Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Wajechi 5767

König David nimmt sich Ja’akow zum Vorbild

Der Jalkut Schimoni schreibt zu den Worten: „Der Herr ist mein Hirte“ [Tehillim 23:1]: „Schafe hüten ist eine der niedrigsten Beschäftigungen. Jeden Tag arbeitet der Hirte schwer auf dem Feld, nur mit seinem Stab als Hilfsmittel.“ Ja’akow Awinu selbst beschreibt, wie schwierig es ist, ein Hirte zu sein: „Bei Tage verzehrte mich glühende Hitze und Frost bei Nacht, der Schlaf wich von meinen Augen“ [Bereschit 31:40].

Weshalb vergleicht David HaMelech (König David) in einem der bekanntesten Psalmen [23:1] den Allmächtigen gerade mit einem Schafhirten? Es gibt ja auch kein Kapitel in Tehillim, das mit: „Mismor le’David - der Herr ist mein Hauswart“ beginnt?

Im Midrasch steht: David war nicht der Erste, der Haschem einen „Hirten” nannte. Schon Ja’akow nannte Haschem so, wie es in dieser Parscha steht (in der Bracha für Menasche und Efraim): „Der Herr, der mich hütet - „Ha’Elokim ha’roe oti.“ [Bereschit 48:15]. Der Midrasch sagt dazu, diese Bezeichnung von Haschem durch Ja’akow als „Hirte“ war eine ungewohnte Metapher. Weder Awraham, noch Jizchak noch Ja’akow - vor dieser Episode -benutzten je diesen Vergleich. Diese Wortwahl sei ein Chidusch (Neuigkeit).

Ja’akow liegt auf seinem Sterbebett. Er ruft alle seine Kinder zu sich. Es ist die letzte Möglichkeit zu seiner Familie zu sprechen. In diesem Abschnitt seines Lebens beschliesst Ja’akow plötzlich „neuen Boden zu betreten“ und Haschem einen „Hirten“ zu nennen. Was hat dies zu bedeuteten?

Ich sah einen wunderbaren Gedanken dazu von Raw Matisjahu Salomon schlita. In der letztwöchigen Parscha fragte Pharao Ja’akow, wie alt er sei. Ja’akow antwortete darauf; er sei 130 Jahre alt. Doch dann fügt er hinzu: „Wenig und schlecht waren die Tage meiner Lebensjahre. Und sie (meine Tage) haben die Lebenslänge meiner Vorväter in den Tagen ihrer Wanderungen  nicht erreicht“ [Bereschit 47:8-9].

In seiner Erklärung auf die Torah geht der Ramban auf die Auffälligkeiten dieses Dialoges ein. Zuerst einmal war Pharao's Frage unangebracht, wenn nicht sogar unhöflich. Die erste Frage, die man einem ehrwürdigen, ausländischen Gast stellt, betrifft doch nicht sein Alter. Ja’akows Antwort ist noch weniger verständlich.

Weshalb beschwert er sich vor Pharao über seine Tage? Und wieso weiss er, dass er nicht so lang wie seine Väter leben wird?

Der Ramban erklärt: Ja’akow erklärte eigentlich nur die Situation, er beschwerte sich nicht. Ja’akow sah sehr alt aus, weitaus älter als er wirklich war. Pharao war verwundert, einen so alten Mann zu sehen, denn die meisten Leute damals lebten nicht so lange. Ja’akow war eine „Sehenswürdigkeit“. Er sah aus, als ob er 180 Jahre alt wäre! Pharao war ob dieser Merkwürdigkeit so erstaunt, dass er das ganze diplomatisches Protokoll vergass und herausbrach mit: „Meine Güte, wie alt sind Sie?"

Ja’akow antwortete, er sei nicht so alt, wie er aussehe. Er sei eigentlich „erst“ 130 Jahre alt, doch er sehe viel älter aus, da er ein  schweres Leben hatte.

Der Da’as Sekejnim mi'Baalej HaTosfot (im Namen des Midrasch) schreibt: „Es war trotzdem nicht richtig, dass Ja’akow die Worte aussprach: „Wenig und schlecht waren die Tage meines Lebens.“ Ein frommer Jude sollte nicht so sprechen. Die himmlische Antwort, sozusagen, war: “Du beschwerst dich über dein Leben? Ich habe dich vor Ejsaw und vor Lawan gerettet. Ich habe dir Dina zurückgegeben, Ich habe dir Josef zurückgegeben. Wie wagst du, zu sagen, dass deine Jahre wenig und schlecht waren?“ Der Midrasch sagt, die Anzahl Worte, die Ja’akow in dieser Reklamation äusserte (inkl. der Frage Pharao’s), waren 33. Ebenso viele Jahre wurden von seinem Leben abgezogen. Er hätte 180 Jahre alt werden sollen, lebte aber nur 147 Jahre. 

Raw Matisjahu Salomon erklärt: Ja’akow liegt jetzt auf seinem Sterbebett. Er überprüft selbstkritisch sein Lebenswerk (cheschbon hanefesch). Er erlebt die Geschehnisse seines Lebens wieder. Dabei erinnert er sich an seine Beschwerde vor Pharao. Sie verfolgt ihn. In diesem Moment realisiert er, dass es nicht richtig war, so zu sprechen. „Im Nachhinein sehe ich: Alles, was ich mir als „schlecht und bitter“ vorgestellt hatte, hat sich jetzt als “gut” herausgestellt. Ich sehe Haschem jetzt in einem anderen Licht als je zuvor in meinem Leben.“

Es war in diesem Moment, dass Ja’akow zum ersten Mal Haschem als seinen Hirten sah. Wenn ein Lamm die Herde verlässt, kommt der Hirte und scheucht es zur Herde zurück, denn er weiss, der Wolf lauert im Versteck. Der Hirte weiss, wenn das Lamm sich noch weiter entfernt, wird es entweder vom Fuchs getötet, vom Wolf gerissen oder von Hyänen attackiert. Manchmal erfordert es die Situation sogar, dass der Hirte das Lamm schlagen muss. Manchmal will das Schaf trinken, doch es ist Zeit den Weideplatz zu verlassen. Die Schafe können nicht verstehen, weshalb ihr Hirte sie nicht trinken lässt. Manchmal will das Schaf an einem Ort verweilen und in Ruhe grasen, doch der Hirte zwingt es weiter. Das Schaf kann nicht begreifen, dass dieser Platz gefährlich sein kann. Schafe können ihren Hirten nicht immer verstehen.

Ja’akow nennt Haschem “Derjenige, Der mein Hirte gewesen ist”. Ja’akow sagt: “Ich verstehe jetzt den Grund für meine schwierigen Jahre. Haschem war mein Hirte und hatte immer nur mein Gutes im Sinn. Er war nie grausam oder gemein zu mir. Was mir als eine Benachteiligung erschien, war in Wirklichkeit meine Rettung.

Wie passend ist es dann, dass in dem Pasuk in dem Ja’akow Haschem seinen Hirten nennt, nicht steht: „Ro’eh - Hirte“ in der vollen Form, also „Resch waw ajin hej“. Sondern es wird ohne das „waw“ geschrieben, wie das Wort “Ra’ah - schlecht”.
Ro’eh und Ra’ah sind verwandte Worte. Was wir als schlecht ansehen, ist eigentlich das, was der „Ro’eh“ in seiner unendlichen, jedoch oft für uns unverständlichen Weisheit gut für uns befindet.

Dieses Verständnis, das Ja’akow Avinu auf seinem Totenbett gewonnen hat, machte ihn zur ersten Person, die Haschem einen Hirten nannte.

Und eben dies war David Ha’Melech ein Vorbild, als er das gleiche Metapher in Tehilim benutzte: „Mismor Le'David, Haschem Ro’i lo echsar.“



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