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Wie können wir auf Vergebung hoffen? - Rav Ciner zu Schabbat Schuwa (Teschuwa) (Ha’asinu) 5781

Ergänzungen: S. Weinmann

 Wie können wir auf Vergebung hoffen?

 

Jeden Schabbat wird anschließend an die Parascha (Wochenabschnitt) die Haftara gelesen. Die Haftara ist ein Abschnitt aus den Propheten, der mit dem Inhalt der gelesenen Parascha oder mit der Zeitspanne, in der wir uns befinden, eine Verbindung hat. Dieser Schabbat, der zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur ist, wird Schabbat Schuwa (Teschuwa) genannt - der Schabbat der Rückkehr/Rückbesinnung, gleich welche Parascha gelesen wird.

Warum der Name „Schabbat Schuwa“? Weil an diesem Schabbat die Haftara mit den Worten „Schuwa Jisrael...“ beginnt [Hosche’a 14,2-10]. Aber auch „Schabbat Teschuwa“ wird er genannt, weil dieser Schabbat in den Asseret Jemej Teschuwa (zehn Tagen der Rückkehr/Reue) ist.

„Schuwa Jisrael ad Haschem Elokecha...“ [Hosche’a 14,2-10] kehre zurück, Jisrael, zu dem Ewigen, deinem G-tt; denn du bist gestrauchelt durch deine Sünde. Bringt mit euch Worte (Sündenbekenntnis) und kehrt zurück zum Ewigen; sprecht zu ihm: Vergib alle Sünden und nimm das Gute (das wir getan), und mit unseren Lippen wollen wir die Opferstiere ersetzen (uneSchalma Parim Sefatejnu)...

 

An diesem Schabbat Schuwa/Teschuwa und generell in den Assret Jemej Teschuwa  müssen wir uns mit Dingen beschäftigen, die in uns das Bewusstsein stärken, dass Haschem der Herr der Welt ist. Wir müssen auch Mittel und Wege finden, um uns geistig für Jom Kippur zu läutern.

Rav Chajim Schmulewitz schreibt, dass eine Möglichkeit, um Verdienste vor dem Richtspruch dieser Jamim Nora’im (ehrfurchtsvolle Tage) zu erwerben in der Bereitschaft liegt, allen denjenigen, die gegen uns gefehlt haben, zu vergeben. Haschems Umgang mit uns ist ein Spiegelbild von unserem Umgang mit anderen… Die Fähigkeit über Schlechtes hinwegzusehen und anderen für das zu vergeben, das sie uns antun, stammt von der Einsicht und trägt zu dieser bei, dass diese Welt Haschem gehört und Er die Dinge leitet, die uns geschehen müssen.

Die folgende Geschichte trug sich in der Jahreszeit zu, in der wir uns gerade befinden. Rav Josef Chajim Sonnenfeld amtete als Vorsitzender eines rabbinischen Gerichtes. Dieses musste einen bitteren, komplizierten Streitfall zwischen zwei Eheleuten beurteilen. Nachdem sie beide Seiten angehört und viele Abwägungen und Gedanken durchgespielt hatten, kamen die Richter zu einem Entscheid, den sie alsdann verkündeten.

Die Seite, die „verloren“ hatte, meinte, dass sie ungerecht behandelt worden sei. Voller Wut platzten die Leute in Rav Josef Chajim Sonnenfelds Haus und begannen, ihn auf beleidigende und bedrohende Weise anzuschreien. Während ihrem ganzen Wutausbruch sass Rav Josef Chajim Sonnenfeld ruhig da und lernte aus einem Talmudband, der aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag. Als ihr Geschrei und ihre Beschimpfungen einen neuen Höhepunkt erreicht hatten, erhob er sich plötzlich zu seiner vollen Grösse und wandte ihnen sein Gesicht zu.

„Hört genau auf meine Worte“, sprach er in dem auf einmal ganz stillen Raum. „Wenn eure Anschuldigungen gegen mich richtig sind und ich und mein Gericht geirrt haben, so habt ihr euren Standpunkt gegen mich bereits vor dem Himmel vorgebracht. Ich hoffe, Haschem wird uns vergeben. Ein Richter muss sich bei seinem Entscheid auf das stützen, was seine Augen in guten Treuen sehen können und das haben wir getan. Jedoch“, fuhr er fort und dabei steigerte sich sein Stimmpegel zu einem Brüllen, „falls wir recht hatten und den Fall korrekt entschieden haben und ihr diejenigen seid, die einen Fehler gemacht haben… dann…“ und er machte eine Pause. Die Gesichter aller, die in sein Haus geplatzt waren, erbleichten vor Angst und sie fragten sich, welch schlimme Flüche sie empfangen würden. „Dann“, fuhr Rav Josef Chajim Sonnenfeld ruhig fort, „will ich, dass ihr es wissen sollt, dass ich allen und jedem von euch für den Ärger, den ihr mir und meiner Familie bereitet habt, verzeihe. Ich segne euch alle und ihr möget für ein gutes und friedliches Jahr eingeschrieben und besiegelt werden.“

Sie verliessen sein Haus schweigsam, betreten und erschüttert…

Einer der Nachbarn, der auch eingetreten war, als der Aufruhr begonnen hatte, wandte sich an den Rav und fragte ihn, wieso er entschieden hatte, ihnen sofort öffentlich zu vergeben. Rav Josef Chajim Sonnenfeld erklärte ihm, dass die Tage des Gerichts begonnen haben. „Ich dachte mir, dass der Vortag des Jom Kippur beginnen wird und sie sich wegen dieses Vorfalls schlecht fühlen werden. Vielleicht hätten sie zu mir kommen wollen, um sich zu entschuldigen, aber sich zu sehr geschämt, um an mich heranzutreten. Um sich zu rechtfertigen, wieso sie nicht um Vergebung gebeten haben, werden sie sich einreden, dass sie ja die ganze Zeit richtig handelten. Sie würden sich noch mehr in ihre Sünde verbeissen und zum Schluss wegen mir bestraft werden. Deshalb habe ich gerade zu Beginn bekannt gegeben, dass ich ihnen vergebe. Auf diese Weise gibt es nichts, was sie von einer kompletten Teschuwa abhält, wenn sie ihre Tat bereuen.“

Mögen wir bescheiden unseren Platz in dieser Welt kennen und mögen wir mit einem Jahr von Leben, Gesundheit und Erlösung gesegnet werden.

Gut Schabbes und eine Gemar Chatima Towa!

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Rav Josef Chajim Sonnenfeld (1848 - 1932): Rav von Jeruschalajim.
  • Rav Chajim Schmulewitz (1902 - 1978): Autor des Buches "Schaj Le'Torah "; Rosch Jeschiwa Mir; Litauen; Kobe; Jerusalem.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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