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Der Allmächtige schätzt ein bescheidenes Bauwerk und bescheidene Menschen (Rav Frand Pekudej 5782)

Rav Frand zu Paraschat Pekudej

 

Der Allmächtige schätzt ein bescheidenes Bauwerk und bescheidene Menschen

Zu Beginn von Paraschat Pikudej sagt die Tora, dass das gesamte Gewicht allen Goldes, das für das Mischkan (Stiftzelt) gespendet wurde, 29 Kikar und 730 Schekel Gold betrug (Schemot 38:24). Der Seforno schreibt, dass dies eine relativ kleine Menge von Gold war. Diese Menge war viel kleiner als die Menge des Goldes, das im ersten Bejt Hamikdasch (Tempel), das von Schlomo Hamelech erbaut wurde, zum Bau benützt wurde; und die Goldmenge bei Schlomo war wiederum nur ein kleiner Teil des Goldes, das im neu von Herodes umgebauten zweiten Bejt Hamikdasch verwendet wurde. Trotzdem war - wie der Seforno erklärt - die Anwesenheit der Schechina in den drei Heiligtümern (dem Mischkan und den zwei Batej Mikdasch) proportional zum vorhandenen Gold umgekehrt. Die Schechina (G-ttesanwesenheit) wurde am intensivsten im Mischkan von Mosche Rabbjnu gefühlt und gesehen, weniger stark im Bejt Hamikdasch von Schlomo, und im Bejt Hamikdasch von Herodes überhaupt nicht.

Die klare Botschaft ist, sagt der Seforno, dass es nicht die Pracht des Reichtums oder die Grösse des Gebäudes sind, die die Schechina von G"tt unter dem jüdischen Volk ruhen lassen. Die Schönheit eines Gebäudes hat nichts damit zu tun, ob die Anwesenheit der Schechina in diesem Gebäude weilt. Der Herr der Welt lässt sich nicht von Noblesse und einem überschwänglichen Umfeld beeindrucken. Das Mischkan, das zeitweilig war – fast eine zeltartige Struktur - war verhältnismässig zu den späteren Bauwerken wie das Haus eines armen Mannes, und doch befand sich die Schechina dort immer. Was der Allmächtige schätzt, sind keine prunkvollen Gebäude. Was Haschem will, ist die Hingabe und die G-ttesfurcht der Menschen. Nicht das Äusserliche ist massgebend. 

Eine Ausdehnung dieses Gedankens ist eine weitere Idee von Chasal (unsere Weisen): "Schenkt den Kindern von Anijim (armen Leuten) Beachtung, denn von ihnen wird Tora hervorgehen" [Talmud Traktat Nedarim 81a]. In diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort "Anijim" nicht nur auf Leute, die finanziell arm sind. Manchmal sehen wir Kinder, die von einem Umfeld stammen, das nicht sehr hervorragend ist, und sie stellen sich als die besten Schüler der Schule und Jeschiwa heraus. Manche von ihnen werden führende Leute in Klall Jisrael.

Dies ist derselbe Gedanke. Sie kommen von bescheidenen Verhältnissen, und sind deshalb bescheidene Menschen. Von ihnen kommt Tora hervor. Rabbi Meir Schapira erklärte einst, dass wenn Kinder aus armen Familien die Opfer ihrer Eltern sehen, die sie darbringen, um die Kinder in eine Jeschiwa zu schicken, um Schulgelder zu zahlen, wie auch weitere Auslagen für sie zu tätigen, hinterlässt dies auf die Kinder einen tiefen Eindruck. Wenn Kinder sich diese Opfer vergegenwärtigen, gehen sie ihr Lernen ganz anders an.

Der gemeinsame Nenner zwischen dem Gedanken bezüglich des Goldes im Mischkan und der Schüler aus armen Verhältnissen ist, dass Haschem bescheidene Hintergründe schätzt. Die Dynastie der Tora-Grössen der Soloweitschik Familie ist in der Jeschiwa-Welt gut bekannt. Sie hat sich über viele Generationen dahingezogen und geht auch heute noch weiter. Wie begann diese grosse Tora-Dynastie?

Ich habe diese Geschichte in einigen Publikationen gelesen, zuletzt in einem Artikel von Rav Aharon Soloweitschik sZl, einem Mitglied dieser Tora-Dynastie. Die Dynastie begann nicht mit einem grossen Talmid Chacham (Tora-Gelehrter), sondern mit einem Mann, der ein grosser Geschäftsmann war; er hiess Raw Mosche Soloweitschik. Er lebte in der Zeit von Rabbi Chajim von Woloschin. Er arbeitete in der Holzwirtschaft und war ein aussergewöhnlich reicher Mann. Er verteilte jährlich riesige Summen von Geld für wohltätige Zwecke. Plötzlich verschlechterte sich der Zustand seines Geschäfts, und er verlor seinen ganzen Besitz.

Es war ein solch schockierender Schlag für die jüdische Gemeinschaft, dass Rabbi Chajim von Woloschin eine Krisensitzung des Bejt Din (jüdischer Gerichtshof) von Woloschin einberief, um festzustellen, was Rav Mosche Soloweitschik wohl getan haben könnte, dass er bei Haschem in Ungnade gefallen sei und dadurch sein ganzen Besitz verloren habe. Das Bejt Din kam zusammen und diskutierte diese Frage, und das einzige, das sie bemängeln konnten, war, dass Rav Mosche Soloweitschik zu viel Geld für Zedaka (Wohltätigkeit) ausgegeben hatte! Sie entschieden, dass er die talmudische Lehre verletzt habe, als er mehr als 20% seines Einkommens für Zedaka verteilt hatte. Im Talmud [Traktat Ketubot 50a] sagen unsere Weisen: "In Uscha (Sitz des Gerichtshofes zu jener Zeit) hat man angeordnet, wenn jemand viel Zedaka geben möchte, so soll er nicht mehr als 20% seines Vermögens oder Einkommens geben, denn sonst könnte es dazu führen, dass er schlussendlich selbst auf Almosen angewiesen sein würde."

Rabbi Chajim von Woloschin war von der Schlussfolgerung seines Bejt Din’s nicht überzeugt. Wie dem auch sei, hatte Rav Mosche Soloweitschik kein Geschäft mehr und keine Stelle, und er war seines Reichtums verlustig. Er war ein sehr kluger Mann. Was konnte er tun? Da er kein Geschäft mehr hatte, begann er zu lernen. Er ging er ins Bejt HaMidrasch und lernte mit demselben Eifer und Scharfsinn, die ihn zu einem erstaunlich reichen Mann gemacht hatten. Er entwickelte sich zu einem gewaltigen Talmud-Gelehrten. Er war der Vorläufer der Tora-Dynastie der Soloweitschik Familie.

Danach sagte Rabbi Chajim Woloschiner "Jetzt weiss ich, warum er sein Geld verlor. Wegen seinem grossen Verdienst durch seine Zedaka wollte Haschem ihm ermöglichen, das Verdienst zu haben, der Stammvater einer grossen Dynastie der Tora-Gelehrsamkeit zu werden. Aufgrund der obenerwähnten Lehre von Chasal, sind es jedoch die Kinder von armen Leuten, die das grösste Potential dafür haben, dass Tora von ihnen hervorgeht. Mosche Soloweitschik hatte ein Problem, er war zu reich, um Kinder zu haben, die grosse Tora-Gelehrte sein würden. Er verlor sein Geld. Er wurde arm. Der Rest, wie man sagt, ist Geschichte.  

Dies ist in der Tat die Lehre des Mischkan – die G"ttliche Schechina hat eine Verbundenheit mit den Bescheidenen.

Quellen und Persönlichkeiten:

1. Rabbi Ovadia ben Ja’akov Seforno (1470 – 1550); Rom und Bologna, Italien; klassischer Chumascherklärer

2. Rabbi Chajim von Woloschin (1749-1821): Berühmter Schüler des Wilnaer Gaon, Gründer der Jeschiwa von Woloschyn; Litauen (heute Weissrussland).

3. Rabbi Meir Schapira (1887- 1933); GlinianySanok, Piotrków  und Lublin (Polen). Chassidischer Rabbiner und Rosch Jeschiwa, Gründer der berühmten Jeschiwat Chachmej Lublin. Der Initiator des «Daf Hajomi», - tägliches Lernen eines Blattes (zwei Seiten) des babylonischen Talmuds auf der ganzen Welt. Diese Idee sollte das Tora-Lernen im ganzen jüdischen Volk vermehren und Achdut  (Einheit) unter den Jehudim auf der ganzen Welt schaffen. Er wurde zum Vorsitzenden der Agudat Israel-Organisation in ganz Polen gewählt und wurde deren Vertreter im Sejm (polnisches Parlament).

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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