Schewat/ Paraschat Beschalach

Raw Wein zu Parschat Dewarim 5771

Wiederhole, wiederhole, wiederhole!

Das letzte Buch des Chumasch Dewarim, ist auch als Mischne Tora bekannt – Wiederholung der Tora und weitere Details zu gewissen Mizwot. Obwohl das Buch Dewarim auch neue Mizwot enthält, die bislang noch nicht in der Tora erwähnt wurden, bleibt es doch vor allem eine Wiederholung der bisherigen Bücher des Chumasch.

Es betritt fast keinen frischen Boden, mit Ausnahme des prophetischen Teils des Buches, das die abschließenden Kapitel markiert. Die Frage könnte aufkommen, was Zweck und Bedeutung dieses Buches sind. Repetitive Arbeiten fesseln kaum die Aufmerksamkeit des Lesers oder Studenten. Doch die jüdische Tradition und traditionelle jüdische Pädagogik betonen ständig die Wichtigkeit der ständigen Wiederholung von Tora Themen.

Zum Beispiel sind Schochtim, jüdische Schächter von Tieren und Geflügel, verpflichtet, die halachischen Regeln, die sich um ihr Handwerk drehen, mindestens einmal alle dreissig Tage zu wiederholen. Der Talmud betont die Bedeutung der Wiederholung des Tora-Studiums, unsere Weisen betonen, das ein grosser Unterschied besteht zwischen dem Studenten, der seine Tora Lektion einhundert Mal wiederholt hat und dem der sie einhundertundeins Mal wiederholt hat!

Vielleicht in Zeiten, als die Fähigkeit des einzelnen sich zu erinnern, so entscheidend war für den Erfolg im Tora-Studium, da alles auswendig gelernt und repetiert wurde, war dies eine notwendige pädagogische Methode. Aber was ist mit heutzutage, wo alles Wissen früherer Generationen fast mühelos mit dem Drücken einer Taste auf unserer Computer-Tastatur zur Verfügung steht? Ist Wiederholung der bereits genannten Gesetze und Ereignisse wirklich immer noch nötig? Die Antwort ist natürlich ein klares "Ja", doch warum? Diese Frage hat mich eine lange Zeit beschäftigt.

Ich denke, dass Wiederholung immer nötig ist, denn obwohl die Worte der Tora die gleichen sind und unveränderlich, so ist die studierende Person doch ständig im Wandel. Das menschliche Leben steht niemals still. Die Worte von Mosche zum jüdischen Volk am Ende der Periode in der Wüste haben eine andere Dimension und Bedeutung, als wenn er sie zum ersten Mal lehrte, Jahrzehnte früher.

Unser Leben prägt unsere Wertschätzung von gewonnenem Wissen. Es macht uns klüger und dümmer zur selben Zeit. Dinge, die wir dachten, wussten und verstanden, sind uns nun plötzlich unverständlich und was wir zu einem früheren Zeitpunkt nicht verstanden und schätzen, ist nun relevant und wichtig.

Gegen Ende Dewarim (29,3) sagt Mosche zu den Kindern Israels: “Und der Ewige hat euch erst heute ein Herz zum Erkennen gegeben…“ Gemäss dem Talmud (Traktat Awoda Sara 5b) lehrt uns dies (wie Raschi zur Stelle zitiert), dass ein Mensch erst nach vierzig Jahren, bis zur letzten Absicht seines Lehrers und der Weisheit seiner Lehre, gelangt. Also lehrt uns das Buch Dewarim – die „Wiederholung“ der Tora, – dass wir erlerntes Wissen von unseren Lehrern erst nachdem „vierzig Jahre“ vorbei sind, richtig begreifen und schätzen können.

Es ist die Wiederholung des in der Vergangenheit gelernten Wissens, dass dieses Wissen wirklich sinnvoll für uns macht. Meine Lehrer in der Jeschiwa betonten stets die Wichtigkeit und die Bedeutung der ständigen Wiederholung der bereits studierten Themen, die man scheinbar gemeistert hat.

"Vierzig Jahre" sind für mich vergangen, seit jenen heiligen Tagen des intensiven Studiums in der Jeschiwa und erst jetzt beginne ich die Erfahrungen und das dort gewonnene Wissen zu schätzen und zu verstehen. Die Lektion von Dewarim liegt also in seinem anderen Titel – „Mischne Tora“ - eine fortwährende Wiederholung  der Tora während den Jahren des Lebens.



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