Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Schemini 5766

Es ist keinesfalls MEIN Fehler!

Die Parscha dieser Woche beginnt mit dem „Achten Tag“. In der vergangenen Woche war das jüdische Volk mit dem beschäftigt, das als „Sieben Tage der Einweihung“ bekannt ist, der Einweihung des Mischkans, des Stiftzeltes. Am achten Tag musste nur noch die G’ttliche Präsenz herabsteigen und im Mischkan erkennbar werden.

Raschi zitiert zu Beginn der Parscha folgenden Midrasch: „Als Aron sah, dass alle Opfer dargebracht und alle Rituale durchgeführt worden waren und die Schechina (G’ttliche Präsenz) noch nicht zu Israel herabgestiegen war, war er niedergeschlagen. Er sprach: „Ich weiss, dass G’tt mir zürnt und dass um meinetwillen die Schechina nicht zu Israel herunterkommt.“ Mosche versuchte Aron vom Gegenteil zu überzeugen, aber Aron blieb niedergeschlagen.

Stellen Sie sich vor, wie Aron sich wohl fühlte. Hier stand er in seinem Dienst als Kohen Gadol (Hohepriester). Er vertrat das ganze jüdische Volk. Erst vor kurzem hatte sich die ganze Nation mit der Sünde des Goldenen Kalbes befleckt. Kurz nach diesem Ereignis wurden die aktiven Teilnehmer umgebracht. Es waren jedoch nicht nur die aktiv Schuldigen, welche die Sünde begangen hatten. Fast die ganze Nation hatte sich beim Goldenen Kalb besudelt. Als Mosche vom Berg herunterkam und entdeckte, was geschehen war, erhob er das Banner und rief: „Wer für G’tt ist, der komme zu mir.“ Nur der Stamm Levi folgte Mosche’s Ruf, die g’ttliche Ehre zu retten. Das restliche Volk war so tolerant gegenüber dem Geschehenen, dass sie sich nicht um die Flagge versammelten.

Stünden wir an der Stelle von Aron, so hätten wir die Schuld für das Ausbleiben der Schechina bedenkenlos dem Volk in die Schuhe geschoben. „Wir handelten im Sinne des Himmels. Wir, der Stamm Levi und die Kohanim (Priester) tragen keine Schuld. Es der Fehler des Volkes, dass die G’ttliche Präsenz nicht heruntergekommen ist! Es ist keinesfalls unser Fehler!“

Rav Jerucham Levovitz sagt, dass dieser Midrasch Aron’s enorme Charakterstärke zeigt. Wenn etwas schief geht, sagt der grösste Teil der Menschheit: „Es ist SEIN Fehler!“ Bei Versammlungen zu Busse und Rückkehr wegen, G’tt behüte, Unglücksfällen in der Gemeinde ist unsere Reaktion unweigerlich: „Ich frage mich, was die ANDEREN wieder verbrochen haben!“

Aron zeigte genau die gegenteilige Reaktion. Seine erste Annahme war: „Es muss MEIN Fehler gewesen sein!“ Würden sich mehr von uns so verhalten, statt sich umzuschauen und sich zu fragen, wessen Schuld dies wohl sei, oder was JENE wohl falsch gemacht haben, dann wären wir bessere Menschen und eine bessere Gemeinschaft.

Ich vernahm einmal einen äusserst beeindruckenden Gedanken des Brisker Ravs szl. Als Jonah auf dem Schiff war und das Schiff Gefahr lief auseinanderzubrechen, beteten alle Seeleute zu ihrem Gott. Wiederum: Wie würden wir wohl handeln, wenn wir uns in einer ähnlichen Lage befänden? Was wäre wohl, wenn wir uns auf einem Flug befänden und das Wetter stürmisch wäre oder die Motoren, G’tt behüte, Probleme hätten? Jedermann geriete in Panik und betete zu den „Göttern“ ihrer Religion. Wäre unsere Reaktion nicht: „Seid alle still – ich werde davenen (beten)!“? Würden wir uns nicht denken: „Wie werde ich wohl überleben, wenn die anderen ihren fremden Götzen dienen – sie machen die Sache nur schlimmer, nicht besser?“

Jonah war in einer ähnlichen Lage. Er war auf dem Schiff und jeder tat, was er konnte. Dieser Seemann rief diesen Götzen an und jener Seemann einen anderen Götzen. Das Schiff war nahe daran zu zerbrechen. Und doch, Jonah war – in Gegenwart all dieser Götzenanbeter - überzeugt, dass dies sein Fehler war. Das Schiff stand nicht wegen den Götzendienern vor dem Untergang. Jonah war überzeugt, dass dieses Schicksal ihnen wegen ihm drohte, wegen ihm, dem rechtschaffenen Propheten.

Jonah hatte in der Tat Recht. Gerade seine Rechtschaffenheit, seine Abstammung und seine Grösse waren es, die ihm richtigerweise zur Überzeugung verhalfen, dass es SEIN Fehler war. Er hätte es besser machen sollen. Von ihm hatte man mehr erwartet. Je grösser der Mensch ist, desto grösser ist seine Verantwortung für Erfolg oder Misslingen.

Das war auch Aron’s Reaktion. Die Schuld legte man nicht auf das Volk, welches dem Goldenen Kalb huldigte. Er nahm die Schuld auf seine eigenen Schultern, weil mit Grösse auch Verantwortung einhergeht.

Dies sollte auch unsere Haltung sein. Unserer „heilige Gemeinschaft“ sollte nicht anderenorts nach Schuldigen suchen, wenn „schlechte Dinge geschehen“. Ja, die Mischehen sind da und ja, andernorts wird die Torah vernachlässigt und die Grundlagen des Judentums ausser Acht gelassen. Aber trotzdem: Die vielen Fehltritte von grossen Teilen des jüdischen Volkes, die nicht religiös sind, sind nicht unbedingt IHR Fehler. „Denn ich weiss, dass wegen mir dieser starke Sturm über euch gekommen ist.“ [Jonah 1:12]

Wenn eine Gemeinschaft „es besser weiss“, wenn sie wissen, was richtig ist und was falsch, dann liegt die Verantwortung bei ihnen. Dies muss unsere Haltung sein, die Haltung von
Aron, dem Kohen Gadol, und von Jonah, dem Propheten. Wenn wir diese Haltung vertreten und sie dazu nutzen, um unsere Leben zu verbessern, so werden wir es verdienen, dass die Schechina zu uns herabkommt, möge dies schnell in unseren Tagen geschehen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland), "Vater aller Torahkommentare".
Rav Jerucham Levovitz (1874 - 1936): Einflussreicher Denker, Maschgiach (Leiter und geistiger Ratgeber) der Jeschiwa in Mir, Litauen.
Rav Jizchak Se’ev Soloveiczik [Brisker Rav] (1886 – 1959): Gelehrter und Rosch Jeschiva in Brisk (Brest-Litovsk), Litauen, und Jerusalem, Israel.



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