Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Nasso 5763

Die Sünde der Sotah an ihrem Anfangspunkt

Die Regeln für den Nasir (ein Mensch, der geschworen hat, auf Weingenuss zu verzichten) stehen unmittelbar nach den Gesetzen zur Sotah (ungetreue Ehefrau). Das Aufeinanderfolgen dieser zwei Abschnitte, so lehren die Weisen, will uns nahelegen, dass jeder, der die Schmach einer Sotah sieht (sofort) geloben sollte, sich von Wein fernzuhalten [Talmud Sotah 2a].

Der Jerusalemer Talmud [Nedarim 29a] sagt, dass es nicht zu empfehlen ist, zusätzlich zu den Beschränkungen, die die Torah uns auferlegt, weitere Beschränkungen auf sich zu nehmen. Die Ausnahme ist derjenige, der beobachtet hat, wie eine Frau den Sotah-Prozess durchmacht, und daraufhin das Nasirat auf sich nimmt.

Es stellt sich die Frage, wieso das Auf-sich-nehmen des Nasirats die richtige Reaktion auf das Erleben einer Sotah ist? Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Wein und Untreue. Wo ist hier die Verbindung?

Der Sohar befasst sich mit diesem Zusammenhang. Er stellt zuerst folgende Frage: Wieso ist für den Nasir nicht nur der Weingenuss sondern auch das Traubenessen verboten? Zwischen den Gesetzen für die Priester und für die Nasiräer gibt es zahlreiche Ähnlichkeiten. Ein Kohen (Priester) darf nach Weingenuss keinen Dienst im Bet Hamikdasch (Tempel) verrichten. Nach dem Essen von Trauben gibt es hingegen für ihn keine Einschränkung. Für den Nasiräer sind nicht nur Wein sondern auch Trauben verboten. Woher rührt dieser Unterschied?

Der Sohar antwortet, dass der Nasir keine Trauben essen darf, weil dies die Frucht war, die Adam vom Baum der Erkenntnis genoss. Im Talmud gibt es verschiedene Meinungen über die Art des "Ez Ha'Da'at" (Baum der Erkenntnis). Einige meinen, es sei ein Olivenbaum, andere es sei Weizen gewesen; nach einer Meinung war es ein Weinstock. Der Sohar folgt der letzten Meinung. Gemäss dem Sohar sollte ein Mensch, der einen Sotah-Prozess miterlebt, sich aus folgendem Grund zum Nasir erklären und dem Genuss von Wein und Trauben entsagen: Er korrigiert somit Adam's Sünde, der G'ttes Verbot missachtete und vom Baum der Erkenntnis ass.

Rav Schimon Schwab hilft uns in seinem Buch "Majan Bet Ha'scho'ewa" diesen Sohar zu verstehen. Rav Schwab sagt, dass Adam seine Eigenschaft von "Zelem Elokim" (Ebenbild von G'tt) massiv abschwächte, als er vom Ez Ha'Da'at ass. Der Mensch wird als "Ebenbild G'ttes" geschaffen. Der Kern der "G'tt-Ähnlichkeit" besteht darin, dass der Mensch seine Triebe kontrolliert und nicht umgekehrt.

Rav Ruderman illustriert dieses Konzept mit dem folgenden Vers: "Und die Überlegenheit des Menschen über das Tier ist nichts (ajin) ..." [Kohelet/ Prediger 3:19]. Rav Ruderman legte diesen Pasuk (der normalerweise so gedeutet wird, dass es zwischen Mensch und Tier keinen Unterschied gibt) so aus, dass die Überlegenheit des Menschen über das Tier darin besteht, dass der Mensch "Ajin" (Nein!) sagen kann.

Wenn jemand seinen Picknickkorb einige Minuten unbeaufsichtigt stehen lässt, wird unvermeidlich eine Kuh oder eine Ziege ihren Kopf in den Korb stecken und das Essen verzehren. Aber - so fragen wir uns - wie kann sie das tun? Das Essen gehört ihr doch nicht! Die Antwort darauf ist, dass ein Tier, wenn es Speise sieht oder riecht, die Speise will und sie verzehrt. Das ist die Natur des Tieres. Triebe und Instinkte beherrschen es.

Es ist grundlegend, dass ein Mensch weiss, dass nicht alles ihm gehört. Sogar wenn wir die Gesetze von Kaschrut (jüdische Speisegesetze) ausser Acht lassen, darf der Mensch nicht jede Speise nehmen die ihn anlacht, wenn ihm diese Speise nicht gehört! Diese Zurückhaltung trennt den Menschen vom Tier. Der Mensch hat die Möglichkeit zu sagen: "Ja, ich weiss, dass ich Hunger habe und dass ich diese Speise sehr gerne verzehren würde; aber ich kann sie nicht nehmen, weil sie mir nicht gehört."

Wir Juden haben noch viele zusätzliche Einschränkungen. Die Fähigkeit jedes Menschen, "Nein" zu sagen, ist jedoch das, was ihn vom Tier unterscheidet. Das heisst, in G'ttes Ebenbild geschaffen worden zu sein. Die Möglichkeit zu erkennen, dass gewisse Dinge für ihn nicht machbar sind, ist das was ihn zum G'tt-ähnlichen Geschöpf macht.

An diesem schicksalshaften Tag, als der erste Mensch vom Bau der Erkenntnis ass, verringerte er seine Ähnlichkeit zu G'tt. G'tt hiess ihn: "Iss nicht." Die Schlange kam und sagte: "Aber es sieht so verlockend aus und riecht so wunderbar." Die Schlange überzeugte Adam und er ass vom Baum der Erkenntnis. In einem gewissen Grade liess er zu, dass seine Triebe ihn leiteten. Diese Trauben, welche er genoss, verminderten sein "Zelem Elokim".

Die Sotah - falls sie wirklich getan hatte, was man ihr vorwarf - hat ebenfalls ihr "Zelem Elokim" verloren. Eine Frau, die ihrem Mann untreu geworden und die sich von ihren Trieben leiten liess, hat im Grunde die Fähigkeit "Nein" zu sagen, aufgegeben. Sie hat wiederum den "Zelem Elokim" verfälscht. Darum ist es auch so, dass das Sotah- Ritual - im Gegensatz zu fas allen anderen Halachot (jüdischen Gesetzen) - die Frau mit voller Absicht erniedrigt. Üblicherweise achtet die Halacha sehr genau, dass ein jüdischer Gerichtshof bei der Verabreichung der Geissel- oder sogar der Todesstrafe eine "barmherzige Form der Strafe" wählt. Das Bet Din (jüdischer Gerichtshof) wird laufend darauf hingewiesen, bei der Verhängung von Strafen das Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" vor Augen zu haben.

Die Sotah ist die Ausnahme der Regel. Man stelle sich folgenden Anblick vor: Sie kommt vor das Gericht. Man reisst ihr die Haarbedeckung vom Kopf. Ihr Haar wird vor allen zerwühlt. Ihre Kleider werden zerrissen, sodass sie ihr vom Leibe hängen. Sie wird in aller Öffentlichkeit erniedrigt.

Das ist die Botschaft: Üblicherweise beschämen wir keinen Menschen. Warum? Sie sind "Zelem Elokim". Diese Frau hat aber ihr "Zelem Elokim" geschmälert. Sie hat sich das Problem selbst geschaffen. Sie selbst hat sich erniedrigt! Das Bet Din deckt nur auf, was sie sich im Geheimen bereits angetan hat. Sie ist diejenige, die ihren Trieben und Geüsten nachgegeben hat und damit den "Zelem Elokim" in sich erniedrigt hat. Der Gerichtshof gibt ihr nur noch "die Quittung" für das, was sie sich bereits selbst angetan hat. (Bemerkung: Sogar wenn sie keinen Treuebruch begangen hat, ist sie zumindest daran schuldig, dass sie mit einem fremden Mann alleine war ("Jichud") und die Warnung des Ehemannes ("Kinuj") in den Wind geschlagen hat, mit dieser Person alleine zusammen zu sein.)

Der mögliche Nasir verfolgt dies alles. Er erblickt eine Frau, die den "Zelem Elokim" verringert hat. Er sieht das eindrückliche Schauspiel, wie der Gerichtshof sie demütigt, um die Verringerung die sie für den "Zelem Elokim" bewirkt hat, hervorzuheben. Die Weisen raten ihm deshalb "gelobe, dich vom Wein zu fern zu halten" - kehre zurück zur Wurzel des Problems. Kehre zurück zur ursprünglichen Sünde und enthalte dich vom Genuss von Trauben und Wein, denn damit fing alles an. Alles begann mit dem ersten Menschen, begann, als Adam seinem Verlangen nachgab. Wie macht man die Schmälerung von G'ttes Ebenbild im Menschen wieder gut? Indem man Adams ursprüngliche Sünde korrigiert.



Rav Frand, Copyright © 2007 by Rav Frand und Project Genesis, Inc und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

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