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Ein „Buch der Namen“ ohne „Namensverzeichnis“ - (Gedanken zu Paraschat Schemot 5780 – Beitrag 1)

Übersetzt und bearbeitet von Herrn Gill Barnea

Raw Zweig:

Ein „Buch der Namen“ ohne „Namensverzeichnis“

„Und dies sind die Namen der Kinder Israels…“ [1:1]

In dieser Woche beginnen wir in der Thora ein neues Buch zu lesen. Sowohl das Buch, als auch der Wochenabschnitt, tragen jeweils den Titel „Schemot“ (hebr. Namen). Ausser im einführenden Vers, der die Namen der zwölf Stämme aufzählt, fällt einem jedoch deutlich die kontinuierliche Auslassung von Namen in diesem Wochenabschnitt auf - und dies ist angesichts des „verheissungsvollen" Titels doch sehr verwunderlich!

Die Hebammen  (Jochewed und Mirjam) werden nicht bei ihren richtigen Namen genannt (sondern Schifra und Pua), Amram (Vater von Mosche) wird als "ein Mann aus dem Hause Levi“ bezeichnet, Jochewed (Mutter von Mosche) als „die Tochter von Levi“, Mosche als der „Junge“ oder „Jugendliche“, Mirjam als „seine Schwester“ und Bitja (Batja) als „die Tochter von Pharao“! Warum herrscht offenbar eine durchgehende Anstrengung, die Identitäten der Protagonisten (Hauptdarsteller) in diesem Wochenabschnitt konsequent zu verbergen, bzw. nicht beim Namen zu nennen?

Raschi zitiert den Talmud, in dem es heisst, dass Jochewed 130 Jahre alt war, als sie Mosche zur Welt brachte. Der Ibn Esra zeigt sich erstaunt, weshalb die Thora das Wunder von Sarah dermassen zur Schau stellt, als sie Jizchak im Alter von 90 Jahren gebar, jedoch in keiner Weise erwähnt, dass Jochewed bei der Geburt ihres Sohnes Mosche sogar 130 Jahre alt war!

Als sie zum Baden an den Fluss ging, sah Bitja, die Tochter Pharaos, den Korb mit Mosche im Nil treiben. Nach dem Talmud, streckte sie ihren Arm zum Korb aus, der weit ausserhalb ihrer Reichweite lag - doch Bitjas Arm verlängerte sich in diesem Moment auf wundersame Weise (60 Ellen lang), sodass sie den Korb erreichen konnte! Wenn der Korb so weit von ihr entfernt war, stellt sich aber die Frage, was sie motiviert haben könnte, ihren Arm überhaupt danach auszustrecken! Sicherlich konnte sie nicht erwartet haben, dass sich ihr Arm mittels eines Wunders verlängern würde… 

Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen den Büchern Bereschit und Schemot (dem ersten und dem zweiten Buch Moses). Bereschit konzentriert sich auf die Entwicklung von Charakteren und die Verwirklichung des Potenzials jener Individuen, die dem jüdischen Volk seine Gene geliefert haben. Schemot hingegen konzentriert sich auf die Formierung und Entwicklung des nationalen jüdischen Gebildes - also den Juden (bzw. den Kindern Israels) als Volk. Daher betont Bereschit noch die Lebenswege und Verdienste Einzelner. Im Gegensatz dazu - aufgrund der wundersamen Ereignisse, die auf dem Weg zur Formierung des jüdischen Volkes als Einheit geschahen - spielt Schemot individuelle Errungenschaften bei der Entstehung der jüdischen Nation verhältnismässig herunter.

Die   Formierung    dieser    Nation    folgt   dem   g-ttlichen Plan, der das jüdische Gebilde nach und nach entstehen lässt. Jeder einzelne Schritt, der durch die beteiligten Individuen getan wurde, hatte eine eingehende und wunder- same  „Choreographie“ – eine drehbuchartige Handlungsabfolge mit abgestimmter Rollenverteilung seitens des Allmächtigen zur Grundlage. Die Errungenschaften einzelner Individuen herauszustellen, würde die Verwicklung des Ewigen in diesen Ereignissen nur fälschlicherweise schmälern. Aus diesem Grund werden die Namen von Personen in diesem Wochenabschnitt kaum erwähnt - um den Eindruck zu vermitteln und zu verstärken, dass ihre Handlungen von einer höheren Kraft vorherbestimmt waren.

Da das Buch Schemot G-ttes wundersamem  „Drehbuch“  folgt, werden aussergewöhnliche Ereignisse gewissermassen als gewöhnlich „abgetan“. Daher wird auch die Fähigkeit  von  Jochewed,  im  Alter  von  130 Jahren ein Kind zur Welt zu bringen, mit keinem Wort erwähnt. Im Buch Bereschit werden die Errungenschaften des Individuums ausdrücklich herausgestellt, was auch zur Betonung der Gebärfähigkeit von Sarah im Alter von 90 Jahren führt, als sie ihren Sohn Jizchak zur Welt bringt.

Genau wie die Handlungen anderer Individuen, die in diesem Wochenabschnitt erwähnt werden, von Haschem ausgelöst wurden, so streckte Pharaos Tochter ihre Hand aus, weil es G-ttes Wille war, dass Mosche gerettet werde. Auch sie war letzten Endes „nur“ ein Werkzeug in der Formierung des jüdischen Volkes.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rav Jochanan Zweig: Über die letzten drei Jahrzehnte hat Rav Jochanan Zweig Tausende Menschen mit seinen brillanten und gedankenanregenden Lehrveranstaltungen und Schiurim inspiriert. Sein begeisternder, analytischer Ansatz fordert jugendliche und erwachsene Schüler heraus, verleiht ihnen ein besseres Verständnis der Thora sowie eine tiefere Achtung zur selbigen.
  • Während seines Studiums am Ner Israel Rabbinical College zwischen 1955 und 1969, erhielt Rav Zweig die rabbinische Ordination (Joreh Joreh und Jadin Jadin) von Rav Ja'akow Jitzchak Ruderman, s.A. und Rav Ja'akow Weinberg, s.A. 
  • Rav Zweig war Rosch Jeschiwa und Rosch Kollel am Bejt HaTalmud in Jerusalem, zog 1974 nach Miami Beach (Florida) und eröffnete dort das Talmudic University of Florida / Yeshiva v'Kollel Beis Moshe Chaim, Alfred and Sadye Swire College of Judaic Studies. Was als Bejt Midrasch für zehn Studenten anfing, ist inzwischen zu einem der grössten Jeschiwot / Kollelim im Südosten der USA angewachsen.
  • Rav Zweig ist ein begehrter Lehrer und Redner. In den letzten Jahren hat er als solcher an über fünfzig Städten weltweit fungiert.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Herrn Gil Barnea, Düsseldorf – Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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