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Motive des Ehebruchs (Rav Zweig Wa'etchanan - Schabbat Nachamu 5781- Beitrag 2)

Ergänzungen: S. Weinmann

 

Motive des Ehebruchs

 

In der dieswöchigen Parasacha wiederholt Mosche die zehn Gebote (das erste Mal finden wir sie Paraschat Jitro). Das siebte der zehn Gebote lautet: "Lo sin’af - Begehe keinen Ehebruch". Das zehnte Gebot beginnt mit:  "Lo sachmod Eschet Re’echa… - Begehre nicht die Frau deines Nächsten…" [Dewarim 5:17-18]

Es scheint, dass diese zwei Verbote eine Doppelaussage darstellen. Warum sind sie beide in den Zehn Geboten enthalten? Obwohl "Lo sin’af" das Verbot des Ehebruchs behandelt, erklärt die Tora nicht explizit, dass es sich um eine verheiratete Frau handelt. Warum betont die Tora, wenn sie "Lo sachmod" sagt, den ehelichen Status der Frau?

Die Mischna in Pirkej Awot [5:3] schreibt, dass Awraham Awinu erfolgreich zehn Prüfungen bestand. Die Tora erzählt, dass Sarah, Awrahams Frau, bei zwei Gelegenheiten entführt wurde, das erste Mal durch Pharao, den König von Ägypten [Bereschit 12:15], und das zweite Mal durch Awimelech, den Herrscher der Pelischtim [ibid. 20:2]. Rabbejnu Jona erwähnt beide Entführungen in seiner Aufzählung der zehn Prüfungen separat. Der Ramban erklärt, dass es das Ziel einer Prüfung ist, dem Menschen die Gelegenheit zu geben, sein Potenzial zu verwirklichen. Wenn der Mensch erfolgreich eine Prüfung überstanden hat und damit sein Potenzial verwirklicht hat, ist eine Wiederholung der Prüfung sinnlos. Warum wird aber Saras zweite Entführung in Awrahams zehn Prüfungen aufgenommen? Was ist der Unterschied zwischen den zwei Entführungen?

Als Awraham und Sarah sich der ägyptischen Grenze näherten, sagte Awraham zu Sara [Bereschit 12:11-14]: "Nun weiss ich, dass du eine schöne Frau bist. Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen (glauben) du seiest meine Frau, sie werden mich umbringen, dich aber leben lassen. Sage doch, du seist meine Schwester..." Raschi erklärt zur Stelle, dass die lokale Bevölkerung nicht mit schönen Frauen gesegnet war und deshalb Awraham sich bewusst war, dass die Begierde der Ägypter für Sarah zu seinem Tod führen würde. Die Tora bezeugt, dass Awrahams Befürchtungen nicht unbegründet waren, wie der Passuk sagt [ibid.12:14-15], dass die ägyptischen Beamten nach ihrer Ankunft in Ägypten Sarahs Schönheit sahen und sie bei Pharao lobten, wonach sie entführt wurde.

In den Pessukim, die Awimelechs Entführung von Sarah beschreiben, finden wir keine Erwähnung davon, dass ihre Schönheit der Grund für ihre Handlung war. Der Ra’N erklärt, dass diese Entführung, die 24 Jahre nach der ersten Entführung stattfand, von Awimelechs Begierde motiviert war, ein Mitglied von Awrahams Familie in seinen Haushalt einzugliedern. Die Pessukim machen klar, dass die ägyptische Entführung von Begierde motiviert war; die Ägypter waren berüchtigt für ihre Sittenlosigkeit. Awimelechs Entführung von Sarah war von seinem Bedürfnis nach Herrschaft und Macht motiviert. Awimelech übte seine Macht als König aus, um sich gegen Awraham zu behaupten, indem er ein Mitglied von dessen Haushalt als Frau nahm.

Das beabsichtigte Opfer der ersten Entführung war Sarah. Awrahams Prüfung war die Art und Weise, wie er auf den Verlust der Frau, die er liebte, reagieren würde. Das beabsichtigte Opfer der zweiten Entführung war Awraham, über den Awimelech seine Macht und Kontrolle ausüben wollte. Diese Prüfung präsentierte für Awraham eine gänzlich andere Herausforderung als die erste Entführung. Die dynastischen Namen der Herrscher von Mizrajim und Pelischtim widerspiegeln ihre Motivationen; der Name "Pharao" leitet sich von "Peria" oder "Parua" ab, was "entblösst" oder "unmoralisch" bedeutet, während der Name Awimelech "Vater der Macht" bedeutet.

Der Akt eines Ehebruchs kann von zwei sehr verschiedenen Gefühlen motiviert sein; seine Motivation kann entweder Begierde oder der Wunsch sein, Kontrolle oder Macht über den Mann der verheirateten Frau auszuüben. Das zehnte Gebot, "Lo tachmod - begehre nicht", betont das Verbot der Kontrolle über einer anderen Person. Deshalb listet die Tora in diesem Verbot jene Punkte auf, mit denen ein Mensch die grösste Verbindung hat: seine Frau, sein Haus, sein Feld, seine Tiere und Knechte. Die Tora betont den ehelichen Status der begehrten Frau, denn dies dient als motivierender Faktor, die Geltendmachung der Kontrolle über seinen Freund. Das siebte Gebot "Lo sin’af" behandelt den Akt des Ehebruchs, der von Begierde motiviert ist. Deshalb erklärt die Tora nicht explizit, dass es sich um eine verheiratete Frau handelt, obwohl es sich um eine Beziehung mit einer verheirateten Frau handelt. Denn hier spielt nicht der Mann dieser Frau den ausschlaggebenden Faktor.  

Quellen und Persönlichkeiten

Raschi (1040-1105) [Rabbi Schlomo ben Jizchak]; Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TANACH- und Talmudkommentare“.

Rabbjnu Nissim ben Re‘uwen Gerondi (1310-1376) unter dem Akronym RaN bekannt. Gerona Barcelona, Spanien. Einer der wichtigsten spanischen Talmudisten des Mittelalters. Sein Ruf als halachische Autorität war so gross, dass er auch Anfragen aus Erez Jisrael und Syrien erhielt. Seine Werke: Kommentar zur Zusammenfassung des Talmuds von Rabbejnu Jizchak Alfassi. Bestbekanntes Werk ist sein Kommentar zum Talmudtraktat Nedarim. Chiduschej HaRa‘N – Abhandlungen zu vielen Talmudtraktaten. Draschot HaRa’N – Philosophisches Werk über verschiedene Themen.

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Die Bearbeitung der Beiträge dieser Woche erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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