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Ein jüdischer Führer benötigt mehr als nur von G"tt gegebene Begabungen - (Rav Frand Pinchas 5780 – Beitrag 2)

Ein jüdischer Führer benötigt mehr als nur von G"tt gegebene Begabungen

Mein nächster Kommentar bezieht sich auf die nächste Raschi nach derjenigen, die wir im ersten Artikel besprochen haben. Auf den Passuk "Möge Haschem, G"tt des Geistes aller Menschen, einen Menschen über die Gemeinde ernennen" (Bamidbar 27:16), bemerkt Raschi bezüglich des sonderbaren Titels "G"tt des Geistes der Menschen" (Elokej HaRuchot): "Warum wird dies erwähnt? (und nicht G-tt des Universums) Mosche sagte vor Ihm: "Meister der Welt! Die Persönlichkeit jedes Menschen ist vor Dir offenbar; sie sind einander nicht ähnlich. Ernenne einen Führer, der mit jeder Person gemäss ihrer Eigentümlichkeit umgehen kann." Eine Unzahl von Charakteren existiert in der jüdischen Nation. Klall Jisrael war nie ein einheitlicher Körper. Unsere Weisen sagen uns: "Genauso wie keine zwei Menschen gleich aussehen, so haben keine zwei Leute genau dieselbe Meinung." [Midrasch Tanchuma Pinchas 10, Berachot 58a] Menschen haben verschiedene Charaktere, verschiedene Meinungen, verschiedene Haltungen und sind unterschiedliche emotionelle Wesen. Deshalb muss ein jüdischer Führer all diese Persönlichkeitstypen mit ihren Eigentümlichkeiten und Temperamenten dulden und mit ihnen mitfühlen. Dies war Mosches Bitte an Haschem. Er solle jemanden ernennen, der das gesamte Spektrum der Persönlichkeiten innerhalb der jüdischen Nation handhaben kann.

Ich sah eine Bemerkung von Rav Simcha Sissel, dem Rosch Jeschiwa der Chewroner Jeschiwa, in seinem Sefer "Sam Derech". Er macht auf die Tatsache aufmerksam, dass die Tora in den folgenden Pessukim sagt: "Nimm dir Jehoschua bin Nun, einen Mann mit G-ttlichem Geist, und stütze deine Hand auf ihn… Und lege von deinem Glanz auf ihn, damit die ganze Gemeinde der Kinder Jisrael auf ihn höre." [Bamidbar 27:18, 20] Dies bedeutet, dass ein Mensch nicht einfach die Aufgabe eines Führers von Klall Jisrael übernehmen kann. Der Führer muss G"ttlichen Geist besitzen und inspiriert sein – nicht nur durch Mosche Rabbejnu, sondern durch den Ribbono schel Olam (Herr der Welt). Dieses Legen der Hände auf ihn durch Mosche Rabbejnu, wenn er Jehoschua "Semicha" erteilte, symbolisierte die Tatsache, dass Mosche Rabbejnu ein Leitkanal war. Der Herr der Welt gab diese Talente – die Weisheit und die nötige Intuition, um das Volk zu führen – durch Mosche an seinen von G"tt gewählten Nachfolger.

Kein Mensch wird mit den für die Führung von Klall Jisrael benötigten Talenten geboren. Er erreicht solch ein Begabung nicht allein. Dazu wird eine Sijata Dischmaja (Hilfe vom Himmel) benötigt. Nur die Tatsache, dass der Ewige diesen Menschen die nötigen Hilfsmittel gibt, um die Aufgabe zu erfüllen, ermöglicht ihnen einen Erfolg.

Wenn dies so ist und tatsächlich alles ein Geschenk des Ribbono schel Olam sein würde, warum war es dann nötig, jemanden zu ernennen, der (wie Raschi es ausdrückt) "mit der Persönlichkeit jeder einzelnen Person umgehen kann"? Falls der Ewige sowieso die gesamte Weisheit und die Stärken, die für die Aufgabe eines Führers benötigt werden, verleiht, warum macht es denn einen Unterschied, wen Er auswählt? Er könnte doch irgendjemanden für die Aufgabe bestimmen und ihm dann die nötigen Hilfsmittel geben!

Rav Simcha Sissel erklärt, dass die Begabungen, die der Ewige einem Menschen verleihen kann, in den Bereich der intellektuellen Fähigkeiten fallen: Torawissen (das angeeignete Wissen in die Tat umzusetzen), allgemeine Intelligenz, die Fähigkeit Leute in einer Schlacht anzuführen, wie auch organisatorische und bürokratische Fähigkeiten, generell G"ttliche Hilfe. Haschem kann in der Tat all diese Fähigkeiten verleihen. Es gibt jedoch etwas, das der Ribbono schel Olam einem Menschen nicht verleiht – dies sind seine Middot Towot, seine guten Charakterzüge, die Art von «Mensch», die er ist – Züge, die ein Mensch allein erarbeiten muss. Dies kann nicht ein Geschenk von Haschem sein. Haschem nimmt nicht einen aufbrausenden, ungeduldigen und gereizten Menschen, und macht ihn plötzlich zu einem gutmütigen und toleranten Menschen.

Deshalb sagt Mosche Rabbejnu zum Ribbono schel Olam, dass der Mensch als Voraussetzung für die Führung von Klall Jisrael eine Person sein muss, die mit den Eigenarten von jedem Mitglied des Klalls umgehen kann. Haschem gibt ihm seine intellektuellen und organisatorischen Fähigkeiten; all diese Talente kann Er ihm geben. Jedoch die Middot, die Charaktereigenschaften, was für ein Mensch er ist, das kann kein Geschenk sein. Der Mensch muss an sich selbst arbeiten und diese Fähigkeiten während seiner Lebenszeit erwerben. Er muss ein Mensch sein, der an seinem Charakter arbeitet und ihn auf ein solches Niveau gebracht hat, dass er jetzt alle Arten von Menschen tolerieren kann und das ganze Spektrum von menschlichen Eigenarten erdulden - "sowel sein" - kann. Dies sind nicht von G"tt gegebene Talente. Es sind Dinge, die ein Mensch allein erarbeiten muss.

Mosche Rabbejnu wünschte sich eine solche Person als seinen Nachfolger, als er den "G"tt aller Geister" ansprach.


Quellen und Persönlichkeiten:

  1. Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abbabenannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten  Aggadisten seiner Zeit.
  2. Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  3. Raw Simcha Sissel Broide (1912-2000), Verfasser vom Buch "Sam Derech", Rosch Jeschiwa der Chewroner Jeschiwa, Jerusalem

 

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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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