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Warum hatte das Mischkan kein Ersatzteil-Lager? (Rav Frand Wajakhel - Paraschat Schekalim - 5782)

Rav Frand zu Paraschat Wajakhel  - Parschat Schekalim - 5782

Korrekturen und Ergänzungen: S. Weinmann

 

Warum hatte das Mischkan kein Ersatzteil-Lager?

Die Tora erzählt uns, dass nachdem Mosche das Volk aufforderte, für den Bau des Mischkan (Stiftzelt) Materialen zu spenden, die Spenden den benötigten Bedarf übertrafen. Mosche Rabbejnu musste ihnen sagen, sie sollen keine weiteren Materialien mehr bringen, denn es hatte bereits mehr Materialen als sie benötigten [siehe Schemot 36: 4-7].

Der Seforno kommentiert: Haschem nannte nicht die genaue Menge von Materialien, die für den Bau des Mischkan und seiner Kejlim (Geräte) benötigt wurden, er nannte nur den Namen der Materialen wie Gold, Silber, Kupfer usw. Jedoch gab er ein präzises Mass für das Mischkan und der Geräte im Mischkan an. Hier durfte das Mass nicht geändert werden, weder grösser noch kleiner, auch wenn das Volk schlussendlich zu viel Materialen gebracht hatte.  Der Seforno weist daraufhin, dass dies bei Schlomos Bau des ersten Bejt Hamikdasch (Tempel) oder bei der Erneuerung des zweiten Bejt Hamikdasch durch Herodes nicht der Fall war. Erstens sammelten sie in diesen beiden Fällen schon vor dem Bau Gold, Silber und weitere Rohmaterialien, viel mehr als unbedingt nötig war; beim Mischkan jedoch war es nur etwa die benötigte Menge, die gesammelt wurde – nachher wurde die Sammlung eingestellt.

Zweitens waren auch die Masse des Tempels und einige seiner Geräte viel grösser als im Mischkan. Die Masse des Stiftzeltes waren 10 Ellen die Breite, 30 die Länge und 10 die Höhe. Das Hejchal des Bejt Hamikdasch (entspricht dem Mischkan) war 20 Ellen breit, 60 lang und 30 hoch. Der Misbe’ach (Altar der Opfer) war im Mischan 5 x 5 Ellen (lang und breit), hingegen im Tempel waren es 32 x 32 Ellen.

Drittens goss Schlomo Hamelech zusätzlich zur Menora (Leuchter) von Mosche weitere zehn Leuchter, die rechts und links – je fünf auf jeder Seite - von der zentralen Menora, die jeden Tag angezündet wurde, aufgestellt wurden. Das gleiche war beim Schulchan (Tisch), weitere zehn fertigte Schlomo an, die dann an der Seite des zentralen Schulchan’s, auf dem die zwölf Brote geordnet waren, aufgestellt wurden. Das gleiche war auch beim Kijor (Waschbecken).

Etwas Zusätzliches steht im Talmud Jeruschalmi (israelischer Talmud), dass sie das Doppelte und Dreifache aller Kejlim im Bejt Hamikdasch besassen. Dies war nicht unangemessen. Geräte zerbrechen, nutzen sich ab und werden tame (geistig unrein). Jedes ernste Unternehmen muss einen Vorrat an Ersatzteilen haben. Ein Caterer zum Beispiel hat nicht nur eine begrenzte Anzahl von Geschirr-Sets für die maximale Zahl von Portionen, die er servieren will. Er muss immer darauf vorbereitet sein, dass Dinge zerbrechen, verloren gehen oder gestohlen werden. Das Bejt Hamikdasch musste auch "Reserven" haben, um auf absehbare oder unerwartete Geschehnisse vorbereitet zu sein.

Die Frage, die sich stellt – existierte dasselbe Problem nicht im Mischkan? Gab es im Mischkan keine Bruchschäden? Warum mussten sie nicht ein Lager von Ersatzteilen für das Bauwerk und die Kejlim des Mischkan anlegen? Warum machten sie keine zusätzlichen Geräte?

Hören Sie den folgenden sehr interessanten Da’at Sekejnim mi'Ba’alej HaTossafot [Paraschat Teruma 25:11]. Der Aron Hakodesch (Bundeslade), in welchem die Luchot Habrit (Gesetzestafeln, die die zehn Gebote enthielten) aufbewahrt wurden, war aus Holz gefertigt, jedoch war die  Aussen- und Innenseite aus Gold. Der Da’at Sekejnim sagt, dass es für den Aron gebührend gewesen wäre, gänzlich aus Gold hergestellt zu werden. Nachdem er jedoch transportabel sein musste und von den Lewijim auf ihren Schultern getragen wurde, wurde er so hergestellt, dass er weniger wog. Reines Gold würde ihn unvergleichlich schwerer machen. Und obwohl, wie der Da’at Sekejnim schreibt, uns Chasal sagen, dass "der Aron diejenigen trug, die ihn vermeintlich trugen", war dies nicht immer der Fall. In anderen Worten, es gab Zeitperioden, in denen es so war, aber es war nicht andauernd so. Dasselbe, schreibt er, betraf den goldenen Misbe’ach (Altar, auf dem das Räucherwerk brannte) und auch den kupfernen Misbe’ach (auf dem die Opfer dargebracht wurden). Sie wurden aus leichterem Schittim-Holz gemacht und nur von draussen (der Aron auch von drinnen) mit Gold überzogen, damit er leichter getragen werden konnte.

Also war der Grund, dass sie keine Ersatzteile – Duplikate und Triplikate – hatten, weil "jemand all dies tragen musste". Die Juden zogen während den vierzig Jahren des Wanderns in der Wüste von einem Platz zum andern. Wenn jemand Dinge tragen muss, macht man es ihm so leicht wie möglich.

Hier liegt ein sehr wichtiges Prinzip in der Jiddischkeit (im Judentum), das faktisch sagt: "Sei nicht ein Zaddik (Fromme) auf Kosten von jemand anderem"! In anderen Worten, wenn jemand etwas tragen muss, machen wir es ihm so leicht wie möglich. Es ist wie beim Packen. Ich weiss nicht, wie dies in den meisten Häusern geschieht, aber ich nehme an, dass Männer leichter reisen als Frauen. Aber wer packt die Koffer?

Dies ist ähnlich wie der berühmte Vorfall, den man über Rabbi Jisrael Salanter erzählt. Er war bei jemandem zu einer Schabbat-Mahlzeit eingeladen. Nun musste er Netilat Jadajim machen (die Hände überschütten). Aufgrund der Gemara (Talmud Chullin 106) ist die Halacha (Orach Chajim 161:4), dass ein Mensch idealerweise (lechatchila) die Hände bis zum Handgelenk überschütten sollte. Unter besonderen Umständen (bediawad) (z.B. wenn es nicht genügend Wasser hat) erfüllt ein Mensch seine Pflicht, wenn er seine Hände nur bis zum Ende der Fingerglieder überschüttet (ähnlich wie Jom Kippur und Tisch’a beAw). Rabbi Jisrael wusch nicht seine ganze Hand. Er verliess sich auf die Halacha, dass man notfalls nur die gesamten Finger überschütten muss.

Beobachter fragten ihn, warum er mit dem Händewaschen so nachsichtig sei. Schliesslich, sagten sie ihm, fordert der Schulchan Aruch idealerweise, dass das Wasser bis zum Punkt, wo die Hand mit dem Arm zusammentrifft, kommen soll. Dieser Vorfall geschah in den Tagen, bevor fliessendes Wasser vorhanden war. Die Antwort von Rabbi Jisrael war, dass der Brunnen ja unten am Hügel sei; er wusste, dass jemand das Wasser vom Brunnen schöpfen und bis zur Küche tragen müsse; er sah, dass die Angestellte ein armes Mädchen war, die das Wasser von unten heraufschleppen musste und daher wollte er kein "Zaddik" auf ihre Kosten sein!

Es war auch besser, den Aron Hakodesch hauptsächlich aus Holz als aus Gold herzustellen, weil jemand ihn tragen musste.

Es gibt eine weitere bekannte Geschichte mit Rabbi Jisrael. Als er älter wurde, backte er seine Mazzot vor Pessach nicht mehr allein, sondern bat seine Schüler, seine Mazzot für ihn zu backen. Die Schüler fragten ihren Lehrer: "Was sind die Chumrot (erschwerende Vorschriften), die der Rebbe beim Mazzebacken praktiziert?" Alle möglichen Chumrot werden von Zaddikim, die ihre eigenen Seder-Mazzot backen, praktiziert. Deshalb fragten sie Rabbi Jisrael Salanter, mit welchen Chumrot er es besonders genau nehme. Er sagte ihnen: "Seid vorsichtig, die Frau, die zwischen jeder Schichte von Mazzot den Tisch und die Gefässe reinigt, nicht anzuschreien; sie ist eine Witwe! Bitte seid sehr vorsichtig mit ihr. Dies ist meine 'Chumra'!"

Dies ist der Grund, warum es im Mischkan keine Duplikate oder Triplikate hatte.

Quellen und Persönlichkeiten:

Da’at Sekejnim mi'Ba'alej HaTossafot; ein Torakommentar der Ba'alej HaTossafot („Tossafisten“), der Talmuderklärer des 12. und 13. Jahrhunderts.

Rav Ovadia ben Ja’akov Seforno (1470 – 1550); Rom und Bologna, Italien; klassischer Chumascherklärer

Rabbi Jisrael Salanter (1810 – 1883); Gründer der Mussarbewegung (Schulung des Charakters); Rosch Jeschiwa in Wilna und Kovno; Litauen.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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