Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Paraschat Chukat 5779 – Beitrag 2

Den Ruf seiner Schwester schützen

Der Ziz Elieser (Rabbi Jehuda Waldenberg) in Band 17 (#41) seiner gesammelten Responsen, stellt im Namen des Gerer Rebben fest, dass der Text unserer täglichen Gebete dem Verständnis des Rambam (Maimonides) von Mosches Sünde bei Mej Meriwa widerspricht. Raschi und viele andere Kommentatoren erklären, die Sünde habe darin bestanden, dass er den Felsen geschlagen hat, statt mit ihm zu sprechen. Der Rambam in den Schemone Perakim (Abschnitt 4) erklärt, die Sünde sei die Tatsache gewesen, dass er im Zorn zum Volk sprach: "Hört doch, Ihr Widerspenstigen!" [Bamidbar 20:10]. Das Volk Israel wusste, dass ihr Lehrer Mosche nur edle Eigenschaften und Charakterzüge hatte. Deshalb leitete das Volk davon ab, dass G-tt auf sie zürnte, weil sie Wasser verlangt hatten und dadurch der Zorn Mosches entstand. Dies war aber nicht zutreffend, denn wir finden nirgends, dass G-tt ihr Verlangen übelnahm. Gemäss dem Rambam hatte das nichts mit dem Felsen zu tun.

Der Ziz Elieser, im Namen des Gerer Rebben, unterstützt den Ansatz des Rambam, basierend auf der Passage, die wir in Tefillat Geschem (dem Gebet für Regen an Schemini Azeret) sagen, in der es heisst: "… zu der Zeit, als Dein geschätztes Volk nach Wasser dürstete, schlug er den Felsen und heraus kam Wasser… Im Verdienst seiner Gerechtigkeit, gewähre uns reichlich Wasser!" Der Gerer Rebbe argumentiert, dass wenn Mosche Rabbejnu mit dem Schlagen des Felsens geirrt hätte (wie Raschi sagt), dann wäre es nicht angemessen, dies bei der Tefillat Geschem hervorzuheben und in diesem Verdienst Wasser zu erbitten. Selbst wenn man argumentieren könnte, dass die Referenz auf das Schlagen des Felsens keinen Bezug zum Vorfall in Parschat Chukat habe, sondern zum Vorfall in Parschat Beschalach, als ihm tatsächlich befohlen wurde, den Felsen zu schlagen - aber dennoch: Man sollte der Unklarheit wegen eigentlich nicht darauf eingehen.

Jedoch ist es der Ziz Elieser selbst, der diese Frage zu Raschis Erklärung abtut. Er hat eine alternative Auslegung zur Passage in Tefillat Geschem:

All die Jahre hatten sie das Wasser im Verdienst Mirjams bekommen. Als Mirjam starb - wie in Parschat Chukat erwähnt - hörte das Wasser auf zu fliessen. Die Frage muss gestellt werden, warum anschliessend Haschem seine Anweisungen an Mosche Rabbejnu änderte. Warum wurde Mosche angewiesen, in Parschat Beschalach auf den Felsen zu schlagen und in Parschat Chukat mit dem Felsen zu sprechen?

Der Lev Arjeh stellt diese Frage im Traktat Chullin. Er antwortet, dass der Brunnen ursprünglich ein Verdienst Mirjams war. Mirjam, so gross wie sie auch war, stand jedoch nicht auf einer Stufe mit Mosche Rabbejnu. Deshalb musste das Wunder auf "natürlicherem" Wege geschehen. In anderen Worten: Es ist ein kleineres Wunder, einen Felsen zu schlagen und damit Wasser herausfliessen zu lassen, als mit einem Felsen zu sprechen und eben dies zu bewirken. Mosche Rabbejnu ist so gross, dass "seine" Wunder auf die übernatürlichste Art und Weise geschehen. Er hatte solche Verdienste, dass er mit alleinigem Sprechen schon Wasser aus dem Felsen herausholen konnte. Und genau deshalb wies ihn der Allmächtige an, auf diese Weise den Fluss des Wassers aus dem Felsen wiederherzustellen, nachdem es mit dem Tode Mirjams versiegt hatte. Mosche Rabbejnu wusste, dass er mit seinem Sprechen Wasser aus dem Felsen hervorbringen konnte. Doch war er besorgt, dass dies irgendwie den Ruf seiner Schwester schmälern könnte, die nur genügend Verdienste hatte - sozusagen - um Wasser mit Gewalt aus dem Felsen hervorzubringen (also durch schlagen). Er wollte nicht grösser oder verdienstvoller erscheinen als seine Schwester. Daher, aufgrund SEINER RECHTSCHAFFENHEIT und DEMUT, schlug er den Felsen! Dies ist genau, was wir in Tefillat Geschem sagen.

Das passt dann gut zusammen. Wir erzählen dem Allmächtigen in Tefillat Geschem von unserem Bedarf an Regen. Wir sagen ihm, dass wir diesen grossen Segen womöglich nicht verdient haben, aber wir brauchen es händeringend. Wir flehen Haschem an, Gnade walten zu lassen (leha'awir al Midotaw). Wir berufen uns auf die Erinnerung an Mosche Rabbejnu. Er hätte zum Felsen sprechen können, um Wasser hervorzubringen - doch Mosche Rabbejnu ging "über die Erwartungen hinaus". Er wollte kein zusätzliches Lob auf sich nehmen und er wollte den Ruf seiner Schwester schützen. Vor dem Hintergrund dieser Edelmut von Seiten Mosches, bitten wir, dass auch   G-tt edelmütig mit uns sein möge. Das ist der Grund, weshalb wir Mej Meriwa sogar bei der Tefillat Geschem erwähnen.

Quellen und Persönlichkeiten:

  1. 1. Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller Torakommentare“.
  2. 2. Rambam, Rabbi Mosche ben Maimon (1135 – 1204), einer der bedeutendsten Rischonim, seine Hauptwerke sind „Mischne Tora-Jad Hachsaka“, Erklärung zur Mischna und „Moreh Newuchim“, Spanien, Aegypten, Israel
  3. 3. Rav Eliezer Yehuda Waldenberg(1915 - 2006), Rabbiner, Possek und Dayan in Jerusalem. Er gilt als eine der führenden Autoritäten für Medizin und jüdisches Recht. Er wird nach seinem 21-bändigen Werk von Responsen, „Ziz Eliezer“ genannt.

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Die Bearbeitung der Gedanken dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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