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"Und Jitro hörte…" was eigentlich jeder hörte (Rav Frand, Jitro 5781 – Beitrag 1)

"Und Jitro hörte…" was eigentlich jeder hörte

Zu Beginn der dieswöchigen Parascha sagt der Passuk: "Und Jitro, der Kohen (Priester/Fürst) von Midjan, der Schwiegervater von Mosche, hörte alles, was G"tt für Mosche und Sein Volk Jisrael getan,  dass der Ewige Jisrael aus Ägypten geführt hatte" [Schemot 18:1].

Chasal (unsere Weisen) erzählen uns (Raschi zur Stelle), dass einer von Jitros (sieben) Namen Jeter war. Jitro wurde einer der bekanntesten Konvertiten. Jitro war ein Nichtjude. Jitro war mehr als ein Nichtjude – er war ein Götzendiener. Er war mehr als nur ein einfacher Götzendiener – er war ein professioneller Götzendiener, ein Mitglied der Geistlichkeit. Dies ist, womit Jitro sich seinen Lebensunterhalt verdiente.

Chasal erklären weiter, dass - als Jeter konvertierte und die Mizwot beobachtete - ihm ein Buchstabe (Waw)  zu seinem Namen hinzugefügt wurde. Sein Name wurde somit von Jeter zu Jitro abgeändert. Den Namen Jeter (in Hebräisch: hinzufügen) hatte er, weil durch ihn eine Parscha in der Tora hinzugefügt wurde [siehe Verse 17-23]: "WeAta Techese – Und du erwähle…, die Parscha seines Ratschlags an Mosche Rabbejnu, betreffend der Ernennung von Richtern.

Der Name Jitro war ein gewaltiger Ehrentitel. Angesichts unseres Wissens über Jitro sagt sein Name aus, dass er von einer großen Tiefe in die Höhe gelangte. Deshalb ist es seltsam, dass die Tora im ersten Passuk der Parascha Jitro als den "Fürst/Priester von Midjan" bezeichnet.

Der "Priester von Midjan" ist ein Teil seiner Vergangenheit. Jitro ist jetzt eine andere Person. Warum beharrt die Tora darauf, Jitro mit seinem früheren Beruf als Priester des Götzendienstes zu identifizieren?

Wir wissen, dass es zum Beispiel verboten ist, einen Ba’al Teschuwa (ein rückkehrender Mensch, der nun eine Schomer Tora und Mizwot ist) an seine Vergangenheit zu erinnern. Jetzt ist er ein gottesfürchtiger Jude. Die Tora könnte doch einfach sagen: "Und Jitro, der Schwiegervater von Mosche, hörte…?"

Der Alschich Hakadosch sagt, dass der Passuk dies aus einem bestimmten Grund tut. Die Tora will uns genau und präzise sagen, wie weit Jitro gekommen ist und was das Geheimnis seines Erfolgs war. Jitro begann als Priester des Götzendienstes und wurde zu einer Person, die einen ganzen Abschnitt in der Tora hinzufügte. Was war das Geheimnis seines Erfolgs?

Der Alschich sagt, dass der Passuk uns das Geheimnis von Jitros Erfolg in einem Wort enthüllt: "Wajischma" (er hörte). Jitro war ein Mensch, der bereit war zu hören und zu lernen. Wenn ein Mensch bereit ist, seine Ohren und Augen offenzuhalten, zu schauen, zu hören und zu lernen, dann kann er sich von einem niedrigen Individuum, das ein Priester von Midjan war, in ein Mensch verwandeln, der einen Abschnitt in der Tora hinzufügt. Das Wesentliche ist ein Zuhörer, nicht ein Besserwisser, zu sein, dauernd bereit zu sein, etwas zu akzeptieren, für eine Veränderung offen zu sein, für Kritik offen zu sein. Dies ist es, was von einem Menschen verlangt wird.

Man könnte denken, dass "Zuzuhören nicht etwas allzu Schweres ist"; wir entnehmen jedoch aus einem anderen Ausspruch unserer Weisen, dass Zuhören sehr schwierig sein kann. Es gibt einen berühmten Chasal, den Raschi anfangs unserer Parascha zitiert. Es ist eine Gemara [Traktat Sewachim 116a]. Es ist ein Midrasch [Mechilta zur Stelle]. Es ist ein Ausspruch, den wir bereits über die Jahre hinweg verschiedentlich interpretiert haben.

Raschi zitiert: "Was war es, das Jitro hörte, das ihn dazu veranlasste zu kommen? Er hörte vom Spalten des Jam Sufs (Schilfmeer) und vom Krieg gegen Amalek."

Raw Elijahu Lopian interpretiert den Midrasch wie folgt: Der Midrasch will wissen, was Jitro hörte, das andere nicht hörten? Eigentlich hörte die ganze Welt vom Spalten des Meeres, wie es heisst: "Nationen hörten und erzitterten …" [15:14]. Jeder hörte auch von Amalek, wie Raschi [17:12]  im Namen des Midrasch Tanchuma erklärt: "Die Amalekim berechneten mit Astrologie die Stunden, in welcher Stunde sie siegen könnten; da liess Mosche (gegen sie) die Sonne stillstehen und verwirrte die Stunden ." Der Stillstand der Sonne wurde auf der ganzen Welt gesehen! Warum traten dann nicht die Massen zum Judentum über?

Raw Lopian sagt, dass es dies ist, was Chasal uns sagen möchten: Jitro hörte genau dasselbe, was alle hörten! Er hörte vom Spalten des Jam Sufs und jeder andere hörte vom Spalten des Jam Sufs. Er hörte vom Kampf mit Amalek und alle anderen hörten vom Kampf mit Amalek.

Der Unterschied ist "Wajischma" - er hörte es, er verinnerlichte es. Jitro war der Typ Mensch, der ehrlich war und die Wahrheit suchte. Dies machte ihn zu einem anderen Menschen. Nichts Hochtrabendes. Keine Engel des Himmels. Keine Offenbarung des Propheten Elijahu. Er hörte, was jeder hörte.

Dies ist, was Chasal uns lehren möchten. Jitro war anders, weil er ein Zuhörer war. Er war ein Lerner. Er war ein Mensch, der die Wahrheit suchte. Er wollte die Wahrheit so sehr finden, dass unsere Weisen sagen [Raschi 18:11, im Namen des Midrasch Tanchuma]: "Jitro kannte jede Form von Awoda Sara (Götzendienst) in der Welt und liess keine Art unversucht, ihr nicht zu dienen." Jedoch war er damit sehr unglücklich. Es stellte ihn nicht zufrieden. Er war ehrlich mit sich selbst. Er versuchte eine Awoda Sara, aber sie war nicht das Richtige, sie war nicht echt. Er versuchte eine andere, sie funktionierte nicht, also wies er sie zurück. "Ich will lernen; ich will hören, ich will die Wahrheit wissen." Dies war Jitros Schlüssel zum Erfolg.

Wenn ein Mensch ein Zuhörer ist, kann er sich – wie der Alschich sagt – von der "Priesterschaft von Midjan" abwenden und ein "Jitro" werden.

Jeder kann physisch hören, aber wenige verinnerlichen das Gehörte. Niemand ist so blind wie diejenigen, die nicht sehen wollen, und niemand ist so taub wie diejenigen, die nicht hören wollen.

 

Quellen und Persönlichkeiten

Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

Alschich (Alschech) HakadoschRabbi Mosche ben Chajim (1508-1600). Adrianopel (Türkei), Zefat/Safed (Israel). Schüler des grossen Rabbi Josef Karo und Lehrer von Rabbi Chajim Vital. Schrieb viele Werke, wie den berühmten Kommentar auf die Tora, auf Nach, den fünf Megillot (Rollen) und Responsen.

Rav Elijahu Lopian (1876-1970), Autor von Lev Elijahu. Einer der bekanntesten Rabbiner der Mussar-Bewegung. Maschgiach (geistiger Leiter) von Jeschiwot in Chelm (Litauen), London und Kefar Chassidim (Israel).

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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