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Raw Frand zu Paraschat Zaw 5779 

Anstelle des Dankopfers: Ein kurzer Psalm (#100) oder eine lange Schmone-Essre [Achtzehngebet]

Der Wochenabschnitt "Zaw" beinhaltet auch das Dankopfer - das "Korban Toda". Das Dankopfer wurde dargebracht, wenn ein Mensch eine gefährliche Situation überstanden hatte, z.B. eine Reise auf hoher See oder eine schwere Krankheit - oder auch aus der Gefangenschaft entlassen worden war. 

Ein Mensch, der das Dankopfer darbrachte, musste vierzig Brotlaibe damit einherbringen. Darüber hinaus - obwohl das Dankopfer eine Art von Friedensopfer [Korban Schelamim] ist, das über zwei Tage und eine Nacht gegessen wird, konnte es nur über einen Tag und eine Nacht gegessen werden. Der "Neziw" bemerkt hier etwas Eigenartiges: Wir haben einerseits beim Dankopfer eine Menge zu essen, viel mehr als bei einem regulären "Schelamim" und anderseits eine sehr begrenzte Zeit, um es essen zu dürfen, ein Tag weniger als bei einem regulären "Schelamim". Wie kommt das?

Der "Neziw" antwortet, dass ein Dankopfer dargebracht wird, wenn der Allmächtige dem Menschen ein Wunder macht. Wenn der Allmächtige einem Menschen ein Wunder zuteilwerden lässt, dann hat der Mensch die Verpflichtung, dieses Wunder bekannt zu machen. Aus diesem Grund verpflichtet die Tora zu einer besonders grossen Menge von Speisen (zusätzliche 40 Brote), die in einer kurzen Zeitspanne aufgegessen werden müssen - um den Menschen zu zwingen, andere Menschen einzuladen, das Opfer mit ihm zu teilen und dabei auch die Neuigkeiten und die Feier des Wunders zu teilen, das der Allmächtige  ihm gemacht hat.

All das war gut und schön, als der Tempel noch stand und wir Dankopfer darbringen konnten. Aber der Allmächtige macht uns auch heutzutage Wunder. Er ist auch heutzutage gütig zu uns. Wie könnten wir, in Abwesenheit des Tempels, seine Güte zu uns publik machen? Was tun wir anstatt eines Dankopfers?

Der "Kaw HaJaschar" meint - im Falle, dass wir heutzutage zu Begünstigten von himmlischer Intervention werden (sei es durch das Entkommen von einer Gefahr, einer Verletzung, einer Krankheit, usw.), dann obliegt es uns, eine positive Handlung auszuführen oder unser Verhalten auf öffentlich wahrnehmbare Weise zu verbessern. Auf diesem Wege erweisen wir dem Allmächtigen unsere Wertschätzung - anstelle eines Dankopfers, zu dessen Darbringung wir heutzutage nicht imstande sind.

Der "Schibolej Haleket" (Raw Zedakija ben Awraham Anaw) schreibt: "Ich war todkrank. Meine Familienangehörigen hatten die Hoffnung für mich aufgegeben. Ich hatte eine Vision zu dieser Zeit, wie ein kleinwüchsiger Mann mit einer Kerze in der Hand vor mir stand. Er begann, die Kerze auszublasen und entzündete sie von neuem. Ich fragte ihn,

was die Bedeutung all dessen war. Er sagte mir: "Die Kerze symbolisiert deine Seele. Es war Zeit für dich zu sterben, so wie die Kerze dabei war auszubrennen. Doch genau wie ich die Kerze neu entzündet habe, so wirst auch du dich in drei Tagen erholen - und so wird auch dir ein neues Leben verliehen werden. Denn der Allmächtige erkennt, dass du noch immer die Fähigkeit hast, der Gemeinschaft zu helfen." Und so geschah es. Ich erholte mich und unternahm besondere Anstrengungen, einen Kommentar zur Tora zu schreiben - in Anerkennung dessen, dass ich gerettet worden bin."

Der Kommentar, auf den er sich bezieht, ist der "Schibolej Haleket" - jenem Namen, unter dem dieser rabbinische Weise des 13. Jahrhunderts für alle künftigen Generationen bekannt geworden ist.

Wir können kein Dankopfer darbringen und keinen "Schibolej Haleket" verfassen. Wenn uns etwas passiert, was sollen wir dann machen? Wir sollten zumindest den Psalm "Mismor LeToda" (Tehillim/Psalm 100) mit grosser Inbrunst aufsagen. Aus diesem Grund haben unsere Weisen bestimmt, diesen Psalm als Teil unseres täglichen Gebets zu rezitieren. Jeden Tag haben wir die Möglichkeit, dem Allmächtigen für die Wunder zu danken, die Er uns alltäglich erweist. 

Chasal [unsere Weisen] haben uns einen weiteren Gefallen getan. Sie haben ein Gebet verfasst, dass wir sogar an jedem Schabbat sagen - und sogar zu Pessach (im Gegensatz zu "Mismor LeToda“, das am Schabbat und Pessach nicht gesagt wird), nämlich das Gebet namens "Modim anachnu lach" [Wir danken Dir]. Wir sagen es jeden Tag - dreimal täglich!

Ein Jeschiwaschüler stellte einmal fest, dass sich sein Rosch Jeschiwa viel Zeit nahm, die "Schmone-Essre" zu rezitieren. Er wollte seinen Rosch Jeschiwa nachahmen, also sagte er jeden Abschnitt ganz langsam - und fokussierte auf jedes Wort mit Inbrunst. Doch so sehr er sich auch anstrengte, konnte er die "Schmone-Essre" nicht so sehr in die Länge ziehen wie sein Rosch Jeschiwa. Er ging zu seinem Mentor und sagte: "Rebbe, was ist dein Geheimnis? Wie kannst du so eine lange 'Schmone-Essre' aufsagen? Woran denkst du? Ich habe alles probiert und kann nicht so ein langes Gebet aufsagen!"

Der Rebbe sagte zu seinem Schüler: "Ich sage 'Schmone-Essre' genauso schnell wie alle anderen; doch bevor ich zu 'Modim' komme, halte ich an und überlege, 'für was habe ich dankbar zu sein?' Ich denke, ich habe meine Gesundheit und meine Familie. Ich habe meine Kinder und Enkelkinder; ich habe dies und ich habe jenes. In meinen Gedanken gehe ich alles durch, wofür ich dankbar bin. Das ist es, was mir so viel Zeit in Anspruch nimmt."

Quellen und Persönlichkeiten:

  1. 1. "Schibolej Haleket", Raw Zedakija ben Awraham Anaw (1210-1280), war ein im 13. Jahrhundert in Rom lebender und wirkender Rabbinerund Autor aus der jüdisch-italienischen Anaw Familie, bekannt vor allem für sein  populäres Kompendium der Ritualgesetze, einschl. ResponsensammlungSchibolej-Haleket („Ährenlese“).
  2. 2. Rabbi Naftali Zwi Jehuda Berlin (Der „Neziw“) (1817-1893), Rosh Jeschiwa der berühmten Woloschiner Jeschiwa fast 40 Jahre lang, bis sie von der russischen Regierung im Jahr 1892 geschlossen wurde. Verfasser einiger bekannter Werke wie: Ha‘amek Dawar, Ha‘amek Sche'ejla, Mejschiw Dawar, etc.

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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