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Nicht alles steht ausdrücklich in der Thora - (Rav Frand Kedoschim 5780 - Beitrag 1)

Übersetzung und Ergänzungen: S. Weinmann

Nicht alles steht ausdrücklich in der Thora

Es gibt eine Meinungsverschiedenheit zwischen Raschi und dem Ramban hinsichtlich der Definition der Mizwa zu Beginn von Paraschat Kedoschim: „Kedoschim Tihju“ [Ihr sollt heilig sein] [Wajikra 19: 2]. Raschi interpretiert die Mizwa als „trenne dich von verbotenen Beziehungen und Sünden“.

Der Ramban gibt dieser Mizwa eine viel breitere Interpretation. Der Ramban sagt, dass die Thora in Paraschat Schemini den Verzehr einer Reihe von Tier-, Fisch- und Vogelarten verboten hat. In Paraschat Acharej Mot listet die Thora eine Reihe von verbotenen ehelichen Beziehungen auf. Trotz all dieser Verbote kann eine jüdische Person viele Arten von Fisch und Fleisch essen und eheliche Beziehungen zu Frauen unterhalten, mit denen er verheiratet ist. Der Ramban sagt, dass die Tora hypothetisch bis zu diesem Zeitpunkt einen Menschen nicht daran gehindert hat, ein gefrässiger und lüsterner Mensch zu sein, solange er seinen Konsum auf koscheren Wein und koscheres Essen und seine ehelichen Beziehungen aeine Frauen, wenn sie nicht in einem Zustand der Unreinheit waren, beschränkte. Um jedoch sicherzustellen, dass eine Person nicht zu einem „Menuwal biReschut haTorah“ wird (ein genusssüchtiger Mensch innerhalb der Tora-Gesetze), gibt die Tora hier eine zusätzliche Mizwa, sich selbst in Bereichen, die gesetzlich zulässig sind, zu mässigen und heilig zu sein.

Der Ramban erklärt, dass dies eine Darstellungsweise ist, die in der Tora üblich ist. Zuerst gibt die Tora eine spezifische Liste dessen, was erlaubt und was verboten ist. Dann gibt die Tora eine «generelle Mizwa», eine  „Mizwa der richtigen Betrachtungsweise“, damit man den Geist des Gesetzes versteht und nicht schlussfolgert: „Wenn die Tora es nicht ausdrücklich verboten hat, dann ist es doch erlaubt.“ Deshalb ist "Kedoschim Tihju" eine «generelle Mizwa».

Der Ramban zitiert als ein weiteres Beispiel für eine solchen «generellen Mizwa» die Mizwa von „We’assita haJaschar weHatow“ [tue, was recht und gut ist] [Dewarim 6:18]. Die Tora hat bereits Verbote für Diebstahl, Betrug, Rache, usw. aufgelistet. Aber wo in der Tora heisst es, man müsse höflich oder zuvorkommend sein? Der Ramban sagt, dass die Tora nicht für jede einzelne Situation, die in der Gesellschaft auftritt, Gesetze erlassen kann. Es ist klar, dass wir nicht erwarten, dass die Tora uns sagt, dass man an einem Ort, wo es andere Menschen stört, nicht laut auf seinem Handy sprechen sollte. Man kann unmenschlich sein und so tun, als würde man einer „Thora-Lebensweise“ voll und ganz entsprechen, indem man argumentiert: „Wo steht in der Thora, dass dies verboten ist?“ Die Thora sagt: „Tu, was recht und gut (Jaschar weTow) ist“. Dies bedeutet „sei ein Mensch!“.

In Paraschat Re’eh lehrt die Thora in Bezug auf das Verbot, Blut zu essen (das in der Thora sehr oft vorkommt, auch in der dieswöchigen Parascha): „Du sollst es (das Blut) nicht essen, auf das es dir und deinen Kindern nach dir wohlergehe, wenn du tust, was in den Augen des Ewigen recht (jaschar) ist" [Dewarim 12:25]. Das bedeutet, dass kein Blut zu essen auch zum Bereich von "tue, was recht und gut ist", gehört. Nur können wir fragen, was hat das Essen von Blut mit „We’assita haJaschar weHatow“ zu tun?

Rav Simcha Sissel zitiert den Ramban in der dieswöchigen Parascha (Acharej Mot) [Wajikra 17:11], dass der Grund für das Verbot Blut zu essen, darin besteht, dass „die Seele (Nefesch) des Tieres im Blut ist“. Tiere haben die Form eines „Nefesch“. Diese Eigenart der „Seele“ innerhalb der Tiere führt zu einer Loyalität der Tiere gegenüber ihren Besitzern (Redensart: „…ist der beste Freund des Menschen“). Pflanzen tun das nicht. Dies liegt daran, dass Tiere eine "Nefesch" haben und Pflanzen nicht. Der Ramban sagt, dass es notwendig ist, diese Tatsache zu respektieren, und es ist nicht richtig, dass eine Seele/Nefesch (der Mensch) eine andere Seele/Nefesch (das Blut von Tieren) isst. 

Der Or Hachjim Hakadosch verwendet diese Idee, um die Mizwa von «Kissuj HaDam» (das Bedecken des Blutes) in der dieswöchigen Parascha (Acharej Mot)  [Wajikra 17:13-14], zu erklären: «Und jeder Mensch - er sei vom Haus Israel oder ein Fremdling unter euch – der Wild oder Vögel fängt auf der Jagd, die gegessen werden dürfen, der lasse das Blut auslaufen und bedecke es mit Erde. Denn die Seele eines jeden Leibes ist in seinem Blut…» Deshalb muss das Blut eines geschlachteten Wilds oder Vogel mit Erde bedeckt werden (Kissuj HaDam). Der Or Hachjim Hakadosch nennt dies eine Form der Bestattung für die Seele des Tieres.

Rav Simcha Sissel sagt, dass dies der Grund ist, warum die Thora im Zusammenhang mit dem Verbot, Blut zu essen, das Konzept von „das Richtige und Gute tun“ erwähnt. Das ist die gleiche Idee. Haschem möchte, dass wir uns die Gesetze der Tora ansehen und die tiefere Botschaft der Besorgnis der Tora verstehen. Wenn die Tora sagt: „Iss kein Blut“, sagt sie uns, dass wir das Leben respektieren sollen - sogar das Leben der Tiere!

Wenn wir versuchen, die tiefere Bedeutung der Gesetze der Tora zu verstehen, verursacht dies, dass wir das tun werden, was richtig und gut ist. Diese Suche nach der tieferen Bedeutung der Gebote der Tora liegt in der Verantwortung eines Juden. Ein Jude kann nicht fragen: "Wo steht dies?" Ein Jude muss sozusagen zwischen den Zeilen der Tora lesen und sich zusätzlich zum Buchstaben des Gesetzes auf der Grundlage des Geistes des Gesetzes verhalten.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

  • 1. Raschi (1040 - 1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]: Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • 2. Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Israel; einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamban) und Abhandlungen zum Talmud.
  • 3. Or HaChajim Hakadosch (1696 - 1743); Name des Hauptwerks von Rabbi Chajim ben Mosche ben Atar, Torahkommentator; Marokko, Italien, Israel.
  • 4. Raw Simcha Sissel Broide, (1912-2000), Rosch Jeschiwa der Jeschiwat Chevron.

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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