Schewat/ Paraschat Beschalach

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Raw Frand zu Parschat Matot 5761

 

Ramban: Warum wurde der Abschnitt Nedarim vor allem den Fürsten gegeben?

Am Anfang unserer Parscha (Wochenabschnitt) erklärt Mosche dem jüdischen Volk die Gesetze der Nedarim (Gelübde). Die Parscha beginnt eigenartigerweise mit den Worten: “Spreche zu den Fürsten der Stämme und erkläre ...“. Der grösste Teil der Tora wurde entweder den Kindern Israels direkt mitgeteilt (Daber el bnej Jisrael – Sage den Kindern Israels) oder er wurde den Kohanim übergeben (Emor el haKohanim – Sage den Priestern). Kein anderer Abschnitt der Tora wurde speziell den Fürsten des Volkes (den Roschej haMatot) gegeben. Diese Frage beschäftigte bereits die frühen Kommentatoren.

Der Ramban weist in seinem Chumasch-Kommentar darauf hin, dass Parschat Nedarim nicht für die breiten Massen bestimmt ist. Das ganze Konzept der Schwüre und Versprechungen ist sehr streng; würden die Menschen beispielsweise erfahren, dass man einen Schwur aufheben lassen oder dass der Vater oder der Ehemann ein Versprechen für nichtig erklären kann, würden sie die Sache auf die leichte Schulter nehmen. Deshalb sind diese Gesetze nur den Führern des Volkes vorgelegt worden, weil man annehmen kann, dass sie diesen Weisungen den nötigen Ernst und gebührenden Respekt entgegenbringen werden.

Die Antwort des Chatam Sofer

Der Chatam Sofer geht davon aus, dass sich die Fürsten des Volkes in den Gesetzen über Schwüre und Gelübde besonders gut auskennen sollten. Die Geschichte des Schofets (Richters) Jiftach dient ihm als Beweis dafür. Jiftach gelobte, dass er - sollte er den Krieg gegen Amon gewinnen - das erste, das ihm nach seiner Heimkehr entgegenkommt, G`tt als Opfer darbringen werde. Das erste Wesen, das ihm entgegenkam, war seine Tochter.

Der Midrasch in Berejschit Raba wirft die Frage auf, warum Jiftach nicht zu Pinchas ging und seinen Schwur durch „Hatarat Nedarim“ auflösen liess. Der Midrasch antwortet, dass Pinchas als führender Gelehrter seiner Zeit ("Gadol HaDor") auf Jiftachs Kommen wartete und Jiftach, als Premier- und Verteidigungsminister zugleich, auf Pinchas wartete. Da für jeden die Würde seines eigenen Amtes an oberster Stelle stand, musste Jiftach`s Tochter sterben.

Der Midrasch erzählt weiter, dass beide, Jiftach und Pinchas, dafür bestraft wurden: Jiftach verlor sein Leben in einer furchtbaren Seuche, in der die Glieder eines Menschen eines nach dem anderen abfielen (so wie es steht „er wurde begraben in den Städten – Mehrzahl – von Gilead“) und Pinchas verlor seine Fähigkeit, Ruach Hakodesch (himmlische Eingebungen) zu empfangen. Der Chatam Sofer meint, dass die Tora vielleicht deshalb speziell darauf achtet, dass die Führer besonders vorsichtig und bewandert in den Gesetzen der Gelübde sein sollen.

Zu dieser Lehre sollen zwei Punkte bemerkt werden:

  1. 1. Wir können uns auf unserer Stufe nicht mit Grössen wie Pinchas und Jiftach gleichsetzen. Obwohl der Midrasch erwähnt, dass sie für ihre Handlungen bestraft worden sind, dürfen wir niemals unsere Sünden mit den Verfehlungen solcher Gedolej Olam ("Welt-Persönlichkeiten") vergleichen.
  2. 2. Oft beobachten wir Reaktionen von Leuten, deren Ehre verletzt worden ist. Sie tun Dinge, die sie und ihre Familie ins Verderben stürzen. Man hört von Leuten, die ihr Wohlergehen und dasjenige ihrer Kinder für ihr Ego opfern. Geht es um den Kawod (die Ehre), ist man buchstäblich bereit, auch seine Kinder dafür zu opfern.

Wir Menschen suchen leidenschaftlich nach Ehre. Je älter man wird, desto ausgeprägter wird diese Neigung. Ein Mensch braucht einen unabhängigen Beobachter, welcher ihm in Bezug auf seine Ehrsucht die Augen öffnet. Das kann sein Rabbiner, ein Rav, der Rosch Jeschiwa oder ein guter Freund sein. Nur ein unabhängiger Aussenstehender kann eine Person davor bewahren, ins Verderben zu rennen oder in Situationen untätig zu bleiben, in denen man besser handeln sollte.


Glossar:

  • Roschej haMatot: Stammesfürsten.
  • Nedarim: Gelübde.
  • Matir/Hatarat Nedarim: Ausdrücke für halachische Praktiken zur Auflösung von Schwüren.
  • Schofet: Richter.
  • Kavod: (persönliche) Ehre.
  • Gedolej Olam: Außergewöhnlich grosse Persönlichkeiten (wörtlich „Grössen der Welt“).

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Jiftach: Führer Israel`s während der Richterzeit (Schoftim, Kapitel 11). Der Talmud sagt: „Jiftach war in seiner Generation mit Schmuel (Samuel) in dessen Generation vergleichbar.“
  • Pinchas: Enkel von Aharon, dem Hohepriester; er wurde Priester, nachdem er Simri getötet hatte (Bamidbar, Kapitel 25). Nach dem Tod seines Vaters Elasar wurde er selbst Hohepriester.
  • Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270); Gerona, Spanien; Erez Israel; einer der führenden Toragelehrten (Rischonim) des Mittelalters, einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamba“n) und Abhandlungen zum Talmud.
  • Chatam Sofer: Titel vieler Werke des Rabbi Mosche Sofer (1762-1839) von Pressburg (Bratislava), ein anerkannter Führer der europäischen Judentums.

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