersten Menschen?

Als der Heilige, gelobt sei Er, beschloss den Menschen zu erschaffen, beriet er sich mit den Engeln. Er sagte ihnen [Bereschit 1:26]: «Wir wollen einen Menschen in unserem Ebenbilde erschaffen…». Da antworteten sie ihm: [Tehilim/Psalm 8:5] «Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst…?». 

So sprach Er zu ihnen: «Den Menschen, den ich erschaffen möchte, seine Weisheit wird grösser, als die eurige sein». Was machte Er? Er versammelte alle Tiere und Vögel und führte sie den Engeln vor und sprach zu ihnen: «Nun saget, was der Name jedes Tieres ist!» Aber sie wussten es nicht.

Sobald Er den Menschen erschuf, führte Er ihm die Tiere vor und sprach: «Wie heissen diese? Da antwortete der Mensch: «Es ist richtig, dass dieses Tier «Schor» (Ochs) heissen soll und dieser «Ari» (Löwe) und dieses «Suss» (Pferd), und dieses «Chamor» (Esel), und dieses «Gamal» (Kamel), und dieser Vogel «Nescher» (Adler) und so weiter, wie es heisst [Bereschit 2: 20).: «Es gab der (erste) Mensch Namen allem Vieh, allen Vögeln des Himmels und allem Wild des Feldes…

G`tt zeigte ihnen damit, dass Adam grösser war als sie, denn Adam war imstande, allen Geschöpfen der Welt einen Namen zu geben.

Hebräische Namen, anders als Namen in einer anderen Sprache, sind nicht einfach und ausschliesslich Bezeichnungen. Den Tieren hebräische Namen zu geben, erforderte Kenntnis über deren inneres Wesen. Das hebräische Wort „Schor“, beispielsweise widerspiegelt das körperliche und geistige Wesen eines Ochsen. Dasselbe gilt auch für alle anderen Geschöpfe auf dieser Welt. Diese Aufgabe konnten die Engel nicht erfüllen.

(Rabbiner Samson Rafael Hirsch verbindet das Wort `Schem` [Name] mit `scham`[dort]. Die Zuordnung eines Namens beschreibt demnach, wo sich ein Geschöpf (seine Charakteristik) befindet.)

Dann erzählt der Midrasch, dass G`tt Adam aufforderte, sich selbst einen Namen zu geben, worauf Adam antwortete, dass ADAM der passende Name für ihn wäre, „weil ich aus der Erde (ADAMA) erschaffen worden bin“.

Hier versagte Adam dem Anschein nach. Als er den Ochsen benennen sollte, war Adam imstande, sein körperliches und geistiges Wesen zu erfassen und ihm den Namen `Schor` zu geben. Er gab sich nicht mit Oberflächlichkeit und Oberfläche ab. Aber, als er sich selbst einen Namen geben sollte, machte er anscheinend eine einfache Schlussfolgerung. Ich soll ADAM heissen, weil ich aus der ADAMA erschaffen wurde.

Der Alte von Slobodka sagt, dass dies eine grossartige Einsicht von Adam war. Die ständige Herausforderung für den Menschen ist, sich immer daran zu erinnern, dass er aus dem Boden stammt. Der Mensch kann tatsächlich die höchste Stufe von Heiligkeit erreichen. Seine Weisheit kann wirklich grösser werden als diejenige von Engeln, aber sie kann in einem Sekundenbruchteil wieder zunichte gemacht werden. Der Mensch ist sehr menschlich und instabil, weil er schlussendlich dem Staub der Erde entstammt.

Ungeachtet dessen, wie sehr ein Mensch seelisch gewachsen ist, wenn er falsche Schritte unternimmt, kann er wieder dorthin zurückfallen woher er kommt, Adam /Adama– Staub. Trotz seines Potentials und seiner Grösse ist der Mensch sehr erdverbunden und auf Materie bezogen.

Viele staunen über die Wahl des Torahabschnittes am Nachmittag des Jom Kippur. Am Morgen lesen wir einen Torahabschnitt aus Acharej Mot, welcher den Dienst des Hohenpriesters im Heiligtum und im Allerheiligsten (Wajikra Kap. 16) beschreibt. Wir erbauen uns seelisch an der Beschreibung des Tempeldienstes.

Jedoch zur Mincha-Zeit des Jom Kippur, lesen wir das Kapitel über verbotene Beziehungen (Wajikra Kap. 18). Wir werden gewarnt davor, keine Inzucht zu begehen, sowie vor anderen Formen von Unzucht. Wir werden sogar vor bestialischen Handlungen gewarnt, also vor dem Niedrigsten des Niedrigen. Ist das für Jom Kippur angebracht? Konnten denn unsere Weisen nicht einen erhebenderen Torahabschnitt finden als diesen?

Die Antwort darauf ist, dass wir genau das am Jom Kippur hören sollen. Wir dürfen ja nicht den Fehler begehen, zu glauben, nur weil wir fähig sind engelsgleich auf Wolken zu schweben, dies alles könne nicht in sich zusammenfallen, und zwar bereits am Tag nach Jom Kippur. In der Schlussanalyse müssen wir immer daran denken, dass wir körperlich sind, eben keine Engel. Ein Teil des Menschen ist sehr, sehr verbunden mit dieser Welt, mit weltlichen Freuden und weltlichen Gelüsten. Adam verstand diesen Sachverhalt und gab sich einen Namen, weswegen er niemals denken konnte, dass er darüberstehe. Es ist immer machbar und immer möglich, zurückzufallen.

Wir unterliegen menschlichen Versuchungen und wir müssen uns ständig vor ihnen in Acht nehmen.

Quellen und Persönlichkeiten

  • Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.
  • Rav Samson Rafael Hirsch (1808-1888); Führer der Deutsch-Jüdischen Orthodoxie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Der Alte von Slobodka, Rav Nosson Zvi Finkel (1849-1927), Kelm, Slobodka (Litauen), Jerusalem. Er war ein einflussreicher Führer des orthodoxen Judentums in Osteuropa und Gründer der Slobodka Jeschiwa in der Stadt Vilijampolė (Kowno), wie auch der Jeschiwa in Chewron im Jahre 1924. 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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