Schewat/ Paraschat Beschalach

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Rav Frand zu Paraschat Ki Teze 5779 - Beitrag 2

Eine weitere Lehre von Schilu‘ach ha’Ken:

Die Ausführung einer Mizwa gibt niemandem das Recht, die Gefühle eines anderen zu verletzen

Bei der Behandlung des Gesetzes von Schilu’ach Ha’Ken, dem Wegschicken der Vogelmutter, sagt der Vers: „Die Mutter sollst du wegschicken, die Jungen aber darfst du dir nehmen.“ [Dewarim 22:7] Unsere Weisen meinen dazu, dass es für eine Mutter sehr schmerzhaft ist, wenn sie zuschauen muss, wenn ihre Jungen weggenommen werden. Um diesen Schmerz zu vermeiden, wurde uns befohlen, die Mutter zu verscheuchen, bevor wir die Jungvögel an uns nehmen. Der Talmud [Chulin 141a] zieht aus der Wortverdoppelung „Schale’ach te’schalach“ (schicke weg, schicke weg) den Schluss, dass dieses Gesetz sogar dann gilt, wenn die Vögel für die Erfüllung einer Mizwa (Gebot) benötigt werden, wie z.B. für das Opfer eines Mezora (Aussätzigen), bei seiner Reinigung.

Rav Mordechai Katz stellte fest, dass wir dazu neigen auf den Gefühlen eines anderen herumzutrampeln, wenn wir dabei sind, eine Mizwa zu erfüllen. Wir sind der Meinung, dass „die Erfüllung einer Mizwa Vorrang vor den Gefühlen anderer“ hat. Wir stellen uns auf den Standpunkt, dass die Ausführung einer Mizwa uns einen Freipass dafür gibt, die Gefühle anderer zu missachten. „Ich erfülle immerhin eine Mizwa!“

Deshalb sagt der Passuk klar: „Nein. Zuerst musst du die Mutter verscheuchen – sogar, wenn es dir um eine Mizwa geht.“ Die Tatsache, dass du eine Mizwa ausführst, gibt dir kein Recht, den Schmerz, den du der Mutter zufügst, ausser Acht zu lassen.

Der Chason Isch hatte den Brauch, Tefilat Mincha (das Nachmittagsgebet) immer sehr früh, um die Mittagszeit („Minchah gedolah“) zu dawenen. An einem Tag konnte er die notwendige Zahl von zehn Männern für das Gebet („Minjan“) nicht zusammenbringen. Fünfzehn Minuten vergingen, zwanzig Minuten verstrichen – und sie hatten immer noch kein Minjan. Schlussendlich traf ein Zehnter ein. In diesem Moment sagte der Schwager des Chason Isch, Rav Schmuel Grejneman: „Jetzt ist viertel vor eins. Um ein Uhr habe ich einen Termin. Ich habe mit einem Handwerker abgemacht, dass ich ihn bei mir zuhause treffen werde.“

Verschiedene der Versammelten baten ihn, dennoch zu bleiben, um das Minjan nicht platzen zu lassen: „Der Handwerker wird wohl einige Minuten auf dich warten müssen, nicht so schlimm…“. Als der Chason Isch die Diskussion vernahm, reagierte er sofort: „Wenn man an einem bestimmten Ort um ein Uhr einen Termin abgemacht hat, hat man sich dort für das Treffen pünktlich einzufinden. Nur weil ich ein Minjan benötige oder die anderen Menschen hier ein Minjan brauchen, gibt dir das kein Recht, dein Wort zu brechen und jemand anders warten zu lassen. Es ist klar, dass du jetzt gehen musst. Entweder werden wir auch ohne dich ein Minjan haben oder dann eben nicht; du hast dich nur darum zu kümmern, dass du dein Wort hältst und den anderen nicht auf dich warten lässt.“

„Sicherlich musst du die Mutter wegschicken“ – auch wenn es um eine Mizwa geht.

Quellen und Persönlichkeiten:

  1. 1. Rabbi Avraham Jeschaja Karelitz [„Chason Isch“] (1878 – 1953): Rabbiner und Gelehrter, weltweit führende Autorität in jüdischem Recht und Lebensführung; Wilna, Litauen; Benej Berak, Israel.
  2. 2. Rabbi Mordechaj Katz: (1894 - 1964) Geistiger Leiter der Jeschiwa in Tels, Litauen und Rosch Jeschiwa der Telser Jeschiwa in Cleveland, Ohio, Buchautor und eine herausragende Persönlichkeit in der Führung des amerikanischen Judentums.

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Die Bearbeitung dieses Wochenblatts erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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