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Die Lektion, dass das Leben eine Reise ist – 42 Kapitel - Rav Frand zu Paraschat Mass’ej 5780

Die Lektion, dass das Leben eine Reise ist – 42 Kapitel

Der zweite Kommentar von Limudej Nissan betrifft Paraschat Mass’ej.

Die Tora zählt die 42 Lagerstätten auf, an denen der Klall Jisrael während ihrer Reise von Ägypten bis Erez Jisrael anhielten. Diese Information scheint wie eine irrelevante uralte Geschichte zu sein. Es geschah ein einziges Mal und wird nie wieder geschehen. Und doch verwendet die Tora beträchtlich viele Pessukim für das Aufzählen jedes Aufenthalts, wobei sie immer wieder die Worte "Und sie reisten von A und lagerten in B; und sie reisten von B und lagerten in C, usw" erwähnt und damit 42 Lagerstätten in ihrer vierzigjährigen Reise durch die Wüste aufzählt.

Dies scheint überflüssig, unnötig und irrelevant zu sein. Natürlich kann man dies nicht über Pessukim in der Tora sagen. Kein Buchstabe in der Tora ist irrelevant. Was ist demnach die Lektion der 42 Lagerstätten, die die Tora uns lehrt?

Viele der Namen dieser Aufenthalte erinnern an nicht so herausragende Momente in der Geschichte des jüdischen Volkes. Zum Beispiel schreibt der Passuk: "Und sie reisten von Refidim und lagerten in der Wüste Sinai." (Bamidbar 33:15) Warum wurde dieser Platz Refidim genannt? Chasal sagen: "Sche'Rafu Jedejhem min haTora" (sie unterliessen es, Tora zu lernen) und als Folge davon wurden sie von Amalek angegriffen. Dies ist nicht einer der glorreichsten Momente in der Geschichte des Klall Jisrael.

"Und sie zogen von der Wüste Sinai und sie lagerten in Kiwrot HaTa’awa" (Bamidbar 33:16). Der Ausdruck "Kiwrot HaTa’awa" bedeutet den "Begräbnisort der Begierigen". Sie forderten Essen (obwohl sie es zur Genüge hatten) und wurden bestraft. Es gibt verschiedene andere Plätze mit ähnlich negativen Assoziationen.

Wie schauen Leute auf nicht so glorreiche Momente in ihrem Leben zurück? Menschen haben eine Tendenz, die Dinge zu vergessen und einen Neuanfang zu machen. "Ich will nicht an jene Vorfälle und Plätze, wo ich stolperte, zurückdenken." Die Tora sagt: "Nein". Es ist wichtig, sich an unsere Vergangenheit zu erinnern, auch wenn diese Vergangenheit Vorfälle enthält, auf die wir nicht stolz sein können.

Wir können nur sicher sein, dass wir in der Zukunft besser handeln werden, wenn wir aus unserer Vergangenheit lernen. Der amerikanische Philosoph George Santayana sagte: "Diejenigen, die nicht aus der Geschichte lernen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen." Der Grund, warum die Tora die 42 Lagerstätten aufführt, ist, um uns die Lehre zu erteilen: Ja, es gab Momente in eurer Vergangenheit, in denen ihr versagt habt, aber es gelang euch, euch zu ändern. Ja, es gab Momente in eurer Geschichte, da ihr euch nicht richtig verhalten habt, aber ihr konntet euch durch eure Charakterstärke zusammenreissen. Dies sind wichtige Lektionen, die ein Mensch lernen muss. Ein Mensch besteht aus der Gesamtheit seiner Erfahrungen – guter und schlechter Erfahrungen. Die Haltung "Ich will die Vergangenheit am liebsten vergessen" bringt einen Menschen zurück zum Versagen.

Die Tora hält es für lohnend, die 42 Lagerstätten aufzuzählen, um diese Lektion zu erteilen – dass das Leben eine Reise ist. Die Reise ist manchmal keine gerade Linie – sie hat Höhen und Tiefen, Gipfel und Täler. Es gibt glorreiche Momente und nicht gerade glanzvolle Momente. Wir sollten sie nicht aus unserem Gedächtnis ausradieren.

Jedesmal, wenn ich Paraschat Mass’ej und die Aufzählung der 42 Lagerstätten lese, erinnert dies mich an einen Vorfall, der mir geschah. Jemand fragte mich einmal eine Schaila (Frage um praktischen Rat). Ich weiss nicht, ob ich ihm richtig geantwortet habe, aber aufgrund von Paraschat Mass’ej waren meine Gedanken wie folgt:

Ich kannte jemanden, der ein Kind hatte, das grosse Schwierigkeiten hatte, sich zu verloben und zu heiraten. Dies kann eine sehr aufreibende Erfahrung sein – für die Eltern und sicherlich für die jungen Erwachsenen selbst. Im Laufe mehrerer Jahre, bis diese Person sich verlobte, erstellten die Eltern ein Ringbuch mit allen verschiedenen Vorschlägen für Schidduchim, die im Laufe der Jahre vorgeschlagen und in Betracht gezogen wurden. Das Ringbuch war nicht so dick wie ein Chumasch, aber es war ein ziemlich dickes Handbuch. Der Vater sagte zu sich selbst, wenn sein Kind sich endlich verloben, er "dieses Ringbuch verbrennen" würde.

Ich weiss nicht, ob man dies noch heute tut, aber es gab eine Zeit, als man eine Feier zur Verbrennung der Hypothek machte, als eine langfristige Hypothek endlich abbezahlt wurde. Der Schuldner war so begeistert, endlich mit den monatlichen Zahlungen dieser 30jährigen Hypothek fertig zu sein, dass er das Dokument verbrannte und damit die Tatsache feierte, dass sein Haus in seinem vollen Besitz war. So fühlten sich auch diese Eltern: Wenn unser Kind sich endlich verlobt, werfen wir dieses Ringbuch weg!

Ich sagte ihm, dass ich nicht sicher bin, dass dies die richtige Haschkafa (Philosophie) der Tora ist. Ich sagte ihm, dass diese Erfahrungen eine Reise waren, bei der es Höhen und Tiefen (wahrscheinlich hauptsächlich Tiefen) gab, aber dass es eine Reise war, bei der die Person wahrscheinlich wuchs. Es ist nicht etwas, das man vernichten soll, wie wenn es nie geschehen wäre. Dies ist die Lektion der 42 Lagerstätten. Es wäre viel wirksamer zu sagen: "Sie verliessen Ägypten, kamen nach Erez Jisrael; es dauerte 40 Jahre, aber am Ende schafften sie es." Die Tora erzählt es uns nicht auf diese Art und Weise. Die Tora erwähnt die Stopps und spielt auf die Geschehnisse an jedem dieser Stopps an. Wir rufen uns die Schwierigkeiten, die sie bei den verschiedenen Stopps auf dem langen Weg hatten, ihre Niederlagen und wie sie sich verhielten, in Erinnerung. All dies ist wichtig. Diese Ereignisse schufen das Volk Jisrael, und die Geschichte eines Menschen macht ihn aus.

Deshalb riet ich diesem Vater, dass trotz der Tatsache, dass mit diesem Ringbuch schmerzhafte Momente verbunden waren, die Geschichte der schwierigen Periode, in der sein Kind versuchte, seinen Partner zu finden, nicht etwas ist, das verbrannt werden sollte. Sie sollten es aufbewahren, sodass sowohl  das Kind als auch die Eltern von Zeit zu Zeit möglich sein wird zu sagen: "Schaut, was ich durchgemacht habe, und schaut, wie weit ich gekommen bin."

Quellen und Persönlichkeiten:

Rav Nissan Alpert [Limudej Nissan] (gest. 1986): Schüler und Nachbar von Rav Mosche Feinstein; gestorben kurz nach Raw Mosche. Autor des Bibelkommentars Limudej Nissan. Rav der Agudah Long Island in Far Rockaway und Lehrer an der Jeschiwah "Rabbenu Jitzchak Elchanan"; New York City.

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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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