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Warum waren Efrajim und Menasche so einzigartig? (Rav Frand Wajechi 5782 - Beitrag 1)

Raw Frand zu Paraschat Wajechi 5782 - Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Ich möchte hier zwei Gedanken zu dem sehr berühmten Segen Ja’akow’s an seine Enkelkinder wiedergeben:

 

Warum waren Efrajim und Menasche so einzigartig?

 

Die Torah gibt einen wohlbekannten Passuk aus Ja’akow’s Segen für seine Enkelkinder wieder: „Und er segnete sie an jenem Tage und sprach: „Mit dir wird Israel seine Kinder segnen und sprechen: ‚G’tt lasse dich werden wie Efrajim und Menasche’. So stellte er Efraim vor Menasche.“ [Bereschit 48:20] Dies ist die Grundlage für den Brauch vieler Gemeinden, dass Eltern ihre Kinder am Freitagabend mit diesen Worten segnen.

Von allen herausragenden Figuren in der jüdischen Geschichte segnen wir unsere Nachkommen mit dem Vorbild von Efrajim und Menasche. Über die Jahre hinweg haben wir bereits oft darüber gesprochen, wieso diese zwei Söhne Josef’s ein Beispiel dafür darstellen, was wir uns von unseren Kindern erhoffen.

Dieses Jahr möchte ich zwei zusätzliche Ausführungen zu dieser Frage geben. Die erste vernahm ich von Rav Meir Bergman. Es gibt ein Konzept, welches „Jeridat haDorot“ genannt wird. (Der geistige Niedergang der Generationen, anfangend am Sinai und fortschreitend bis in unsere Zeit.) Jehoschua stand nicht auf der gleichen Stufe wie Mosche Rabbejnu und die Ältesten, welche auf Jehoschua folgten, standen auf einer tieferen Stufe wie Jehoschua. Das Torahwissen ist ständig im Abnehmen begriffen. Je weiter wir uns vom Berg Sinai entfernen, desto weniger dürfen wir von den Führern einer Generation erwarten. (Dies ist leider aber auch bei uns allen erkenntlich.) Manchmal klagen wir, dass wir die „Gedolim (grosse Führer) der früheren Generationen“ vermissen. Dies ist eine Folge der unvermeidlichen „Jeridat haDorot“.

Wer seinen Kindern den Segen gibt „der Herr möge dich machen gleich Efrajim und Menasche“, tut dies, weil Efrajim und Menasche eine Ausnahme von dieser Regel bildeten. Sie nahmen mit vollem Recht den Platz ihres Vaters Josef - als Stämme - unter den Söhnen Ja’akow’s ein, obwohl sie eine Generation nach Josef lebten. Ja’akow setzte ihre Generation auf die gleiche Stufe der Generation seiner eigenen Kinder. Es gab keine „Jeridat haDorot“, als es um Menasche und Efraim ging.

Die zweite Deutung vornahm ich von Rav Chajim Shapiro szl., dem Autor des Buches „Go My Son“. Rav Chajim Shapiro erzählte mir einmal, dass sie diesen Segen an der Novardoker Jeschiwa anders auszulegen pflegten. Die klassische Erklärung, die an dieser Mussar-Jeschiwa (eine Jeschiwa, an der auf Charakterbildung grossen Wert gelegt wurde) gelehrt wurde, war, dass Efrajim und Menasche Vorbilder für hervorragende Charakterzüge („Midot“) darstellten. Menasche, als älterer Bruder, reagierte nicht mit Auflehnung und Neidgefühlen, als er sah, dass sein jüngerer Bruder Vorrang erhielt und damit die Rolle des Erstgeborenen in der Familie zugewiesen bekam und Efrajim wurde nicht überheblich.

Wer Kinder hat, hat sicherlich schon unzählige Male die Klage vernommen: „He, ich bin älter. Das ist nicht recht!“ Menasche sagte nicht: „Ich bin älter.“ Er blieb stumm. Als Josef dazwischentrat und versuchte, die Hände seines alten Vaters zu vertauschen, sprang Efrajim nicht auf und rief: „He, Seidi (Grossvater) will es so; lass’ ihn gewähren!“ Efrajim war bereit, auf das Vorrecht, welches ihm sein Grossvater gewähren wollte, zu verzichten, wenn es das war, was sein Vater bevorzugte. Diese Haltung, sowohl von Menasche als auch von Efrajim, zeigt ausserordentliche Grösse. Dies ist ein Vorbild für gute Midot und wie man Auseinandersetzungen zwischen Geschwistern aus dem Weg geht.

Wenn es einen Segen gibt, den Eltern an ihren Kindern erfüllt sehen möchten, ist es der, dass G’tt sie gleich werden lasse wie Efrajim und Menasche. Sie sollen glücklich und gelassen bleiben, auch wenn ihre Geschwister erste werden, mehr erhalten oder besser sind. Welcher grössere Segen kann es schon für Eltern geben?

Quellen und Persönlichkeiten

Rav Chaim Shapiro (1922-2000), Lomza (Polen), Kamenitz (Polen, heute Weissrussland). Flüchtete im Holocaust nach Russland und diente zeitweise in der Roten Armee. Kehrte 1945 nach Polen zurück. Er war schockiert, als ihm klar wurde, wie sehr seine Heimat, wie die Nazis es wollten, "judenrein" war. Seine Entscheidung war eindeutig: "Mir wurde klar, dass ich meine Zukunft nicht auf einem Friedhof aufbauen kann'' schrieb er in seinen Memoiren. Im Mai 1945 schloss er sich einer Gruppe sowjetischer Offiziere an, die mit dem Zug nach Deutschland reisten. Das jüdische Flüchtlingszentrum half Rav Shapiro beim illegalen Grenzübertritt von der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland in die britische Zone. Nach seiner Ankunft in Frankreich konnte er sein Jeschiwa-Studium wieder aufnehmen. Innerhalb kurzer Zeit erhielt er ein Visum für die USA. Rav Chaim Shapiro und seine Frau kamen 1949 nach Amerika und liessen sich in Baltimore nieder. Er wurde dort Rabbiner und ein produktiver Autor von Büchern, Artikeln und historischen Essays. Er schrieb das Werk ‘Go My Son’, die Überlebensgeschichte eines jungen jüdischen Flüchtlings.

Rav Meir Zwi Bergman: (geb. 1930) Rosch Jeschiwat Raschbi, Benej Berak, Israel. Schwiegersohn von Rav El’asar Menachem Man Schach s.Z.l. Verfasser der Werke: „ Scha’arej Orah“ zum Chumasch und Rambam.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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