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Raw Ciner zu Parschat Wa'etchanan 5764

Rav Ciner zu Parschat Wa’etchanan

„Tue, was recht und gut ist.“

Diese Woche lesen wir die Paraschah Wa’etchanan. Sie beginnt mit Mosches Bitte an Haschem, ihm den Zutritt nach Erez Israel zu gewähren und fährt mit Mosches Ermahnungen an die Bnej Israel fort, den Weisungen der Torah Folge zu leisten.

„Beobachten sollt ihr die Gebote des Ewigen, eures G’ttes, seine Gesetze und Satzungen, die er euch befohlen hat. Tue, was in den Augen des Ewigen recht und gut ist, auf dass es dir wohl gehe und du in das schöne Land kommest, das der Ewige deinen Vätern mit einem Schwure zugesagt.“ [Devarim 6:17-18]

Der Ramban gibt zwei mögliche Erklärungen zu diesen Psukim (Versen). Auf den ersten Blick sehen wir, dass Mosche uns ermahnt, die Mizvot zu erfüllen. Er fordert, dass wir beim Ausüben der Mizvot nur danach streben sollten, in den Augen von Haschem das Rechte und Gute zu tun. Haschem wird uns Gutes erweisen, wenn wir das tun, was in seinen Augen gut ist.

Der Ramban bringt auch eine tiefergehende Erklärung. Im ersten Pasuk warnt uns Mosche davor, die Mizvot zu vernachlässigen, die uns vorher schon gegeben wurden. Anschliessend warnt er uns: „V'asita ha'Jaschar v'ha'Tov b'Ejnej Haschem (Und tue, was in den Augen des Ewigen recht und gut ist.)“. Sogar die Mizvot, die uns nicht geboten wurden, sollen wir ausüben, wenn sie in den Augen von Haschem recht und gut sind! Handle auf eine Art und Weise, die 'lifnim mi'schurat ha'Din' ist (Mehr, als der Buchstabe des Gesetzes verlangt)…

Der Ramban führt weiter aus, dass es unmöglich gewesen wäre, in der Torah eine ausführliche Abhandlung aller Lebensbereiche wie Nachbarn, Freunde, Geschäft und Gesellschaft zu geben. Nachdem mehrere Gebote in ihren Einzelheiten beschrieben wurden, gab uns die Torah ein allgemeingültiges Gebot – tue, was recht und gut ist.

Das Sefer „Toldot Adam“ erklärt dies noch genauer. Jede Person hat unterschiedliche Begabungen. Einige sind fähig, innert kürzester Zeit neue Gedanken zu verstehen – andere müssen viel investieren, um etwas zu begreifen. Manche haben eine gute körperliche Verfassung und ein über mehrere Stunden anhaltendes Durchhaltevermögen – andere haben weniger Kraft und Energie.

Der Talmud lehrt uns, dass schon bei der Zeugung des Menschen festgelegt wird, wie die Zukunft dieses Menschen aussehen wird. Ob er stark oder schwach, ob er weise oder töricht, reich oder arm sein wird. Haschem stattet den Menschen mit seinen Begabungen aus. Mehr als das verlangt er nicht.

Daraus wird ersichtlich, dass die Fähigkeit, ein Gebot zu erfüllen, nicht von den Begabungen abhängt, die G’tt dem einzelnen Menschen gibt. Die Vorschriften, die Haschem uns in seiner Weisheit gab, gelten für die Gesamtheit der Bnej Israel.

Es gibt jedoch Handlungen, die die Möglichkeiten des Einen übersteigen, aber für den Anderen notwendig sind, um sein volles Potenzial zu erreichen. In der Torah sind diese Gebote in einer etwas unklaren Art und Weise beschrieben, weil sie nicht als genau festgelegte Gebote geschrieben werden konnten. „V’asita ha’Jaschar v’ha’Tov b’Eejnej Haschem .“ Jeder Mensch so, wie es seinen Fähigkeiten entspricht.

„Lifnim mi’schurat ha’Din“ (Mehr, als der Buchstabe des Gesetzes verlangt). Der Buchstabe des Gesetzes ist für uns alle angeordnet worden und auf uns alle anwendbar. Was jedoch darüber hinausgeht, wird nicht als Din (Gesetz) für jeden betrachtet – nur für denjenigen, den dies betrifft!

Der Talmud [Bava Mezia 83A] erzählt uns eine eindrückliche Geschichte. Rabah bar Rav Huna verdingte Lastenträger, um einige Fässer Wein zu transportieren. Ungeschickterweise beschädigten sie die Weinfässer beim Transport. Rabah konfiszierte die Jacken der Männer als Pfand, um eine Wiedergutmachung für den ihm entstandenen Schaden zu erhalten. Die Männer gingen zu Rav und beklagten sich bei ihm, worauf dieser Rabah aufforderte, ihnen die Kleidungsstücke zurückzugeben. „Ist das der ‚Din’?“ fragte Rabah. Rav antwortete ihm mit dem folgenden Pasuk: „Damit du wandelst auf dem Wege der Guten…“ [Mischlej 2, 20]. Daraufhin gab Rabah die Jacken den rechtmässigen Besitzern zurück.

Die Männer wandten sich noch einmal an Rav und beklagten sich: “Wir sind arm. Wir haben den ganzen Tag gearbeitet und nichts zu essen!“ Rav befahl Rabah den Arbeitern ihre Löhne auszuzahlen, die sie verdient hätten, wenn sie die Weinfässer nicht zerbrochen hätten. „Ist das der ‚Din’?“ fragte Rabah Rav noch einmal. Worauf ihm Rav mit dem Ende des Pasuks antwortete, den er ihm schon vorher zitiert hatte: „…und die Pfade der Gerechten einhältst“.

Erstaunlich. Wie konnte Rav zu Rabah sagen, dass dies der ‚Din’ war und ihm dies gleichzeitig mit einem Vers beweisen, der von ‚lifnim mi’schurat ha’Din’ spricht!? Es ist klar, dass Rabah sich auf einer geistig hohen Stufe befand und dass die Rückgabe der Kleidungsstücke und das Auszahlen der Löhne für ihn der ‚Din’ war. „V’asita ha’Jaschar v’ha’Tov b’Ejnej Haschem.“ Was für andere „lifnim mi’schurat ha’Din“ ist, bedeutete für Rabah ‘Din’. Die Fähigkeiten des Einen können manchmal zu Pflichten führen, die diejenigen eines Anderen deutlich übersteigen.

Die folgende Geschichte wird über den heiligen Rav Zalman von Wilna erzählt. Jemand ging zu einer anderen Person am Vorabend von Jom Kippur und bat sie um Verzeihung. Dieser Mensch weigerte sich jedoch die Entschuldigung anzunehmen und begründete dies damit, dass er jemandem, der ihn verleumdet habe, nicht vergeben müsse.

Rav Zalman, damals noch ein junger Knabe, überhörte dies und sprach: „Unsere Weisen lehren uns, dass die Zerstörung Jerusalems eine Folge davon war, dass sie damals nur aufgrund des strengen Gesetzes der Torah entschieden. Auf den ersten Blick scheint dies seltsam zu sein. Der Prophet Jecheskel zählt viele schwerwiegende Sünden auf, die begangen wurden. Wie kann man also jemanden, der einfach nicht nach dem Grundsatz von „lifnim mi’schurat ha’Din“ gehandelt hat, für die Zerstörung Jerusalems verantwortlich machen!?

Vielleicht kann es folgendermassen erklärt werden: Damals wurden viele schwerwiegende Sünden begangen. Haschem richtete uns jedoch solange nicht gemäss dem Buchstaben des Gesetzes als auch wir andere nicht gemäss dem strengen Buchstaben des Gesetzes verurteilten. Als wir aufhörten, die anderen gemäss „lifnim mi’shuras ha’Din“ zu behandeln, war auch Haschem nicht mehr bereit, uns zu verschonen. Er zog die Bnej Jsrael zur Rechenschaft, und dies führte zur Zerstörung Jerusalems, zum Churban.“

Zalmans geistreiche Worte fielen auf fruchtbaren Boden. Der Angesprochene ging daraufhin zum Anderen zurück und vergab ihm das, was dieser ihm angetan hatte.

Diesen Schabbat nennen wir Schabbat Nachamu („Seid getröstet“). Möge es uns beschieden sein, dass wir einander im Sinne von „lifnim mi’shurat ha’Din“ behandeln und damit die endgültige Tröstung erhalten, schnell und in unseren Tagen.


Quellen und Persönlichkeiten:
Ramban: Rabbi Mosche ben Nachman (1194 - 1270), einer der führenden Toragelehrten des Mittelalters; Gerona, Spanien, Jerusalem.
Rav und Rabah bar Rav Huna (ca. 250): Amoraim, Talmudgelehrte in Bavel.



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