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Der Arme nimmt nur, was ihm schon gehört - (Raw Frand Emor 5779)

Der Arme nimmt nur, was ihm schon gehört

Inmitten der detaillierten Ausführung über die jüdischen Feiertage des Kalenderjahres, erteilt uns die Torah die Gebote von Peah (Ecke) und Leket (Nachlese): "Wenn ihr die Ernte eures Landes einsammelt, so sollt ihr die Ecken eures Feldes nicht völlig entfernen, während ihr erntet - und die Nachlese eurer Ernte sollt ihr nicht einsammeln, dem Armen und dem Konvertiten sollt ihr sie überlassen; ich bin Haschem, euer G-tt." [Wajikra 23:22]

Wir werden angewiesen, gewisse Teile unserer Ernte für den Armen und den Fremden in unserer Mitte übrigzulassen. Ein Jude muss eine Ecke seines Feldes den Armen überlassen. Gleichermassen, wenn er vergisst, gewisse Teile der Ernte aufzulesen, werden auch diese zu "Geschenken für die Armen".

Wir nähern uns Schawuot. Wir kennen die Geschichte von Ruth. Ruth war mittellos. Ihre Schwiegermutter Naomi hatte kein Geld. Ruth traf Boas. Wie traf sie ihn? Sie traf ihn auf seinem Feld, als sie "Gaben für die Armen" ("Matnot Anijim") auflas, die er und seine Mitarbeiter – in Erfüllung der biblischen Gebote von Leket, Schichecha (vergessene Garben) und Peah – liegengelassen hatten. 

Raschi zitiert die Mischna im Traktat Peah [4:1 und 5:6] bezüglich der Worte "dem Armen und dem Fremden sollst du sie überlassen": "Überlasse es ihnen und sie werden es selbst auflesen (du darfst es nicht auflesen und an sie verteilen). Du sollst keinem von ihnen beim Auflesen helfen."

Wenn wir eine Umfrage machen würden, ob es für den Eigentümer eines Feldes ratsam wäre, den Armen dabei zu helfen, ihre Gaben von seinem Feld aufzulesen - oder es sie allein machen zu lassen, bin ich mir sicher, dass die überwältigende Antwort lauten würde, dass der Besitzer des Feldes ein netter Kerl sein und dem Armen entweder eine Sichel oder eine helfende Hand anbieten sollte, wenn er kommt, um die "Matnot Anijim" entgegenzunehmen. Aber, so seltsam es auch erscheinen mag, ordnet die Torah das Gegenteil an. "Ta'asow otam" - "Überlasse es ihnen". Sei kein netter Kerl. Hilf ihnen nicht!

Der Vers schliesst mit den Worten ab: "Ich bin der Ewige, Euer G-tt". Raschi sagt, dieser Spruch sei ein Versprechen: "Wenn du die Gebote so erfüllst, wie ich’s dir geboten, bin ich G-tt, der dir deinen Lohn geben wird."

Dies widerspricht vollkommen jeglicher Intuition. Was ist die Auslegung dieser Mischna und dieser Worte von Raschi? Ich sah eine interessante Antwort in einem Buch namens Ozrot HaTorah: "Wenn der Arme zu einem Feld kommt, um die Leket (Nachlese) einzusammeln und es der Besitzer sich zum Prinzip macht, zu sagen: "Hallo, wie geht es dir? Lass mich dabei helfen, dein Zeug aufzulesen" - oder alternativ, wenn der Besitzer sich beeilt, die Stängel der Peah (Ecke des Feldes) abzuschneiden und sie dem Armen zu geben, dann sagt der Besitzer doch zu dieser Person: "Hör zu, ich gebe dir ein Geschenk."

Die Torah sagt uns, dass Leket, Schichecha und Peah KEINE Geschenke des Grundbesitzers sind. Die Gaben GEHÖREN dem Armen. Wenn sich der Besitzer am Einsammeln beteiligt, benimmt er sich wie der EIGENTÜMER dieser Güter. Wenn der Besitzer ein Geschenk gibt, dann erwartet er, dass sich der Arme ihm verbunden fühlt und seine Grosszügigkeit zu schätzen weiss. Nein, sagt die Torah. Überlasse es den Armen und den Fremden. Die Botschaft der Torah an den Grundbesitzer lautet: "Du bist nicht der Eigentümer dieses Anteils des Feldes. Der Anteil des Ertrages, der von Anbeginn abfällt oder vergessen wird und die Ecke des Feldes, gehört den Armen!" Der Weg, dies zu vermitteln, besteht für den Grundbesitzer darin, nicht an der Verteilung dieser Güter teilzunehmen: "Lass die Armen es selbst auflesen - es ist schliesslich ihr eigener Besitz!"

Wenn ein Mensch diese Einstellung hat, dann wird er sich verdient machen um den Vers: "Ani Haschem - Ne'eman leschalem Sachar" [Ich bin G-tt, der zuverlässig Lohn bezahlt.]

Ehrlich gesagt, sollte dies unsere Einstellung gegenüber jeder Zedaka (Wohltätigkeit) sein. Wenn der Allmächtige uns segnet und zusätzliche (finanzielle) Mittel gibt, sollten wir unsere wohltätigen Zuwendungen nicht so betrachten, als würde "ich dir MEIN Geld geben". G-tt hat mich zum Verwalter dieses Geldes gemacht. Es ist so, als sei ich der Treuhänder einer Wohltätigkeits-Organisation. Wenn der Treuhänder einer Stiftung das Geld herausgibt, ist es nicht sein Geld. Es gehört der Stiftung. Er ist nur ein Verwalter, der damit beauftragt ist, zu garantieren, dass die Gelder verteilt werden.

Wenn wir Zedaka geben, sollten wir dieselbe Einstellung haben. Glücklicherweise hat G-tt mir mehr Geld gegeben, als ich benötige. Ich bin ein Treuhänder dieses Geldes. Ich gebe es dir nicht aus meiner eigenen Tasche - es kommt „miSchulchan Gawoha" (vom Tisch G-ttes).

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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