Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Schelach Lecha 5763

Das "Gute" von Jeruschalajim sehen

"Da erhob sich die ganze Gemeinde und schrie laut auf; und es weinte das Volk diese Nacht hindurch." [Bamidbar 14:1] Die Kundschafter waren zurückgekehrt und erstatteten Bericht über das Land Israel. Sie beteuerten, dass die Einwohner stärker seien als sie und dass die Juden das Land unmöglich erobern könnten. In dieser Nacht weinten die Menschen.

Um es in den Worten von Franklin Roosevelt zu sagen: Diese Nacht wird als Nacht der Schande in Erinnerung bleiben. Der Talmud lehrt [Sanhedrin 104b], dass diese Nacht die Nacht von Tischa Be'Av war. G'tt verkündete, dass Er diese Nacht zur Trauer für alle Generationen bestimmt habe, weil die Juden in dieser Nacht grundlos getrauert hatten.

Beide Tempel wurden an Tischa Be'Av zerstört. In dieser Nacht tragen die Juden keine Schuhe, sitzen auf dem Boden und weinen, um dieser Ereignisse zu gedenken.

Wenn wir an Tischa Be'Av weinen, denken wir nicht nur an den Beginn des 1. Weltkriegs, der "zufälligerweise" an Tischa Be'Av ausbrach; wir denken nicht nur an das Jahr 1492, als die Juden exakt an diesem Tag aus Spanien vertrieben wurden; wir denken nicht nur an die Zerstörung des zweiten Bet HaMikdasch (Tempel) oder an die Zerstörung des ersten Bet HaMikdasch. Wenn wir in der Nacht von Tischa Be'Av auf dem Boden sitzen und aus Megillat Ejchah (Klagelieder) lesen, müssen wir auch an die Kundschafter denken. Alles begann mit den Meraglim (Kundschaftern).

Es gibt einen interessanten Midrasch, der sich mit einer Abweichung innerhalb der alphabetisch geordneten Pesukim (Verse) der Kapitel 2, 3 und 4 von Ejchah befasst. Hier stehen die Pesukim mit dem Anfangsbuchstaben "Pej" vor denjenigen mit dem Anfangsbuchstaben "Ajin". (Kapitel 1 hat die übliche alphabetische Reihenfolge mit "Ajin" vor "Pej".)

Der Midrasch erklärt, dass der Buchstabe "Pej" (was übersetzt "Mund" bedeutet) dem Buchstaben "Ajin" (was übersetzt "Auge" bedeutet) vorangeht, um uns daran zu erinnern, dass die Kundschafter Dinge mit dem Mund äusserten, die sie mit dem Auge gar nicht gesehen hatten.

Wir müssen jedoch einräumen, dass die Kundschafter keine Unwahrheit erzählten, als sie davon sprachen, "Riesen in diesem Land" gesehen zu haben. Sie logen nicht, als sie erzählten, dass dies "ein Land ist, das seine Bewohner zu Grabe bringt". Unsere Weisen sagen, dass während ihrer Reise durch das Land wahrhaftig viele Begräbnisse stattfanden. Wieso nämlich sagt denn der Midrasch: "Sie berichteten mit ihrem Mund, was sie mit ihren Augen gar nicht gesehen hatten?"

Rav Schimon Schwab erläutert diesen Midrasch auf eine wunderschöne Weise: Zwei Menschen können das gleiche Ereignis mitverfolgen und darin zwei grundverschiedene Dinge erkennen. Dies geschieht immerzu.

Der Pasuk über die Akejda [Bindung von Jizchak] sagt beispielsweise: "Und er sah den Ort von Ferne." [Bereschit 22:4] Der Midrasch erzählt, dass Avraham die Schechina (g'ttliche Präsenz) in der Form einer Wolke auf der Bergspitze erblickte. Avraham fragte seinen Sohn Jizchak, ob er diese Erscheinung auch sehe. Jizchak bejahte. Daraufhin fragte Avraham Jischmael und Elieser, ob sie es sehen konnten. Sie antworteten, dass sie nur den Berg sahen - und nichts weiter. Sie konnten die geistige Erscheinung der Wolke, die den Berggipfel umgab, nicht erkennen. Da sagte Avraham zu ihnen, sie könnten nicht mehr weiter mitgehen. "Bleibt hier mit dem Eseln." [22:5] Da sie nur das Materielle zu erkennen vermochten, hatten sie kein Recht, Avraham und Jizchak zu begleiten und die Akejda mitzuverfolgen. (Das Wort "Chamor" - Esel, ist verwandt mit dem Wort "Chomer", welches das Körperliche beschreibt.)

Das war auch das Problem mit den Kundschaftern. Erez Israel (das Land Israel) ist ein besonderes Land. Es ist das Land, das die Torah so beschreibt: "Ständig sind die Augen des Ewigen, deines G’ttes, darauf gerichtet, vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres." [Dewarim 11:12] Dies kann jedoch nicht jeder erkennen. Es gibt Leute, die in Erez Israel waren und nur sagen: "Es ist so steinig! Wo man auch hinschaut, gibt es nur Steine!" Man kann jedoch auch nach Erez Israel reisen und seine Einzigartigkeit und seine geistige Erhabenheit fühlen.

Der Midrasch lehrt, dass die Kundschafter mit ihren Augen nicht das zu sehen vermochten, was sie in Erez Israel hätten erkennen sollen. Als sie zum Berg Moria kamen, sahen sie nur "einen Berg". Sie erkannten den Ort der Akejda, den Platz des künftigen Bet HaMikdasch nicht. Als sie nach Chevron kamen, sahen sie nur eine Stadt unter vielen - sie spürten die Nähe der dort begrabenen Stammväter nicht.

Sie sprachen mit dem Mund. Sie benützten ihre Augen nicht richtig, um zu erkennen und zu schätzen, was in Erez Israel zu sehen war. Das verleitete sie zu ihrer Sünde.

Für Erez Israel gilt ein anderer Massstab als für alle anderen Länder. Parschat Schlach vermittelt die ewige Lehre, dass man sehr darauf acht geben muss, wie man Erez Israel auf sich wirken lässt und ganz besonders, wie man über Erez Israel spricht.

Eine bekannte Lehre legt grossen Wert auf das Wort "gut" im Pasuk "Und du sollst das Gute von Jeruschalajim sehen" [Tehillim 128:5]. Jeruschalajim ist eine Stadt, die man besuchen kann und dabei furchtbare Dinge sehen kann. Man kann Streitigkeiten sehen, kann dabeisein, wenn sich Menschen mit Steinen bewerfen und Zeuge von aufrüttelnden Bildern sein. Man kann sein Augenmerk auf alles Schlechte und sämtliche Probleme richten. Der Pasuk mahnt uns, das GUTE von Jeruschalajim zu erkennen. Wir müssen durch die Materie hindurchblicken, unter die Oberfläche schauen und "mit anderen Augen" beobachten. Das war die Sünde der Kundschafter. Ihr Blick reichte nicht über das Materielle hinaus.

Sie schafften es nicht, die Heiligkeit von Erez Israel zu erkennen.

Diese Lehre müssen wir immer wieder wiederholen und uns fortwährend vor Augen führen. Wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, nur das Schlechte in Erez Israel und Jeruschalajim wahrzunehmen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Schimon Schwab (1908 ­ 1995): Rabbiner der Gemeinde Adat Jeschurun in Washington Heights, New York.



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