Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Frand zu Parschat Wajeze 5772

Der Begriff Brüder in der Tora bedeutet Jachas nicht Jichus

Am Ende der Parscha, als Lawan Ja’akow verfolgte und sie schliesslich miteinander den Bund des Friedens schlossen, berichtet die Tora: "Ja‘akow trug seinen Brüdern auf: "Sammelt Steine!" Also sammelten sie Steine zusammen und machten einen Haufen, und sie assen dort auf dem Steinhaufen." [Bereschit 31:46]. Raschi stört sich an der Tatsache, dass die Tora sagt, Ja’akow trug seinen „Brüdern“ (Echaw) auf, Ja’akow hatte ja dort keine Brüder! Raschi erklärt, dass damit seine Söhne gemeint sind und sagt, sie heissen "Brüder", da sie für ihn wie Brüder waren, die ihm bei Schwierigkeiten oder im Falle eines Krieges zu Hilfe eilten.



Der Midrasch Rabba, auf den Raschi seinen Kommentar basiert, ist ein bisschen deutlicher. Der Begriff "Echaw" im Lexikon des Chumash definiert nicht unbedingt Blutsverwandtschaft, sondern eher Gemeinschaften. Personen, die sich gegenseitig bewundern, Werte teilen und sich gegenseitig zu Hilfe eilen, auch wenn sie dabei ihr Leben riskieren, werden Brüder genannt, ob sie nun biologisch Brüder sind oder nicht.

Als Ja’akow Streit mit Lawan erwartete, rief er seine "Brüder" - also diejenigen, die ihn liebten, dieselben Lebensziele verfolgten und bereit waren, ihr Leben für ihn der Gefahr auszusetzen. Raw Matitjahu Salomon erklärt diesen Midrasch: "Ben" (Sohn) ist ein "Jichus" (Blutsverwandter), "Ach" (Bruder) ist ein "Jachas" (Beziehung).

Wir finden die gleiche Idee in Parschat Lech Lecha. Als Awraham hörte, dass Lot gefangen wurde, sagt der Passuk [Bereschit 14:14]; Awraham hörte, „dass sein Bruder gefangen wurde." Natürlich war Lot kein Bruder von ihm - er war sein Neffe, aber da Awraham bereit war, sein Leben zu riskieren, um Lot zu retten, wird er im biblischen Lexikon "Achiw" (sein Bruder) genannt.

Diese Idee wirft ein neues Licht auf einen Abschnitt der Tora in Parschat Ki Tejze: "Du darfst nicht mit ansehen, wie der Ochse deines Bruders oder sein Lamm umher irren und dich von ihnen wegwenden, sondern sollst sie deinem Bruder zurückbringen. Wenn aber dein Bruder nicht in deiner Nähe wohnt, oder du nicht weisst, wer er ist, so sollst du es in dein Haus aufnehmen und es soll bei dir bleiben, bis dein Bruder danach fragt; dann sollst du es ihm zurückgeben. So sollst du mit seinem Esel verfahren, ebenso mit seinem Gewand, und ebenso sollst du mit jedem verlorenen Gegenstand deines Bruders tun, der ihm verloren gegangen ist und den du gefunden hast, du darfst dich nicht wegwenden." [Dewarim 22:1-3] In diesen drei Pessukim wird das Wort "Achicha" (dein Bruder) fünfmal erwähnt.

Die Tora lehrt uns hier, wie man jeden anderen Jehudi behandeln muss. Wir müssen ihn als Bruder betrachten und behandeln. Die Tora endet mit einer Warnung, "Lo tuchal lehit‘alem." (du darfst dich nicht wegwenden, du darfst diesen Zustand nicht ignorieren). Wir würden erwarten, dass steht "Al tit‘alem". (Wende dich nicht ab.) Der Ausdruck "Lo tuchal" ist viel stärker als ein blosses Verbot. Er sagt aus, dass man sich nicht abwenden KANN! Was bedeutet das? Wir wissen, dass es sehr einfach ist, an einem Objekt vorbeizugehen und es zu ignorieren!

Die Antwort ist, wenn man die Tatsache verinnerlicht, dass das Objekt wirklich seinem Bruder (Achicha) gehört, mit allem, was diese Beziehung gemäss der Tora mit sich bringt, im Hinblick auf Nähe und Partnerschaft, dann ist er in der Tat nicht in der Lage, sich vom verlorenen Eigentum des andern abzuwenden, so als wäre es sein eigenes Eigentum.

Dies meint Ja’akow in unserer Parscha. Die Beziehung, die er mit seinen Söhnen hatte, war die eines Bruders, was bedeutet, er wusste, dass sie sich aufopfern würden, und dass sie eine gemeinsame Agenda und gemeinsame Ziele verfolgten.



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